Sonntag, 30. Dezember 2012

Im Schatten des Zeppelins ****

















Auch die Kliniken Schmieder gewähren Freigang - vor allem an hohen Feiertagen!

So schippere ich einen Tag vor Silvester mit dem Katamaran nach Friedrichshafen und studiere im Zeppelinmuseum mit Verwundern die faksimilierte Speisekarte einstiger Luftschiffe. Kässpätzle gehörten seinerzeit noch nicht zu den Spezialitäten.

Doch in der Gegenwart ist meine Leibspeise nur ein paar Schritte weit entfernt. Gerade vis à vis des Museums - in prominenter 1a-Lage direkt am Hafen - residiert Felders. An einem sonnigen Sonntagnachmittag zwischen den Jahren platzt das Lokal förmlich aus allen Nähten. Bleibt gerade noch ein letzter freier Platz auf einem Barhocker nahe der Küche.

Welch ein Ausblick: vor uns durch die großzügige Fensterfront auf ein verschneites Alpen-Panorama, hinter uns directement in die durchgängig verglaste Küche hinein. Hier bleibt kein Krümel im Verborgenen, hier wird jeder Handgriff offengelegt, hier ist Transparenz Programm.

Menge:  so üppig, dass ich mir die Reste einpacken lassen muss
Spätzle: handgeschabt und kurz im heißen Wasser erhitzt 
Käse: großzügige Tranchen von herzhaftem Bergkäse, in der Pfanne untergehoben 
Zwiebeln: überbordende Mengen ultra-knusprigen Materials  
Viskosität: herrlich zähe Fäden ziehend
Beilage: ein sehr frischer Blattsalat mit sahnig-leichtem Dressing 
Zubereitungszeit: 35 Minuten bei vollem Haus - frische Küche braucht ihre Zeit   
Abgang: wärmend und wohltuend sättigend
Preis: 9,50 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Nur wenn sich Schwung, Esprit und eine unbändige Lust an frischen, echten, unverfälschten Lebensmitteln verbinden, kann eine solch genussreiche Küche wie im Felders entstehen. Ebenfalls überzeugen die zentrale Lage und ein stets freundlicher Service trotz überfülltem Haus.

Lokalität: Restaurant Felders
Karlstr. 42
88045 Friedrichshafen
Telefon: 07541 391955
Telefax: 07541 391971

Samstag, 22. Dezember 2012

Die Krönung ***

















Die Brotlaube 2a gehört durchaus zu den feinsten Adressen Konstanz´ in exquisiter Innenstadtlage. Das traditionsreiche Gebäude kann auf eine 650 Jahre alte wechselvolle Geschichte zurückblicken, die durch ein klug durchdachtes aktuelles Nutzungskonzept gekrönt wird.

Den großherrschaftlichen Eingang schmückt heutzutage ein gepflegtes, jahreszeitlich inspiriertes Pflanzengesteck neben einer Plakette des Lions Clubs und den Ausblick auf eine geschwungene, mit rotem Teppich belegte Freitreppe. Neurig emporsteigend landen wir in den großzügigen Räumen des Restaurants und Kaffeehauses Krone, das gepflegt in dunklen Tönen mit roten Akzenten möbliert ist.

Die hohe Senioren- und Rollstuhldichte des Lokals erklärt sich auch bald schon durch die räumliche Integration der Tertianum Residenz, einer exklusiven Heimstatt für begüterte Bewohner des „Troisième âge“ (wäre durchaus eine Vision für meinen nächsten Lebensabschnitt).


Menge: trotz der Darreichungsform in einem gusseisernen Pfännle eine seniorentaugliche Portion
Spätzle: die warteten bereits fertig gegart auf ihre Weiterverarbeitung
Käse: herzhafter Allgäuer Bergkäse
Zwiebeln: eine wahre Überfülle von knirschend trockenen Röstzwiebeln
Viskosität: mit sahnigem Schmelz
Beilage: leider keine - ein Beilagensalat hätte das Arrangement sichtlich aufgewertet
Zubereitungszeit: wahrlich rekordverdächtige 5 Minuten
Abgang: ein bleibendes Völlegefühl erzeugend
Preis: 8,20 Euro
Bewertung: Das überaus gepflegte, geschmackvolle Interieur und der zuvorkommende Service stimmen uns milde, auch wenn die Kässpätzle noch verbesserungswürdig sind (irritiernd: die Diskrepanz zwischen sahniger Spätzlemasse und überkrossen Röstzwiebeln). Durchaus ein feiner Ort für kleinere Familienfeiern.

Lokalität: Restaurant & Kaffeehaus Krone
Restaurantleiter: Michael Möhring
Brotlaube 2
78462 Konstanz
Tel. 07531 - 1285100
Fax. 07531 - 1285130
info@krone-konstanz.de

Dienstag, 18. Dezember 2012

Untergehende Sonne *

















Konstanz in der Vorweihnachtszeit, bei Nieselregen und klammer Kälte, ist genauso unwirtlich wie jede andere Stadt. Wer sich nicht auf dem übervollen Weihnachtsmarkt oder im von den Schweizern annektierten Kaufhaus Lago herumdrücken will, kann nur  Schutz in einer Gaststätte suchen.

Allzu heimelig wirkt die "Untere Sonne" zwar schon von außen nicht, doch die gutbürgerliche Speisekarte suggeriert bodenstädige Küche. Leider schlägt einem schon beim Eintreten ein unverkennbarer Odeur entgegen, der der Speisenaufnahme eher gegenläufig ist.

Die enge räumliche Nähe von wenig ermunternder Küche und geruchsintensiver Toilette erinnert mich leider an ein Pekingentenlokal in den Hutongs von Chinas Hauptstadt. Der Ausblick von meinem Tisch direkt durch die Anrichte auf den Küchenchef und auf die etwas kruschtelige Theke nimmt mir fast den Appetit. Immerhin versucht die etwas desorientierte Servicedame meinen aufkeimenden Unmut vage zu bändigen.

Menge: knapp den Tellerboden bedeckend
Spätzle: kurzbeinig und gleichförmig (sichtlich ein Fertigprodukt)
Käse: laut Auskunft der sich in der Küche rückversichernden Bedienung: "Emmentaler, mit Sahne verfeinert"
Zwiebeln: knurpselige Schnippsel in überschaubarem Maße
Viskosität: mantschig
Beilage: Blattsalatemischung (Radicchio, Ackersalat, grüner Salat) mit geraspelten Möhren und Fertigdressing
Zubereitungszeit: überraschend kurze 10 Minuten
Abgang: leicht brodelnd
Preis: 9,40 (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Hier wird leider Schmuddeligkeit mit Rustikalität und einfallslose Schlichtheit mit Bodenständigkeit verwechselt. Das in der Karte als Viertele ausgewiesene Schorle wird in einem 0,2-Liter-Glas serviert. Erst nach meiner Mengenreklamation wird irritiert nachgelegt und der fehlende Rest in einem Probierglas vom letzten Weinfest ausgeschenkt. Falls mich nicht der Hunger angetrieben hätte, wären die Kässpätzle wohl zur Hälfte zurückgegangen.

Lokalität: Restaurant Untere Sonne
Inhaber: Hans-Egon Altenburger
Hussenstr. 6
78462 Konstanz
Telefon: 07531 21964

Dienstag, 11. Dezember 2012

Spätzle à la Schmieder **


















Einmal Kliniken Schmieder, immer Schmieder. Wartet das Familienunternehmen mit der Rechtsform einer Stiftung doch mit einem überzeugenden Gesamtkonzept auf: oftmals erholsamer, weiter Blick auf den Bodensee, mediterrane Ernährungsform und eine aufmunterende "Nie Aufgeben"-Mentalität.

Als Vegetarier und Grünköstler kommt mir die hiesige Küche schon sehr nahe. Ich schwelge in Gemüsebüffets und Rohkostplatten, Goldmännchen-Tee und Buttermilch, Müsli und Tofu-Curry.

Vor allem die Konstanzer Küche würde in ihrer Gesamtheit glatt fünf meiner wohldosierten Sterne verdienen. Finden sich doch auf einem ganz normalen Wochenspeiseplan so aparte Delikatessen wie "Capellini mit Kürbisfüllung an leichter Paprikasauce, mit Kartoffeln, Bohnen und Schwarzwurzeln umlegt" oder "Lauchtörtchen in Champignonsauce mit Mandel-Broccoli".

Wieso stellen gerade die Kässpätzle einen bedauerlichen Ausrutscher da? Sinnierend kehre ich auf mein Zimmer zurück und schaue zum Trost eine Wiederholung des Konstanzer Tatorts an.

Menge: so viel wie auf einen grossen Teller passt
Spätzle: sehr teiglastige, tendenziell ziemlich trockene Knöpfle
Käse: herzhafter Bergkäse
Zwiebeln: einen Klacks geschmälzter frischer Zwiebeln obendrauf
Viskosität: Konsistenz von Dampfnudeln
Beilage: leckerer Beilagensalat nach Wahl mit dreierlei verschiedenen Dressings
Zubereitungszeit: die kennt nur der Klinikkoch
Abgang: enorm viel Flüssigkeit einfordernd (da hilft die begleitende Rahmsauce kaum)
Preis: in der Rundumversorgung inkludiert
Bewertung: Wir erinnern uns dumpf - schon bei Schmieder in Allensbach gehörten die Kässpätzle nicht zu den lukullischen Highlights. Egal, das restliche, sonst sehr hochwertige und ständig frische Essensangebot entschädigt uns für kleine Unpässlichkeiten.

Lokalität: Kliniken Schmieder Konstanz
Eichhornstr. 68
78464 Konstanz

Sonntag, 9. Dezember 2012

Rossini in Konstanz ***

















Während Konstanz noch im März frühlingshaft leuchtete, ist es im Dezember in trübe Nebligkeit getaucht. Nur der Weihnachtsmarkt flackert, blinkt und irrlichtert in allen Regenbogenfarben.

Wer seinen Hunger nicht im Stehen mit aufgedunsenen Dampfnudeln und fetttriefenden Raclettebrötchen stillen möchte, wird fast unweigerlich von den Bürgerstuben angezogen, deren Pavillon zentrumsnah zwischen Konzil, Bahngleisen, Hauptstrasse, Markstätte, Schiffsanlegestelle und Weihnachtsmarkt liegt.

Hat der vordere Bereich des Lokales noch den hölzernen Charakter eines zugigen Bahnhofwarteraumes, zeigt sich der hintere Nichtraucherbereich von der innenarchitektonischen Anmutung eines Kaffeehauses. Mit etwas retrospektivem Charme und verhaltenem Bemühen. Weshalb mein Teller den Schriftzug "Rossini" trägt, entzieht sich jedoch meiner opernhafter Vorstellungskraft.


Menge: ausreichend
Spätzle: leider zu perfekt geformt, um selbstgemacht zu sein
Käse: eine gelungene Melange aus Edamer und Bergkäse
Zwiebeln: frische, grobe Stücke, die nur kurz angeschmelzt wurden
Viskosität: leicht sahnige Fäden ziehend
Beilage:  Fehlanzeige! Drei Rucolablättchen und ein Möhrenstreifen können keinen Salat ersetzen
Zubereitungszeit: eine knappe Viertelstunde
Abgang: leichten Durst erzeugend
Preis: 8,20 Euro ohne Beilage
Bewertung: Die rezenten Käsespätzle mit pfeffrigem Unterton liegen durchaus im oberen Mittelfeld, doch es mangelt uns schmerzlich an einem Beilagensalat. Die zentrale Lage der Bürgerstuben laden auch eilige Durchreisende, Biker und Reisegruppen zu einem vollwertigen Essen ein.

Lokalität: Konstanzer Bürgerstuben
Familie Beshiri
Bahnhofplatz 7
D-78247 Konstanz
Telefon: +49 (0)7531 - 2 46 62
Telefax: +49 (0)7531 - 2 91 74
E-Mail: info@beshirigastro.deMail-Adresse

Samstag, 1. Dezember 2012

Ess noh, dass was wirschd! *****



Man nehme ein schnuckeliges, zartrosa getünchtes Häusle in der Radolfzeller Innenstadt, statte es wie eine ausgewachsene Puppenstube mit urigem Mobiliar, bäuerlichen Accessoires und putzigen Hinguckern aus, ziehe auf der Speisekarte alle Register der schwäbischen und badischen Küche und empfange jeden Gast mit entwaffnender Herzlichkeit: fertig ist das Liesele!

Hier ist bodenständige Küche wie daheim angesagt (nur noch besser!): von Ochsenmaulsalat bis Ofenschlupfer, von Saure Nierle bis Saiblingsfilet, von Zwiebelrostbraten bis Zwetschgen-Topfenknödel. Absolut empfehlenswert: ein Moscht von Stahringer Streuobstwiesen oder ein bizzzeliger "Brisanti" Bodensee-Cidre.


Menge: unter zwei Größen wähle ich "a bissle weniger" - und bin damit gut bedient!
Spätzle: hausgemacht mit einer überdimensionalen Gastronomie-Spätzlepresse, die ich gerne beim nächsten Besuch besichtigen möchte
Käse: wahlweise Edamer (mild), Allgäuer Alpkäse (herzhaft) oder Original Appenzeller (kräftig)
Zwiebeln: großzügige Menge, sehr knusprig frittiert
Viskosität:samtig
Beilage: ein Beilagensalat nach Wahl von einem üppigen Salatbüffet, das alleine schon eine Auszeichnung wert wäre
Zubereitungszeit: 20 Minuten, die genügend Zeit lassen, um noch eine Flädlesuppe zu schlürfen und sich am leckeren Büffet die Salatschale zu füllen
Abgang: pappsatt machend
Preis: Staffelpreise je nach Grösse und Käsesorte - meine kleine Portion mit kräftigem Appenzeller kostet inklusive Beilagensalat absolut gerechtfertigte 10,90 Euro
Bewertung:1a-Kässpätzle  in attraktiven Variationen. Heimeliges, urtümliches  Ambiente. Herzlicher Service. Hier vergeben wir die Bestnote und reservieren begeistert einen Tisch für  Weihnachen.

Lokalität:Restaurant Liesele
Inh. Volker Allinger
Höllstraße 3
D-78315 Radolfzell

Telefon 07732 - 972215
Telefax 07732 - 972214
E-Mail: info@liesele.de