Montag, 15. April 2019

Auf der Suche nach Mo ***


















Heutzutage wird man nicht mehr häufig in ein Esszimmer eingeladen. Und wer ist Mo? The Mothers of Invention? Ein ländlicher Ableger von Mos Eisley? Oder schlichtweg der coole Nickname des Besitzers?

Die Suche nach Mo treibt uns an einem Montagmittag ins kulinarisch eher vernachlässigte Schönaich. Das Esszimmer enpuppt sich als verwunderliches Crossover zwischen einem rustikalen amerikanischen Diner und der flitternden Glitzerwelt einer türkischen Hochzeit. Da wir die einzigen Gäste sind, kann sich ein sehr bemühter, fast serviler jugendlicher Kellner (Mo´s Grossneffe?) ganz und gar unserem Wohle widmen.

Menge: eine üppige Portion
Spätzle:  vollschlank und vollmundig
Käse: Gouda
Zwiebeln: fein angeschmelzte Zwiebelstreifen
Viskosität: extrem sahnig
Beilage: eine sparsame Deko von relativ geschmacksneutralen Bauteilen eines Beilagensalats - mit einem Klacks roséfarbener Cocktailsauce
Zubereitungszeit: relativ rasche 12 Minuten
Abgang: die gehaltvolle Sahnebombe stopft enorm
Preis: 8,80 Euro inklusive Salatdekoration plus 0,2 Liter eines Softgetränks (als Mittagstisch-Angebot)
Bewertung: Nach diesem Besuch sind Augen und Magen dermassen gestättigt, dass wir unverzüglich aufs heimische Canapée niedersinken.

Lokalität: Mo´s Esszimmer
Bahnhofstr. 8
71101 Schönaich
Tel. 07031 9227321
E-Mail: info@mos-esszimmer.de

Sonntag, 7. April 2019

Angewandte Lebensfreude ***

















Hier röhrt noch Rory Gallagher und ächzt AC/DC. Zumindest revivalmässig. Fernab jeder grösseren Metropole und weit draussen auf der Alb hat sich eine Alternativ-Kultur erhalten, deren Ambitionen alle Zeitläufte überstehen. Hier fühlt man sich glatt noch in seine Jugend und die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück gebeamt.

Der "Verein für angewandte Lebensfreude" betreibt unter wechselnder Ägide im sonst eher verschlafenen Meidelstetten das Gasthaus Adler, dem durchaus noch die ursprüngliche Dorfwirtschaft anzusehen ist. Mit entwaffnender Natürlichkeit kommen hier saisonale und regionale Produkte zum Einsatz, ohne dass man einen grossen Bohei daraus machen würde.

Menge: selbst die kleine Portion ist noch gehörig
Spätzle: "Natürlich hausgemacht", wie man uns mit Inbrunst versichert
Käse: offenbar ein spezieller Spätzles-Käs-Mix (der Gastro-Grosshandel grüsst)
Zwiebeln: reichlich krosse Röstzwiebeln
Viskosität: elastisch
Beilage: unter der unspektakulären Oberfläche offenbart der Beilagensalat wahre Schätze: ultrafein geraspelte Möhren-, Rettich- und Zucchinistreifen, zarte Gurkenscheibchen, knätischiger Kartoffelsalat, junger Blattsalat - mit einem leichten Dressing wie einst bei Muttern Käthe
Zubereitungszeit: geschätzte 20 Minuten
Abgang:  das späte Mittagessen sättigt bis tief in die Nacht hinein
Preis: 9,40 Euro für die kleine Portion (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Ehrliche Küche mit leicht weltläufigen Anklängen - und wenn es nur der Chilifaden als Deko über den schwäbischen Spätzle ist. "Schmeck den Süden" ist natürlich auch im Spiel.

Lokalität: Gasthaus Adler
Kirchgässle 3
72531  Hohenstein-Meidelstetten
Tel: 0 73 87 / 98 88 94
E-Mail: info@adler-meidelstetten.de

Samstag, 6. April 2019

La vie en rose *****

 

















Selten offenbare ich meine Mission und lüfte den Inkognito-Schleier. Doch zwischen der Ankündigung meines Kommens und der tatendurstigen Ausführung liegen so viele Jahre, dass die Kässpätzle schon aus der Speisekarte verschwunden sind.

Das muss kein Hinderungsgrund sein. In der Küche mobilisiert man alle Kräfte und besonders das Knowhow eines Frankfurter Experten. Und das vollkommen unaufgeregt und ohne Diskussion. Bis zur Vollendung kühlen wir unseren Geist mit einem lauten Viva con Aqua, gefolgt von einem sensationellen Big Ben. Denn ein besonderes Fest will gefeiert werden: den 300. Beitrag dieses Blogs!

Menge: wie immer, wenn alle Sinne auf Hochtouren laufen, muss ich kapitulieren und schaffe nicht die ganze Portion
Spätzle: flachbrüstig, fast wie breite Nudeln anmutend
Käse: ein erstaunlich geschmacksintensiver Emmentaler
Zwiebeln: Röstzwiebeln können ad hoc nicht herbeigezaubert werden - doch von den alternativ angebotenen Schmelzzwiebeln mit unterschwelligem Kräuteraroma (ich tippe auf Thymian) gebe ich mir die volle Ladung
Viskosität: geschmeidig
Beilage: der Salatteller vereint ein ganzes Bouquet vegetabiler Genüsse, die die Küche aktuell zu bieten hat: vor allem knackige Blattsalate und Sprossen, erdig aromatische Möhren- und Selleriestreifen, Ablinsen und getrocknete Tomaten, Kartoffelsalat und zwei Grissini als Topping
Zubereitungszeit: die Uhrzeit ganz aus dem Blick verlierend, erfreue ich mich an einem farbintensiven Amuse Buche von Wurzelgemüsen
Abgang: von einem Palmischbirnenbrand gekrönt
Preis: der bleibt allseits ein Geheimnis
Bewertung: Was länge währt, wird endlich gut. Flankiert von weiteren kulinarischen Genüssen und önologischen Offenbarungen gerät der Rose-Abend zum unvergesslichen Erlebnis. Daher einen Gruss zurück an die Küche und besten Dank für die aussergewöhnliche Umsetzung meiens Wunschgerichts.

Lokalität: Bio-Restaurant Rose
Aichelauer Strasse 6
72534 Hayingen-Ehestetten
Tel.: 07383/94980
E-Mail: info@biorestaurant-rose.de