Sonntag, 20. Dezember 2009

Wie bei Muttern ****



Zugegeben: "Guten Geschmack entdecken, erkennen und nicht mehr trennen" klingt eher wie das Leitbild des örtlichen Wertstoffhofes als wie das Credo eines Lokals mit gehobener schwäbischer Küche. Doch auf die Fahnen - respektive Visitenkarten - geschrieben hat sich diesen Spruch das "Wirtshaus Wasen", eines der wenigen Restaurants, die von unserem Zuhause in Fußlaufnähe zu erreichen sind.

Und: siehe da, das Gute liegt so nah!! Der Wasenwirt kombiniert seit Jahren erfolgreich traditionelle Gerichte mit modernen, exotischen Elementen (Spätzle an Pesto, Maultaschen orientalisch) - und schenkt dazu vornehmlich "Goldiges vom Schönbuchbräu" aus, derzeit exklusiv und alleinig ein "Wasengold" in putzigen Kölsch-Gläsern.

Trotz Weihnachtsfeiern und vollem Haus beeindruckt der Service durch gleichbleibende Freundlichkeit und Aufmerksamkeit. Als besonderer Gag wird mit der Rechnung eine Schatztruhe geöffnet, die randvoll mit Süssigkeiten gefüllt ist. Kommt immer wieder gut!

Menge: mehr als ausreichend (Reste werden natürlich eingepackt)
Spätzle: hausgemacht und wohlschmeckend
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: eine üppige, saftige, gut angebratene und würzige Portion
Viskosität: perfekt fädenziehend
Beilage: keine - jedoch kann ein extra Beilagensalat (3,50 €) dazu geordert werden, dessen schweres, mayonnaiseartiges Dressing allerdings eher mit Fritten harmonieren würde
Zubereitungszeit
:
30 Minuten
Abgang: erstaunlich leicht, jedoch voll sättigend
Preis: 7,90 €
Bewertung: mustergültige Spätzle bilden mit grosszügig verteiltem Emmentaler eine perfekte Symbiose. Eine einzelne Kiwischeibe muss für den Exotismusbonus herhalten. Den Salat würden wir uns als festen Bestandteil des Arrangements wünschen - aber dann bitte ohne Sahne!

Lokalität: Wirtshaus Wasen
Breslauer Str. 15
71034 Böblingen
Telefon: 07031 / 686920
Telefax: 07031 / 681481

Donnerstag, 17. Dezember 2009

Empfehlungen??

Wo werden die Spätzle noch von Hand geschabt?
Wo sind die Portionen am imposantesten?
Wo ist der Service herausragend?

Gerne lasse ich mich von euren Empfehlungen inspirieren. Her damit!

Sonntag, 15. November 2009

Spätzle-Spezialanfertigung ***



Sonntagmittags um 1 Uhr ist dieses Lokal so proppevoll, dass man Schlange stehen muss. Zuvorkommend werden wir an die Bar im Nebenzimmer bugsiert, das sich zugleich als etwas kruschteliges, aber heimeliges Raucherzimmer entpuppt. Kässpätzle befinden sich zwar nicht auf der fleischlastigen Speisekarte, doch der Kellner bietet ohne zu überlegen eine Spezialanfertigung für mich an.

Das Resultat wirkt zwar optisch etwas uninspiriert, überrascht jedoch durch Schmackhaftigkeit. Sowohl Kellner als auch Köchin überzeugen durch ihre unkomplizierte Kundennähe. Das würde man sich öfter wünschen!

Menge: ausreichend
Spätzle: selbst zubereiteter Teig, durch die Spätzlepresse gedrückt
Käse: Mischung aus Schmelzkäse und Parmesan
Zwiebeln: fein und saftig
Viskosität: feucht-zäh
Beilage: ohne / auf Wunsch kleiner Beilagensalat für 3 Euro
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Abgang: leicht
Preis: 4,50 Euro (!)
Bewertung: Ein preisgünstiges, offenbar gut frequentiertes Lokal mit sehr flexiblem Team. Falls die Kässpätzle doch noch fester Bestandteil der Speisekarte würden, würde ich mir allerdings eine geschmackvollere Darreichungsform und ein Überdenken der Käsewahl wünschen.

Lokalität: Gaststätte Waldhorn
Königstr. 48
71139 Ehningen
Tel.
07034/30621

Gütesiegel Güttingen ****



Familienausflug an den Bodensee. Noch 13 Grad Mitte November. Vor den Bauernhäusern liegen Äpfel, Birnen, Walnüsse und Most zum Verkauf aus. Alles in dieser Gegend wirkt üppig und fruchtbar.

So auch die überaus reichhaltige Speisekarte im Gasthof Adler. Hier herrscht gediegenes Ambiente und freundlicher Service. Selbst die Seniorenportionen sind so groß, dass der Kellner ganz selbstverständlich Alufolie zum Einpacken der Reste anbietet. So geben die Hälfte meiner Kässpätzle noch ein prima Abendessen ab.

Menge: recht üppig
Spätzle: Knöpfle
Käse: natürlich Schweizer Käse, wie der Kellner mit Inbrunst betont
Zwiebeln: kross
Viskosität: nur sparsam Fäden ziehend
Beilage: reichhaltiger Salatteller mit leider etwas sperrigem Blattsalat
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Abgang: sättigend, aber nicht blähend
Preis: 8,30 € (mit Beilagensalat)
Bewertung: Riesenportionen, engagierter Service und eine erstaunlich vielfältige Speisekarte verdienen eine lobende Erwähnung. Kleiner Punkteabzug für den etwas zu sparsamen Zwiebeleinsatz und die mehlige Tendenz der Knöpfle.

PS
Beim nächsten Onkel-Besuch speisen wir übrigens in Bodman-Ludwigshafen.

Lokalität: Gasthof Adler
Familie Kurt Keller
Schloßbergstr. 1
78315 Radolfzell -Güttingen
Fon: +49 (0) 7732 / 15 02 0
Fax.
+49 (0) 7732 / 15 02 50
E-Mail:
info@landgasthaus-adler.de

Sonntag, 8. November 2009

Spätzle mit Schönbuchblick **



Ein Blick auf die Homepage weckt Erwartungen:
"Herzlich willkommen auf dem schönen Sport- und Freizeitgelände des TSV Hildrizhausen, das rechts in einer Waldlichtung auf der Strecke zwischen Hildrizhausen und Herrenberg liegt. In den letzten Monaten ist hier ein neuer gastronomischer Treffpunkt entstanden."

Sonntag mittags um zwölf ist der neue Treffpunkt allerdings menschenleer, dafür sitzen wir bequem in erster Reihe mit Blick auf Fussballplatz und Schönbuch. Eine liebende Hand hat das etwas karg möblierte Ambiente vorweihnachtlich dekoriert. Und tatsächlich stehen die Kässpätzle an erster Stelle auf der Speisekarte.

Menge
:
mehr als ausreichend
Spätzle: mehliges Fertigprodukt
Käse: Gouda
Zwiebeln: großartig: reichlich und saftig
Viskosität: trocken
Beilage: sowohl ein bunt gemischter, frischer Beilagensalat als auch ein kleines Salatbouquet auf dem Spätzleteller
Zubereitungszeit: 35 Minuten
Abgang: eher nichtssagend
Preis: 7,20 € (mit Beilagensalat)
Bewertung: zwiespältiger Gesamteindruck: einerseits günstiger Preis, hervorragende Zwiebel- und Salatbeigabe, andererseits zu trocken-mehlige Spätzle

Lokalität: Restaurant Schönbuchblick
Inhaberin: Irene Wild
Herrenberger Strasse 60
71157 Hildrizhausen

Tel. (0 70 34) 27 99 77

Dienstag, 3. November 2009

Mörike, Most und Magenknurren ***
























Schwärzlocher Hof: hier vesperten bereits Mörike, Hauff und Uhland. 250 Jahre später ist das beliebte Tübinger Ausflugslokal immer noch gerammelt voll. Wo kann man sonst in einer umgebauten Kapelle frische Mostbowle schlürfen oder Saure Kutteln probieren? Wo mit Blick auf die schwäbische Universitätsstadt einen Schlehenlikör auf der Zunge zergehen lassen?

Unverständlich, dass auf der urigen Speisekarte Kässpätzle fehlen. Dazu müssten doch nur Spätzle und Bergkäse gekreuzt werden (beides offenbar vorhanden). Schließlich rät die erstaunlich nervenstarke Servicekraft - ein ursprünglich aus dem Iran stammender Kommunikationselektroniker - kurzerhand zur Alternative: Gebratene Schupfnudeln in Käse-Sahnesoße.

Menge: vermutlich habe ich im Durcheinander schon wieder eine Kinderportion ergattert
Schupfnudeln: einfache Industrieware
Käse: dito
Zwiebeln: nicht existent
Viskosität: sahnig-zäh
Beilage: liebloser Blattsalat, gepimpt mit etwas Tomate und Mais
Zubereitungszeit: im sonntäglichen Hochbetrieb erstaunlich kurze 20 Minuten
Abgang: nichtssagend, wenig sättigend
Preis: 9,50 Euro (mit Beilagensalat)
Bewertung: keineswegs eine ebenbürtige Alternative! Die relativ große Oberfläche der Schupfnudeln kann keine symbiotische Verbindung mit der dichten Käsepampe eingehen. Schließlich lässt sich das Ganze nur mit reichlich Mostschorle (erfrischend!) hinunterspülen.

Empfehlung für alle Nichtvegetarier: der saftige Mostbraten oder der üppige, mit reichlich Zwiebeln garnierte Wurstsalat. Versöhnlich ist auch die wunderbare Aussicht vom Biergarten in Richtung Tübingen!

PS. In Sichtweite - wenngleich auf vollkommen anderem Terrain - befindet sich der Herrenberger Schlossberg samt Lokal. Immer einen Ausflug wert, vor allem in den Sommermonaten, wenn die Aussichtsterrasse zum Draussensitzen einlädt.

Lokalität: Schwärzlocher Hof
Inhaber: Philipp Reichert
Schwärzloch 1
72070 Tübingen
Telefon: 07071 / 43 362
Telefax: 07071 / 400 413



Montag, 2. November 2009

Origami im Aramis ***

Pünktlich zum Reformationstag lädt Freund Wolfgang zur traditionellen Halloween-Lesung ein - ins beschauliche Gäufelden-Nebringen (dass ich dabei überraschenderweise Birgit-Cathrin aus Efringen-Kirchen wiedersehe, ist schon eine andere Geschichte).

Anlass genug, das in der Gäumetropole angesiedelte Sport- und Tagungshotel Aramis zu besuchen. Im Untergeschoss tobt die Meute bei der 8. Internationalen Deutschen Tischfussball-Meisterschaft, oben herrscht gepflegtes Ambiente, unterlegt mit Easy-Listening-Lounge-Musik. Könnte einem genauso in Bangkok oder Tokyo oder New York unterkommen. Nicht jedoch das kulinarische Angebot. Nachdem ich eine Viertelstunde erfolgreich ignoriert wurde, schreite ich zu einem sehr offensiven Habitus über. Rasch werde ich mit einem "Gruß aus der Küche" ruhig gestellt (ein hübsch arrangiertes Gänseleberparfait, nebst Kräuterquark und üppig beladenem Brotkorb). Schon allein damit könnte man sich satt essen, wären nicht noch Kässpätzle unterwegs.

Menge: verhält sich umgekehrt proportial zur Größe des Tellers
Spätzle: soft, geschmacksneutral, in einem Sahnebett schwimmend
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: gewagt knackig-krosse Konsistenz
Viskosität: feucht zähflüssig
Beilage: vom üppigen Salatbüffet (saftiger Kartoffelsalat, diverse frische Blattsalate, Möhre, Tomate, etliches mediterran Angehauchtes) darf eine Riesenportion selbst zusammengestellt werden
Zubereitungszeit: 15 Minuten
Abgang: erst sahniger Schmelz, dann blähende Völlerei
Preis: 9,00 € (mit Beilagensalat)
Bewertung: ein Plus für Ambiente, Salatbüffet und begleitendem Amuse bouche. Leider konnten die Jackson-Pollock-artigen Verzierungen aus Balsamico-Creme die in Sahne ertränkten Kässpätzle nicht mehr retten.


Lokalität: ARAMIS
Hotel- und Freizeit GmbH
Siedlerstraße 40-44
D-71126 Gäufelden/Nebringen

Telefon: 07032-781-0
Telefax: 07032-781-555

info spamgeschützt @ spamgeschützt aramis.de

Freitag, 30. Oktober 2009

Wir können alles außer Schwäbisch ****













Dass die Schwaben den zweitgrößten Ausländeranteil in Berlin stellen, dürfte hinlänglich bekannt sein. Selbstredend gilt daher meine aktuelle Berlinreise auch der investigativen Kässpätzle-Berichterstattung.

Leider hat die seit gefühlten 30 Jahren bestehende Besenwirtschaft in der Uhlandstraße aus unerfindlichen Gründen geschlossen (der schwäbische Fleiß ist auch nicht mehr das, was er mal war). Doch einige Häuser weiter befindet sich ein Lokal mit dem lustigen Namen "s`Brätle", das immerhin dreierlei verschiedene Kässpätzle auf der Karte führt.

Der heftig berlinernde Ober ("Vegetarisch? Det lehn ick aus Prinzip ab") reagiert angesichts meiner Rückfragen leicht verunsichert bis mürrisch. Aber vielleicht hat er auch einfach mein Schwäbisch nicht verstanden. Meinen Genuss schmälert das auf jeden Fall nicht.

Menge: reichlich
Spätzle: dünn, handgeschabt, leicht angebraten und kross
Käse: laut Ober: Bergkäse, laut Koch: Emmentaler
Zwiebeln: sehr fein von Hand gehackt, saftig
Beilage: ein knackig frischer, locker angemachter Mix aus Frisee-, Acker- und Chicoreesalat, mit Gurke und dünn geraspeltem Rettich
Zubereitungszeit: 15 Minuten
Abgang: leicht
Preis: 8,90 (mit Beilagensalat)
Bewertung: ein Lob für den Koch aus Beutelsbach! Schmeckte fast wie meiner Mutter! Fettarm angeröstete Spätzle mit nicht zu viel Käse, aber reichlich Zwiebeln.

Etwas off-topic, aber trotzdem empfehlenswert: zum Dessert die Acolon-Zwetschgen auf Walnusseis. Das gibt´s nicht mal in Beutelsbach.

Lokalität: S´ Brätle
Uhlandstr. 171
10719 Berlin
030/ 88627138







Montag, 19. Oktober 2009

Kinderportion am Goldbachsee ***
















Hausfreund Mike lädt nachträglich zum Geburtstag ein. Das rustikal eingerichtete Lokal liegt malerisch im Sindelfinger Freizeitpark Goldbachsee, im Bermudadreieck zwischen Handelshof, Marriott Hotel und Breuningerland.

Noch vor der Konsultation der Speisekarte entscheide ich mich blind für Kässpätzle. Immerhin ist dieser Blog gerade seit drei Stunden freigeschaltet und braucht frisches Futter.


Menge:
eher kleine und überschaubare Portion
Spätzle: Fabrikware
Käse: Allgäuer Emmentaler
Zwiebeln: saftig
Viskosität: leicht fädenziehend
Beilage: keine - der zusätzlich bestellte "große gemischte Salat" für 5,20 Euro war ebenfalls nicht üppig, aber zu üppig gewürzt!
Zubereitungszeit: 20 Minuten
Abgang: kräftig und somit eine leichte Sättigung vorgaukelnd
Preis: 6,20 (ohne Salat)
Bewertung: Als Alleingang mengenmäßig leider zu dürftig. Doch die Deko-Orangenscheibe und die frischen Zwiebeln lassen ein gestalterisches Bemühen erkennen, das wir mit einem Zusatzpunkt belohnen.

Lokalität: Gaststätte Goldbachsee
Inhaberin: Annemarie Ade
Schwertstr.16
71065 Sindelfingen
Tel.: 07031/875710
Fax: 07031/872137

Samstag, 17. Oktober 2009

Die besten Kässpätzle nördlich des Neckars *****















Zugegeben: Die Idee für diesen Kässpätzle-Blog trage ich schon recht lange mit mir herum. Doch virulent wurde diese Vision nicht im schwäbischen Stuttgart oder Tübingen, sondern fernab der Heimat.

Man stelle sich folgendes Szenario vor: seit acht Tagen sind acht Teilnehmer der Best-of-Wandern Wanderrallye 2009 schon zu Fuß unterwegs. Nach Baiersbronn im Schwarzwald und dem luxemburgischen Müllerthal durchkämmen wir nun das Hochsauerland (für meine Begriffe nicht gerade ein lukullisches Eldorado). Unter feuchtkaltem Nieselregen steigen wir missmutig vom Clemensberg hinab und schieben einen kolossalen Kohldampf.

Heimlich stelle ich mir schon ein deftiges Essen vor und dekliniere mit Steffie aus Innsbruck und Steffi aus Niedersachsen probeweise verschiedene Rezepte, Zubereitungsarten und Variationen durch. Angesichts der Speisekarte im Heide-Hotel Hildfeld reibe ich mir allerdings ziemlich verwundert die Äuglein: Käsespätzle?? Bei den Nordrhein-Wandalen? Einfach unglaublich. Anderthalb Stunden später zeigt sich, dass sich der mutige Versuch mehr als gelohnt hat.

Menge: 1 Portion könnte glatt 3 Personen satt machen
Spätzle: unbekannte Herkunft (schmeckten aber verdächtig handgeschabt!)
Zwiebeln: handgeschmälzt und überaus würzig
Viskosität: zähflüssig
Beilage: gemischter, bunter Beilagensalat
Zubereitungszeit: eine geschlagene Stunde (die es wert war, zu warten)
Abgang: sämig
Preis: 8,90 Euro (inkl. Salat)
Bewertung: Großartige Leistung eines kosmopolitisch veranlagten, über den eigenen Tellerrand hinausblickenden Küchenchefs! Minimaler Punkteabzug durch die lange Zubereitungszeit trotz Vorankündigung unserer Gruppe. Trotzdem: weiter so!

Lokalität: Heide-Hotel Hildfeld

Inhaber: Thomas und Erhard Pretzsch

Am Ufer 13
D-59955 Winterberg-Hildfeld
Telefon: +49-(0)2985-8030
Telefax:+49-(0)2985-345