Freitag, 15. Februar 2019

Rottweil, schwarz-gelb ****

















Wer in der Fasnetszeit durch das geschmückte Rottweil spaziert, glaubt sich in der Fankurve von Borussia Dortmund. Dermaßen geblendet von schwarz-gelben Girlandenschmuck und halb betäubt vom lauten Klepfen, finden wir am frühen Nachmittag kaum ein offenes Lokal.

Welch Glück, dass uns das historische Rößle (neben dem Becher eines der ältesten Lokale der Stadt) geradezu mit offenen Armen empfängt - und mit einer beeindruckenden Geschichte. Hier hat zwar Napoleon noch nicht übernachtet, aber immerhin Herzog Carl Eugen mit seiner früheren Mätresse Franziska diniert. Und das schon vor 230 Jahren!

Menge: wer kann nur diese riesigen Portionen verdrücken? Wir nicht! Gut die Hälfte wird eingepackt.
Spätzle: sehr eierlastige und gehaltvolle, sattgelbe Hausmacherware
Käse: heute ein Lindenberger pur - ansonsten zuweilen ein Mix mit Emmentaler
Zwiebeln: ein Berg aus sanft geschmelzten Gemüsezwiebelringen legt sich wie eine schützende Decke über die Kässpätzle
Viskosität: eher trocken, mit phänomenal langen Käsefäden
Beilage: wo andernorts gespart wird, gehört hier selbstverständlich ein üppiger Salatteller mit frischen Blattsalaten, knätschigem Kartoffelsalat und würzigen Weisskraut-, Karotten- und Rettichstreifen zum Arrangement
Zubereitungszeit: die aromatische Flädlesuppe als Vorspeise erreicht uns nach knapp 20 Minuten, der Hauptgang etwas später
Abgang: nach dieser Völlerei zwickt es an allen Ecken und Enden
Preis: 9,50 Euro inklusive eines riesigen Beilagensalates
Bewertung: Mächtige Portionen zu unerwartet günstigen Preisen. Dazu ein bodenständiges, ungestyltes Ambiente wie aus unserer Jugendzeit. 

Lokalität: Gaststätte Rößle
Waldtorstraße 25
78628 Rottweil
Tel. 0741/9429969     

Mittwoch, 13. Februar 2019

Heimspiel mit zwei Duisburgern ****


















Allein die Tatsache, dass man nach der abendlichen Schließung des Daimler-Benz-Museums sehr lange und sehr vergebens auf den komplett im Stau stehenden Bus wartet, lässt einen die famosen Erfindungen von Daimler, Benz und Maybach glatt wieder verteufeln.

Zur Überbrückung der Wartezeit führt uns eher Verzweiflung als Überzeugung ins nahe gelegene VfB-Clubrestaurant. Das wurde erst vor einem Monat komplett umgekrempelt und vom renommierten Gastronomen Michael Braun einem Relaunch unterzogen. Das Lokal ist noch so neu, dass es noch nicht einmal eine Homepage besitzt. Dafür aber mächtig Zulauf. Und obwohl geradezu der Bär steppt, geleitet uns eine gut gelaunte Servicedame sehr charmant zu einem noch freien Tisch auf der Empore. Mein Herz macht Freudensprünge, besonders als es die schwarzen Ledertischdecken entdeckt (wie von Vater Hans geschaffen).

Menge: vom Fassungsvermögen eines opulenten Pfännchens
Spätzle: augenscheinlich Convenience-Ware
Käse: auch wenn der aufgeweckte Kellner erst auf Emmentaler tippt, steckt ein aromatischer Bergkäse dahinter
Zwiebeln: einige kräftig mit Paprikapulver eingestäubte angeschmelzte Zwiebelsteifen
Viskosität:  angenehm geschmeidig, aber nicht sahnig-schlonzig
Beilage: der selbstverständlich dazu gereichte Beilagensalat ist der Hit: ein fruchtig-oliviges Dressung umschmeichelt frische Pflücksalate, halbe Cocktailtomaten, Zwiebelwürfelchen und knackige Croutons
Zubereitungszeit: obwohl der Laden brummt, lediglich eine Viertelstunde
Abgang: macht pappsatt und ruft nach einem Verdauungs-Willy
Preis: sehr angemessene 11,00 Euro
Bewertung: Das macht Spass: ein ansprechender Mix aus verschiedenen Geschmacksrichtungen, Texturen und Konsistenzen, serviert von einem gut gelaunten Serviceteam in einem neu arrangierten Ambiente. Seit unserem letzten Besuch im Jahre 2010 hat sich doch viel getan.

Lokalität: VfB Clubrestaurant by braun
Mercedesstr. 109
70372 Stuttgart
Tel.  0711/57718870

Freitag, 1. Februar 2019

Terminal 2 **

 















Networking, Pitching, Meet & Greet - das macht hungrig und lässt sich nicht unbedingt an einem coolen Foodtruck auf dem diesjährigen Start-up BW Summit aussitzen. So erscheint ein kleiner Abstecher zum nahen Flughafen gastronomisch weit erfolgversprechender.

Hier betreibt die Confiserie-Dynastie Leysieffer (unter der Ägide von Wöllhaf-Gastroservice) ein hübsch inszeniertes Bistro: der Service adrett schwarz-weiß gekleidet, die Bestelltheke an einen schmucken Marktstand erinnernd, das Ambiente auf Vintage getrimmt. Von der Optik sollte man sich allerdings nicht allzu blenden lassen.

Menge: recht überschaubar
Spätzle: gefällige, geschmacksneutrale Fertigware
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: würzige Convenience-Schnipsel mit aufgepimpten Röstaromen
Viskosität: suppig
Beilage: das auf dem gleichen Teller gereichte Salatschälchen wirkt auf den ersten Blick vernachlässigbar, überrascht jedoch mit frischem Blattsalat, sowie recht brauchbaren Tomaten- und Gurkenscheiben (in der Summe fast voluminöser als die Kässpätzle)
Zubereitungszeit: kommt schon 3 Minuten nach der Bestellung auf den Tisch, wie geradewegs vom Himmel gefallen
Abgang: fast umgehend kehrt bohrender Hunger zurück
Preis: 11,20 Euro inklusive Salatbeilage
Bewertung: Überteuertes Fastfood für Vielflieger mit Schwaben-Heimweh. Die sparsame Portion ist was für den hohlen Zahn, die Konsistenz taugt gar für Zahnlose.

Lokalität: Leysieffer - Stuttgart Airport
Flughafenstraße
70629 Stuttgart
Tel. 0711 / 94 82 721