Sonntag, 28. Oktober 2018

Über die Klinge springen ***

 
















Nein, eine Klinge ist - landschaftlich gesehen - nicht Teil eines floralen Bestecks, sondern ein durch Erosion entstandenes kleines Tal. Doch die Filderstädter Distelklinge steht für eine urige Waldschänke mit herzhaft-regionalem Angebot. Wo es solch deftige Leckereien wie Schweinebäckle, Kutteln und saure Nierle gibt, hofft auch die Spätzialistin auf ihr Leibgericht. Liegt es am Charme der Bedienung oder an der eigenen Beharrlichkeit, dass die Küche über ihren Schatten (nicht über die Klinge) springt und Kässpätzle hervorzaubert, obwohl sie gar nicht auf der Sonntagskarte stehen?


Menge: ideale Portionsgröße - für Weicheier gäbe es auch eine kleine Portion
Spätzle: hausgemachte Weizen-Dinkel-Spätzle
Käse: Bergkäse
Zwiebeln: lätschig geschmälzt und bedauerlicherweise nicht allzu viel
Viskosität: sahnig, mit anfänglich noch fädenziehendem Käse
Beilage: beim traditionellen Beilagensalat in knackiger Frische stechen besonders die erdige Möhre und der pikante Rettich hervor
Zubereitungszeit: es erschien uns kaum länger als 10 Minuten
Abgang: als probate Verdauungshilfe ist die Jungfraubirne von der Owener Destillerie Rabel ideal
Preis: 11,90 Euro, inklusive Beilagensalat
Bewertung: Grundehrliche Küche, liebreizender Service und eine behagliche Enge in der Gaststube machen den Besuch zum Genuss! Die Kässpätzle vereinen beste Zutaten, sind für meinen Geschmack allerdings etwas zu soft und schlonzig geraten.

Lokalität: Waldschänke zur Distelklinge
Distelklinge 3
70794 Filderstadt (Plattenhardt)
Telefon: 0711) 77 14 38
E-Mail: info@distelklinge.de

Donnerstag, 11. Oktober 2018

Hätte es Hesse geschmeckt? ***

 


Bereits Hermann Hesse badete und angelte an den Gestaden des Flüsschens Nagold. Womit er sich stärkte, ist jedoch nicht überliefert. Über 100 Jahre später hat sich das Gebäude der ehemaligen Calwer  Festhalle zu einem beeindruckenden Brauhaus gemausert - samt spektakulärer Terrasse überm Fluss. Hier frönt man den Bieren von Schönbuch Bräu und herzhaft-schwäbischen Genüssen, die jedoch so publikumstauglich zurechtgestutzt werden, dass ihnen jegliche Eigenart abhanden kommt.

Menge: hier muss keiner Hunger leiden!
Spätzle: sieht sehr conveniencemäßig aus
Käse:  der Service behauptet Bergkäse, mein Gaumen erschmeckt eher Emmentaler
Zwiebeln: hellblond geschwitzt und fast geschmacksneutral
Viskosität: ultrasoft und schlonzig
Beilage: auch hier regiert ein puristischer Trend und der fehlende Beilagensalat muss extra geordert werden - eigentlich nur zur Vitamisierung und zum erhofften Gebrauch des Kauapparates
Zubereitungszeit: keine Viertelstunde
Abgang: erst am späten Nachmittag setzt leichtes Magengrummeln ein
Preis: 8,40 Euro (Kässpätzle) + 3,90 Euro (Beilagensalat)
Bewertung: Ein Spätsommernachmittag auf der Terrasse ersetzt glatt einen Tag Urlaub! Die Speisen wirken jedoch wie geklont - von den Brauhäusern in Böblingen und in Stuttgart. Auch den Kässpätzle mangelt es an individuellem Charakter. Was vielleicht keiner der Gäste bemerkt?

Lokalität: Brauhaus Calw
Auf dem Brühl 1
75365 Calw
Tel. 07051- 966 32 80
E-Mail: info@brauhaus-calw.de