Freitag, 10. August 2018

Hinter Schloss und Riegel ***

















Man nehme ein verwunschenes Dornröschenschloss aus dem Jahre 1550, ein geschicktes Marketingkonzept  und einige vollmundige, verbale Ausschweifungen: fertig ist das "Historant" im Immenstadter Stadtschloss. An einem lauen Augustabend kann man hier malerisch vor der Tür sitzen - wie auf einem Renaissance-Marktplatz in Mittelitalien.

Eine der adretten weiblichen Servicemädel erklärt uns enthusiastisch die Zubereitungsweise der Kässpätzle, die zufälligerweise auch ihr Lieblingsgericht sind. Bei so viel Begeisterung kann kaum was schief gehen, oder?

Menge: das gusseiserne Pfännle fasst eine stattliche Portion - die Reste werden uns gerne eingepackt
Spätzle: gehobelte knurpselige Knöpfle
Käse: eine einzigartige Mischung aus Allgäuer Bergkäse, Limburger und Emmentaler
Zwiebeln: soft geschmälzt und leider viel zu wenig
Viskosität: in suppiger, salziger Brühe schwimmend
Beilage: der überschaubare Beilagensalat besteht hauptsächlich aus Blattsalaten, mit ein paar Gurken- und Paprikastückchen garniert
Zubereitungszeit: die gar nicht lange Wartezeit wird uns mit einem Gruß aus der Küche verkürzt: ein Schälchen mit Kräuterquark, samt dreierlei Brotscheiben
Abgang: die stark übersalzene Käse-Brühe-Mischung sorgt für nachhaltigen Durst
Preis: 11,90 (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Das ambitionierte Nutzungskonzept des Schlosses, das historische Ambiente und der authentische Service können leider über einige kleine Unzufriedenheiten nicht hinwegtrösten. Beim nächsten Besuch probieren wir einfach ein anderes Gericht!

Lokalität: Schloss Immenstadt
Historant
Marienplatz 3
87509 Immenstadt
Tel: 08323-999 56 22
E-Mail: reservierung@schloss-immenstadt.de

Donnerstag, 9. August 2018

Fast ein Volltreffer ***


















"Früher begann der Tag mit einer Schusswunde" schrieb Wolf Wondratschek anno 1969. Obwohl wir es weniger martialisch lieben, jubilieren wir lauthals, als nach langer vergeblicher Restaurantsuche endlich ein Gasthaus namens "Schießstätte" auftaucht. Da wird nicht lang gefackelt, sondern ein schattiger Tisch gesucht und - schon halb hypoglyklämisch - der Chefin die Bestellung übern Tisch zugerufen.

Menge: der riesige Teller von der Größe einer Schießscheibe fasst tatsächlich eine stattliche Portion
Spätzle: wie überall im Allgäu: eher Knöpfle
Käse: rezenter Allgäuer Bergkäse
Zwiebeln: reichlich Röstzwiebeln von angenehm ledriger Konsistenz und würzigem Geschmack
Viskosität: gehörige Fäden ziehend
Beilage: ein Beilagensalat kann am Büffet selbst nach Wunsch zusammengestellt werden - augenscheinlich alles hausgemacht und in der Küchenmaschine zerkleinert: Gurke, Möhre und Rettich in dicken Stiften, Blaukraut in Scheiben. Der Kartoffelsalat kommt nach Schwabenmanier noch lauwarm und gut sämig daher!
Zubereitungszeit: kaum eine Viertelstunde
Abgang: etwas beschwerend
Preis: 9,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Hier zeigt sich einmal wieder: Vereinsheime (auch  nur vermeintliche) sind nicht das Schlechteste! Dieser Schießstand hat uns auf jeden Fall vorm Verhungern und Verdursten bewahrt. Mit bodenständiger Hausmannskost, herzhaften Schmankerln und ehrlichem Service.

Lokalität: Gasthaus Schießstätte
Schützenstraße 4
87544 Blaichach
Tel. 08321 / 788 000 0
 E-Mai: info@schiessstaette-blaichach.de

Sonntag, 5. August 2018

Mit Speck fängt man Mäuse ***

















Okay, okay, es gehört schon eine Menge Enthusiasmus dazu, um bei hitzigen Temperaturen von 30 Grad zum Kässpätzle-Essen auszuschwärmen. Doch Hausfreund Mike tritt mutig als Begleitung an - mit kurzen Hosen, einem Wassersprüher und vermeintlichen Ortskenntnissen. Als wir schon fast  dehydriert und halb komatös den Freudentstädter Marktplatz umrundet haben, entdecken wir durch  Zufall diese rustikale, einladende Location mit luftigem Gastgarten direkt vor der Türe. Augenblicklich können wir keinen Schritt mehr weitergehen und lassen uns erschöpft nieder.

Menge: diese zünftig in einem Pfännle servierte Portion ist eher für einen körperlich aktiven Holzfäller gedacht und lässt sich nur unter Stöhnen und durch Mithilfe eines mitleidigen Mitessers bewältigen
Spätzle: die wurden aus Lossburg zugekauft, wie der Patron überzeugend ehrlich zugibt
Käse: zahmer Bergkäse aus dem Schwarzwald
Zwiebeln: leicht karamellisierte Schmelzzwiebeln (leider viel zu wenig)
Viskosität: gefällig
Beilage: vom Beilagensalat mit Gurke, einem Alibi-Tomatenachtel und Blattsalaten sei vor allem der spektakulär knätschige Kartoffelsalat erwähnt - herrlich, ganz nach meinem Geschmack!
Zubereitungszeit: unglaublich kurze 10 Minuten
Abgang: enorm sättigend; das prophylaktisch konsumierte Zibärtle für verdächtig günstige 2,50 Euro schmeckt leider hauptsächlich sprittig
Preis: mit 9,80 Euro (inklusive Beilagensalat) knapp unter der magischen Schallgrenze
Bewertung: Gefällig komponierte schwäbische Speisen in einem klug inszenierten Setting aus Schwarzwald-Feeling, Rustikalität und gespielter Authentizität.

Lokalität: Zum Speckwirt 
Marktplatz 45
72250 Freudenstadt
Tel.: 07441 9195680  
E-Mail: info@speckwirt-fds.de