Sonntag, 26. Juni 2011

Haus am See ***





























Das letzte Mal Güttingen - heute Bodman-Ludwigshafen. Wann immer wir Onkel Manfred besuchen, ist ein gemeinsames Mittagessen das krönende Highlight. Während der Onkel traditionell zu einem panierten Wiener Schnitzel mit reichlich Fritten tendiert, zieht es mich unweigerlich zu Kässpätzle. Die munden besonders gut mit einem Ausblick auf den sommerlichen Bodensee, auch wenn heute eine kühle Brise den zukünftigen Surfern die Lust gehörig herunterdimmt. Wir sitzen behaglich im Trockenen und kommentieren die verzweifelten Versuche der Surf-Aspiranten mit wechselhaftem Interesse.

Verwöhnt werden wir von zwei überaus aparten Service-Damen, deren pinkfarbener Dresscode sogar einen passenden Niederschlag im Lidschatten findet. Die Speisekarte bietet reichlich regionale Köstlichkeiten, so dass meine restliche Verwandtschaft mit Zander und Felchen beglückt wird, feinstens arrangiert auf überdimensionierten Glastellern in Fischform.

Und ich? Staune über eine außergewöhnliche Kässpätzle-Interpretation mit unverkennbar fruchtig-süsslich-tomatiger Note. Reichlich Schnittlauch-Röllchen und krosses Anrösten runden den positiven Eindruck ab.


Menge: überschaubar
Spätzle:
wohlgeformtes Fertigprodukt der Firma Tress
Käse:
Emmentaler
Zwiebeln:
großzügig in Würfel geschnitten und glasig angedünstet
Viskosität:
sehr dezent Fäden ziehend
Beilage:
leider keine, nicht mal eine kleine Salatdekoration
Zubereitungszeit:
20 Minuten
Abgang:
überzeugend leicht und herrlich unbeschwert
Preis:
8,20 Euro (ohne Salat)
Bewertung:
Pluspunkte für liebenswerten Service, einzigartigen Seeblick und eine charmante Spätzle-Variation. Gerne hätte ich mir eine jedoch etwas größere Portion und einen begleitenden Beilagensalat gewünscht. Vielleicht das nächste Mal?


Lokalität:
Hotel Restaurant Seehaus
Kaiserpfalzstr. 21
78351 Bodman
Telefon: 07773/ 5662
Telefax: 07773/ 1311
E-Mail: info@seehaus-bodman.de


Freitag, 10. Juni 2011

Doppelverkostung *****






























Selten einmal muss ich bei einem Testessen einen Befangenheitsantrag stellen. Noch seltener wird ihm statt gegeben. Was bleibt mir da anderes übrig, als pflichtschuldigst meine Wertung abzugeben?

Dora und Hans laden zur raffinierten Doppelverkostung ein: die Spätzle mal geschuettelt, mal gepresst. Der Aperitiv mal gespritzt, mal geeist. Die Knabbereien vom Feinsten: politisch korrekte Erdnüsse aus Kenia, mit Balsamico-Essig versetzte Kartoffelchips unbekannter Provenienz, würzige Pinienkerne und schlichte Salzstängele. Die Weissweine mal adlig vom Graf von Kanitz (Lorcher Pfaffenwies 2008 Riesling Goldkapsel), mal profaner, aber nicht minder feiner aus Lehrensteinsfeld. Der einzigartig aromatische Quittenbrand aus dem Keller eines Onkels.

Besondere Erwähung verdient der mit Tomatenachteln und Schnittlauch verfeinerte Blattsalat von Dora. Gleichzeitig brechen wir in Begeisterungsrufe aus. So haben die Salate unserer Kindheit geschmeckt: frisch, knackig, würzig - mit jener vagen Erinnerung an Sonntagsbraten und Grießnockerlsuppe. A la recherche du temps perdu! Und das alles in einem unvergleichlich franko- und bibliophilen Ambiente. Wir schmelzen förmlich vor Begeisterung dahin.

Menge: üppig
Spätzle: von Dora: schlank, rank und klassisch durch die Presse gedrückt / von Hans: etwas voluminöser und softer durch den Spätzle-Shaker gejagt
Käse: Emmentaler und Bergkäse in unterschiedlichen Mengenverhältnissen
Zwiebeln: reichlich, saftig, mit Röstaromen
Viskosität: optimal
Beilage: ein jahreszeitlich ausgerichteter Spargel-Ei-Salat nebst dem oben beworbenem Blattsalat
Zubereitungszeit: wir vermuten tagelange Vorbereitungsarbeiten
Abgang: überraschenderweise gar nicht beschwerlich (dank des Quittenbrands aus der Familie und einem nächtlichen Spaziergang nach Hause)
Preis: ??
Bewertung: Glücklich, wer solche Freunde hat! Am liebsten würden wir uns täglich einladen lassen. Das Duett von Kässpätzle-Variationen mit begleitenden kulinarischen Köstlichkeiten verdient die Höchstnote. Gerne wieder!

Lokalität: Dora und Hans
Kontaktdaten nur auf Anfrage

Dienstag, 7. Juni 2011

Erbsen auf halb acht ***





























Auf der Rückfahrt vom Salamander Werksverkauf in Kornwestheim verfransen wir uns kolossal. Geplant war eine lauschige Einkehr im Hohenasperg - gelandet sind wir schließlich am Max-Eyth-See, Stuttgarts kleines schwäbisches Meer, auf dem schon mancher zukünftige Möchtegern-Weltumsegler klar Schiff machte.

Das Haus am See lockt mit einem beeindruckenden Ausblick von der Sonnenterrasse, "denn unter unserer wetterfesten Großmarkise ist immer eine ganz besondere Stimmung" (O-Ton Werbebroschüre). So geniessen wir gegen halb acht den lauschigen Sonnenuntergang, samt Salatteller mit Erbsen, Möhrchen und reichlich Grünzeug (ein mutiges Angebot in Zeiten von Ehec). Achja, und als schließlich die Kässpätzle eintreffen, muss ich fast schon die Segel streichen!

Menge: für eine kleine Portion recht beeindruckend
Spätzle:
laut Auskunft der Servicekraft "natürlich selbst gemacht"
Käse:
laut Auskunft der Servicekraft: Emmentaler
Zwiebeln:
sehr fein gehackt, doch leider geschmacklich und visuell kaum wahrnehmbar
Viskosität: grisselig
Beilage: der absolute Hit dieses Lokals ist ein phänomenales Salat- und Gemüsebüffet von ausladenden Ausmaßen - der Gast darf sich davon gleich mehrmals nach Wunsch bedienen!! Und ist damit schon pappsatt!
Zubereitungszeit: nicht mal 10 Minuten
Abgang: leicht rumorend
Preis: kleine Portion 9,00 Euro (inklusive reichlich Grünzeug vom Büffet) - den normale Portion für 10,50 Euro können wir uns kaum vorstellen
Bewertung: Auch wenn die Spätzle für meinen Geschmack etwas zu blässlich ausfallen - das einzigartige Salat- und Gemüsebüffet, sowie die herrliche Aussicht sorgen für Pluspunkte! Zusätzlich Bonus für laue Sommerabende.


Lokalität: Haus am See
Inhaber: Holger Waiblinger
Mühlhäuser Straße 311
70378 Stuttgart
Telefon: 0711/53 41 97
Telefax: 0711/ 5 30 27 84
Mail: post@haus-am-see-stuttgart.de