Donnerstag, 29. September 2011

Spätzle aus der Schnitzelfabrik **




























Wäre dieser traurige Sommer doch nur annähernd so sonnig und warm gewesen wie der jetzige Jahrhundertseptember!! Während uns noch vor zwei Monaten der Neckar-Käptn gen Besigheim schipperte, sitzen wir nun hoch oben auf den Weinbergen von Ingersheim und geniessen in der Abendsonne den berauschenden Ausblick auf den gemächlich dahinfließenden Neckar unter uns. Wie Urlaub!

Gleich neben der Schiller International University, mitten im historischen Zentrum von Ingersheim, lockt die Schnitzelfabrik, vulgo Gasthaus Rössle. Reichhaltige jugoslawische Küche ist offenbar ein erfolgreiches Joint Venture mit tradioneller Hausmannskost eingegangen. Und auch ohne Neckarblick ist der Hinterhof-Gastgarten ein lauschiger Ort: hier ist eindeutig ein Pflanzenfreund am Werk!


Menge: für mich heute zu viel - der Rest wird zusammen mit den übrig gebliebenen Cevapcici meines Mitessers anstandslos eingepackt
Spätzle:
eben aus der Fabrik
Käse:
wieder einmal Emmentaler, der beim Erhitzen leider keine homogene Masse ergibt, sondern grisselig wird und schwimmendes Fett absondert
Zwiebeln: grosszügig in Achtel geteilt und angeschmälzt
Viskosität:
dürftig
Beilage:
ein wirklich frischer und rezent angemachter Beilagensalat, bestehend aus Eichblattsalat, geraspelter Möhre, Weiss- und Blaukraut, sowie Gurkenscheiben und Kartoffelsalat
Zubereitungszeit:
15 Minuten
Abgang:
wie einbetoniert
Preis:
7,90 Euro (inklusive Beilagensalat)

Bewertung: Spätzle auf folkloristisch angehauchtem Teller, blühende Pflanzen in jedem Winkel - das erlebt man nicht alle Tage. Allerdings sei die Schnitzelfabrik eher ausdauernden Fleischessern anempfohlen. Mein Begleiter war zumindest vom reichhaltigen Cevapcici-Teller (10 Stück, Fritten, Reis, Ayvar, Zwiebeln, Beilagensalat) vollkommen erschlagen


Lokalität: Gasthaus Rössle - Schnitzelfabrik
Kirchplatz 9
74379 Ingersheim
Telefon: 07142/57148
Telfax: 07142 / 57158


Samstag, 24. September 2011

Geschmollt wird nicht ***





























Auf halbem Wege zwischen Herrenberg und Tübingen liegt die kulinarisch überaus interessante Gemeinde Ammerbuch. Gerne würden wir hier öfter einfallen - würden wir nicht regelmäßig Opfer der lokalen Radarkontrolle werden. Bleibt nur noch eine beschwerliche Schönbuchdurchquerung zu Fuss. Und das verursacht einen kolossalen Appetit.

Das örtliche Cafe Schmoll beeindruckt durch eine rund 80jährige gastronomische Erfahrung. Allein das Rezept der wahrlich imponierenden Maultaschen (wöchentlich werden über 800 Stück davon noch von Hand produziert) gehen auf die Großmutter der jetzigen Patronin zurück. Die sympathische Speisekarte im Retro-Stil zeugt von deftiger Hausmannskost: Semmelknödel, Leberknödel, Rostbraten, Riesen-Wiener-Schnitzel.

Nicht umsonst verdanken wir unserem Hausfreund Mike diesen Gastro-Tipp.


Menge: mächtige Portion
Spätzle:
nach alter Familientradition hausgemacht
Käse:
eine dicke Schicht geschmolzenen Emmentalers liegt flächendeckend über der Spätzlemasse
Zwiebeln:
großzügige Menge, sehr würzig, sehr schlonzig
Viskosität: bedauerlicherweise können Käse- und Spätzleschicht keine Verbindung eingehen
Beilage: frischer Salat mit zwei traurigen Dosenkomponenten: geraspelte Karotte und Mais
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Abgang:
etwas beschwerlich (liegt vermutlich am Volumen)
Preis: mit rund 9 Euro - inklusive Beilagensalat- im oberen Preissegment liegend
Bewertung:
Idyllische Gartenwirtschaft mit altem Baumbestand, sowie großzügige Gaststube. Die Wirtin überschlägt sich fast vor Freundlichkeit und Entgegenkommen. Sämtliche Speisen beeindrucken durch ihre schiere Menge und die bodenständige Zubereitung.

Absolut empfehlenswert: Maultaschen in der Brühe "so viel man kann" für 7,50 Euro. Begleitende Kinder essen umsonst.


Lokalität:
Restaurant Cafe Schmoll
Inhaber: Willfried Schmoll
Bahnhofstr. 25
72119 Ammerbuch - Entringen
Telefon: 07073 6289
Telefax: 07073 500208
E-Mail: info@restaurant-schmoll.de

Sonntag, 18. September 2011

Ammertalgold ***






























Lange bevor ich zum ersten Mal im Unterjesinger Gasthof Lamm speise, sind mir die hochprozentigen Produkte aus dem Hause Volker Theurer bekannt: der Quittenbrand, der Honig-Willy, der schwäbische Ammertal-Whisky (70% Malt, 30% Grain). Absolut köstlich, absolut hochwertig. Als langjähriger Favorit gilt jedoch der geschmacksexplosive Haselnussbrand. Schon der Korken duftet so intensiv nach Nougat, dass mir die Knie zittern. Serviert wird bei mir diese Köstlichkeit nur an hohen Feiertagen und Jubiläen.

Besuch vom Bodensee führt uns heute ins Gasthaus Lamm.
Wie immer sind alle Tische besetzt (Reservierung wird empfohlen). Der regionale Unterjesinger Weißwein kann zwar nicht mit dem Meersburger Pendant mithalten, doch die Stimmung unserer Gruppe steigt von selbst. Drei von sechs Personen wählen Käsespätzle - das spricht für sich!


Menge:
ausreichend
Spätzle: etwas teiglastige und geschmacksneutrale, jedoch goldgelbe Eigenproduktion
Käse: wieder einmal Emmentaler - die am Bodensee beheimateten Mitesser denken wehmütig an rezenten Bergkäse und auch ich sehne mich nach etwas Abwechslung
Zwiebeln: saftig geschmälzt
Viskosität: tendenziell eher sahnig
Beilage: feiner gemischter Salat mit leichtem Dressing (ich geniesse Kresse und frische Champignons)
Zubereitungszeit: etwa 20 Minuten
Abgang: unbedenklich - die zum Abschluss konsumierten Destillate haben gehörig aufgeräumt
Preis: vermutlich zwischen 8 und 9 Euro (wurde eingeladen!)
Bewertung: Qualitätsvolle regionale Küche mit internationalem Anklang. Die ganze Bandbreite der hervorragenden Destillate kann auch im Lokal genossen und erworben werden. Eine herzhafte Grundlage wird empfohlen. Volker Theurer ist zugleich als Brennmeister wie auch als Küchenchef tätig.


Lokalität:
Gasthof - Hotel - Restaurant Lamm
Jesinger Hauptstrasse 55/57
72070 Tübingen - Unterjesingen
Telefon: 07073 / 91 82 0
Telefax: 07073 / 91 82 99

Hier steppt der Bär ***





























Die Route unserer kleinen Herbstrundfahrt ist nicht nur kulinarisch, sondern auch historisch gut gewählt: 1474 heiratete Barbara Gonzaga pompös in Bad Urach, 1503 wurde sie in Kirchheim unter Teck begraben. Ob sie ebenfalls Spätzle mochte, ist leider nicht belegt. Wir tippen eher auf Tortellini.

Zwischen zwei erhellenden und launigen Stadtführungen des umtriebigen Rheinländers Willi Kamphausen (der nach fast 40jährigem Exil durchaus zu schwäbischem Zungenschlag fähig ist), stranden wir im Gasthaus Bären, direkt im Windschatten des örtlichen Rathauses gelegen. Ein spätsommerlich laues Abendlüftchen treibt die Menschen nach draussen. Trotz vollen Bierbänken schlängelt sich die Bedienung wacker durchs Volk, bleibt freundlich und aufmerksam.

Nicht nur an diesem Freitagabend scheint hier der Bär zu steppen. Neben einem Maultaschen-, einem Spaghetti- und einem Schnitzel-Tag, gibts täglich wechselnden Mittagstisch und wochenends ein riesiges Frühstücksbüffet. Aber wir müssen leider weiter.

Menge: gerade genug
Spätzle:
offensichtlich aus Eigenproduktion
Käse:
der Klassiker: Emmentaler
Zwiebeln:
saftig und aromatisch geschmälzt, reichlich
Viskosität:
sehr soft, sehr weich
Beilage:
sahnig angemachter Beilagensalat mit folgenden Komponenten: grüner Salat, Rucola, Tomate, Gurke, Mais (für mein Dafürhalten eher überflüssig), Möhre
Zubereitungszeit:
trotz des immensen Andrangs lediglich 15 Minuten
Abgang:
leicht
Preis:
8,50 Euro (inklusive kleinem Beilagensalat)
Bewertung:
Gut besuchtes, zentral am Marktplatz gelegenes Szenelokal mit Ausblick auf Fussgängerzone und Rathaus. Bodenständige Gerichte und zahlreiche Aktionen. Gerne wieder!


Lokalität: Gaststätte zum Bären
Inhaber: Michael Holz

Marktstraße 18
73230 Kirchheim / Teck

Telefon: 07021-49 200
Telefax: 07021-83564
E-Mail: info@mholz.de

Samstag, 10. September 2011

Stratosphärenmenü **






























Stuttgart-tourist.de ruft werbewirksam zur "Traumhaften Region Stuttgart" aus - und wir sind dabei! An den letzten vier Tagen der Sommerferien locken uns Bad Urach, Kirchheim und Bad Boll.

Passend zum nahen Biosphärengebiet Schwäbische Alb bietet unser "Flairhotel Vier Jahreszeiten" ein dreigängiges Biosphären-Menü (offiziell mit Zutaten der Region). Indes übersteigt der hohe Anspruch der enttäuschenden Realität. Trotz der überaus freundlichen und bemühten Patronin ist nicht zu übersehen, dass das Haus bessere Zeiten gesehen hat.

Als Vorspeise werden grüne Blattsalate gereicht, an denen wir das in der Karte angespriesene Bremelauer Sahnedressing komplett vermissen. Zum Hauptgang Maultaschen oder Kässpätzle: ordentlich, aber nicht aussergewöhnlich. Als Dessert: Eis, mariniertes Obst und Sahne, die vermutlich das Haltbarkeitsdatum überschritten hat. Dafür für 2 Personen im Rahmen einer Sonderaktion 57 Euro zu verlangen, erscheint uns doch stratosphärich abgehoben.


Menge: als Bestandteil eines Menüs ausreichend
Spätzle: selbstgemacht
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: saftig geschmälzt
Viskosität: herzhaft Fäääääden ziehend
Beilage: der sonst übliche Beilagensalat wird extra als Vorspeise gereicht
Zubereitungszeit: die Gänge folgen in rascher Abfolge, so dass wir explizit um grössere Pausen bitten müssen (immer im Auge behaltend, dass wir bis 22 Uhr fertig sein sollten)
Abgang: leicht brodelnd, was aber eher dem grenzwertigen Dessert zuzuschreiben ist
Preis: stolzer Gesamtpreis: siehe oben!
Bewertung: ein insgesamt enttäuschendes Menü, bei dem die Kässpätzle noch das erfreulichste Modul sind. Das nahe Biosphärengebiet zum Aushängeschild zu nehmen, reicht zwar, um Originalität und Qualität zu suggerieren - das Resultat finden wir jedoch eher beschämend.


Lokalität: Flair Hotel Vier Jahreszeiten
Stuttgarterstr. 5
72574 Bad Urach
Telefon: 07125/ 94 340
Telefax: 07125 / 94 34 94
E-Mail: info@flairhotel-vierjahreszeiten.de

Freitag, 9. September 2011

Laible & Spätzle **






























Das schmucke Albstädtchen Bad Urach ist nicht nur durch Wasserfälle, Thermalbad und Graf Eberhard im Bart (nebst Gattin Barbara Gonzaga) bekannt geworden, sondern nicht zuletzt durch den urigen SWR-Mehrteiler Laible und Frisch - "ein Paradestück um Verrat, Intrigen, Streit und die ganz große Liebe" (O-Ton Pressemitteilung).

Exakt 3 Monate nach dem bedauerlichen Aus der schwäbischen Bäcker-Saga besuchen wir Urach zu gastronomischen Recherchen und verlieben uns spontane in eine reale Bäckerei am Marktplatz: Ausblick auf heimeliges Fachwerk, herzliche Bedienung und lokales Speisenangebot - dazu das bunte Treiben am Set der neuen Serie Fuchs und Gans.

Nirgendwo schwäbeln die Einheimischen wohlklingender als hier, nirgendwo bäckt der "Beck" einfallsreicher und origineller. Neben Zwiebelkuchen und Zwetschgenschnitten sind ganz selbstverständlich auch Kässpätzle und Currywurst im Speisenangebot - und werden formschön im Glas serviert. Wir erheben unser Glas Schäfleshimmel und sagen: Prost!


Menge: kleiner Mittagssnack
Spätzle:
in den BeckaBeck-Headquarters in Böhringen selbstgemacht
Käse:
Emmentaler
Zwiebeln:
leider nur Röstzwiebel-Fertigschnippsel aus der Packung (doch das ist den örtlichen Umständen geschuldet und somit verzeihbar)
Viskosität:
ordentlich Fäden ziehend
Beilage:
kleiner, frischer Beilagensalat aus Blattsalat, Gurke, Tomate und Paprika
Zubereitungszeit: knapp 10 Minuten
Abgang:
erst leicht, später etwas beschwerlich - während der nachfolgenden Wanderung leider geradezu explosiv
Preis:
irgendwo um die 7 Euro
Bewertung:
Sonderpunkte für 1a-Lage und Ausblick, lobende Erwähnung für den herzlich-gemütlichen Service und das reizvolle Angebot regionaler Produkte in der Uracher Bäckerei. Die Fertigzwiebelraspel denken wir uns einfach weg.

Lokalität: Cafe Beck
Marktplatz 11
72574 Bad Urach

Telefon: 0 71 25 / 4 07 33 07