Samstag, 30. August 2014

Alter Calwer! ***


















Alter Schwede! Dieses Lokal steckt voller Überraschungen! Ganz entgegen seiner Namensgebung wartet das in der Einflugschneise zur Altstadt gelegene Restaurant mit modernem Ambiente und einer schicken  Aussenterrasse auf.

Heute hat der Inhaber Thomas Peter seinen Platz hinterm Herd gegen einen an der Sonne eingetauscht: hier kann die in Jesolo erworbene Urlaubsbräune noch etwas vertieft und zugleich der umtriebigen Kontaktfreude gefrönt werden. Der überaus kommunikative und superfreundliche Patron scheint hier Hinz und Kunz zu kennen und hat für jeden Passanten ein nettes Wort, ein kleines Schwätzchen übrig.

Nebenbei erklärt er einem skeptischen Interessenten die Herkunft der Kutteln - und  macht für mich spontan eine Portion Kässpätzle klar, auch wenn die gar nicht auf der Karte stehen. Leider wird meine Leibspeise im Übereifer mit reichlich Schinken serviert, was mir als Vegetarierin gewisse Mühe beim Zerlegen abverlangt.


Menge: reichhaltige Portion
Spätzle: ganz augenscheinlich aus Eigenproduktion
Käse: reiner Emmentaler
Zwiebeln: Sonderpunkte für mikroskopisch fein ziselierte Zwiebelpartikelchen
Viskosität: von gefälliger Geschmeidigkeit
Beilage: lecker anzusehen und geschmackvoll auf einem Porzellanschiffchen angerichet: schön schlonziger Kartoffelsalat, knackiger Rucola, gestiftelte Möhre, mit Kümmel gewürzter Krautsalat und frische Tomate
Zubereitungszeit: im Handumdrehen - keine gefühlte 10 Minuten!
Abgang: leicht
Preis:8,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung:  Ambitionierter und kommunikationsfreudiger Heckengäu-Koch mit einem hervorragenden saisonalen und regionalen Angebot. Es lohnt sich durchaus, eigene Wünsche zu äußern: was nicht auf der Karte steht, wird nach Möglichkeit ganz schnell herbeigezaubert.

Lokalität: Zum Alten-Calwer
Lederstraße 1
75365 Calw
Telefon: 07051 / 4 09 33
Telefax: 07051 / 36 53
E-Mail: info@alt-calw.de

Dienstag, 26. August 2014

Gold, Geld und Tagesgedeck **


















Pforzheim bei klammem Nieselwetter. Vergessen ist der lockende Ruf als Gold- und Schmuckstadt, der illustre Ruhm als legendäre Heimat des Humanisten Reuchlin. Wachsender Appetit treibt mich durch die Innenstadt, verzweifelt auf der Suche nach einem warmen Mittagstisch.

Ein handgeschriebenes Tagesessen-Schild lockt mich ins Volksbankhaus. Und siehe da: wer ahnt schon, wie nahe Geld und Verpflegung beisammen liegen? Während eine Tür weiter Hunderterscheine und Bausparverträge über den Tresen gehen, sind es im Cafe Stecher eher Sahnetorten und Salatplatten. Da auch Ambiente und Bedienung einen freundlichen Anschein erwecken, nehme ich Platz.


Menge:  für einen Hungrigen eher zu dürftig
Spätzle: ich wage nicht, nach der Herkunft zu fragen
Käse: ganz klassisch: Emmentaler
Zwiebeln: reichlich saftig angeschmelzte Frischware
Viskosität: anständig zähe Fäden ziehend
Beilage: eher ein farbenfroh bemühtes Dekorationselement aus einem überreifem Tomatenachtel, mehreren Salatblättern, zwei Gurkenscheiben und drei Streifen Paprika aus dem Glas
Zubereitungszeit: sehr schnelle 10 Minuten
Abgang: unbemerkt
Preis: 6,80 Euro
Bewertung:  Hübsch anzusehen, rasch serviert und beschwerdefrei verdaut. Dennoch vermisse ich die gastronomischen Finessen und die lang anhaltende Sättigungskraft der weitreichenden Kässpätzle-Thematik.

Lokalität: Cafe Stecher
Im Volksbankhaus
Westliche-Karl-Friedrich-Str. 53
75172 Pforzheim
Telefon:  07231/ 140197

Mittwoch, 20. August 2014

Peynirli eriste **




Türkische Kässpätzle?? Diesen Bauernfang hätten die 3 Mohren gar nicht nötig gehabt! Seit der fulminanten Eröffnung im Mai 2014 beeindruckt das Restaurant am Schafhausener Platz mit gehobener türkischer Küche und gepflegtem Ambiente, nebst historischen Wurzeln und mediterran angehauchtem Aussenbereich. Unser erstes Testessen am Muttertag zog sich zwar bis kurz vor Mitternacht dahin, überzeugte jedoch durch eine ambitionierte Küche und einzigartigem Feeling.

Inzwischen bieten die Mohren täglichen Mittagstisch mit jeweils einem vegetarischen Gericht, sowie zwei weiteren fisch- und/oder fleischhaltigen Menüs. Wenn "türkische Kässpätzle" locken, wird auf  Überraschungseffekte gebaut. Leider konnte der sichtlich gestresste Ober keine hinlänglich überzeugende Erklärung liefern. Der Koch wohl auch nicht. Bleibt ein bedauerliches Schulterzucken...

Menge: ohne Beilage, Vor- und Nachspeise hätten wir Hunger leiden müssen - doch die Summe aller Darbietungen hat uns satt gemacht!
Spätzle: lauwarme Fertigware
Käse: konnte nicht näher eruiert werden
Zwiebeln: Fehlanzeige
Viskosität: elastisches Polymer
Beilage: beachtlich: eine sämige Pilzsuppe als Vorspeise und ein formschöner Pudding mit Pistazienkernen als  Nachspeise - dazwischen ein ordentlicher Beilagensalat mit allen üblichen Komponenten (Blattsalat, Möhrenstifte, Blaukraut, Mais, leichtes Sahnedressing)
Zubereitungszeit: eindeutig zu lange (= eine gefühlte Dreiviertelstunde, bis der Hauptgang, leider schon wieder abgekühlt, unseren Tisch erreichte)
Abgang: leicht, unbeschwert, entspannt
Preis: unglaubliche 5,90 Euro für 3 Gänge
Bewertung:  Geschmacklich mittelmäßige Kässpätzle ohne besonderen Charme. Lediglich die Idee als solche versöhnt, gekoppelt mit einem beachtlichen Aufgebot an mehreren Gängen, zahlreichen Geschirrteilen und langen Wartezeiten.

Lokalität: 3 Mohren
Lange Straße 25
71063 Sindelfingen
Deutschland
Telefon: 07031 677 22 75
Telefax: 07031 677 22 76
Mobil: 0152 28990667

Mittwoch, 13. August 2014

Wurst ist mein Gemüse ****

















Tübingen im ausgelassenen Sommerferienrausch: flanierende Tagestouristen, emeritierte Professoren, bräsige Rentner und aufgehübschte Hausfrauen auf dem Weg zum Markt. Dazwischen überdrehte Kleinkinder auf der Radelrutsch und Alternativ-Studenten im späten Indien-Look.

Wer sich gegen 14 Uhr nicht mit spanischen Tapas und fair geröstetem Espresso zufrieden gibt, sondern herzhafte Küche sucht, ist mit der Wurstküche gut bedient. Das urige Gebäude kann auf eine 200jährige Geschichte mit wechselvoller Nutzung zurückblicken: Domizil des Bürgermeisters und Ballhaus, Schankwirtschaft und Hotel, Quartier der französischen Besatzung und Wurstkuchl nach Regensburger Art.

Heutzutage überzeugt das Lokal durch rustikale, schwäbische Gemütlichkeit und eine zweisprachige Speisekarte, die auch Besuchern aus Regionen nördlich des Spätzle-Äquators eine englische Übersetzung bietet.

Menge: großzügige Portion
Spätzle: gediegene Hausmacherware
Käse: ein gelungener Mix aus Bergkäse und Emmentaler, dessen Mischungsverhältnis ein Geheimnis des Kochs bleibt
Zwiebeln: neben frischen Frühlingszwiebeln auch die frittierte Variante, die entlegen an den Geschmack der Onion Rings von Burger King erinnert
Viskosität: angenehm trocken und dort, wo die Spätzlemasse am Pfannenboden haften blieb, von der Konsistenz eines festen Pfannkuchens
Beilage: die dazu gereichte Salatschale überzeugt durch frische Blattsalate, Kresse, bunte Paprikastreifen und feine Radieschenscheiben
Zubereitungszeit: etwas über eine Viertelstunde
Abgang: sättigt nachhaltig bis spät in den Abend hinein und ersetzt sogar das Vesper
Preis: 11,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Kässpätzle ganz nach meinem Gusto: mit dunklen Röstaromen und rezentem Käse, dazu ein originelles Topping aus frischen Paprika-, Sellerie-, Möhren- und Zucchinistreifen.

Lokalität: Tübinger Wurstküche
Am Lustnauer Tor 8
72074 Tübingen
Tel. 07071 9275-0
Fax 07071 9275-32
E-Mail: info@wurstkueche.com