Dienstag, 31. August 2021

Today in Concert: Electro Beats Spatzn ****

 


 

 

 

 

 

 

 

Die im Sommer 2021 äußerst selten gewordene Abendstimmung mit lauwarmen Sommerabenden, der gastronomische Hin- und Herfirlefanz rund um eine Pandemie, sowie der spontane Besuch der Gartenschau in Lindau machen es dennoch möglich: die Erweiterung des Horizonts in Sachen unseres Lieblingsessens. Fündig werden wir dieses Mal bei Philipp aus Isny, der es ähnlich hält wie wir, denn auch er ist nur MIT seinem Spätzle on Tour. Mitten auf Schützingers Meile, der Hafenpromenade unter altem Kastanien- und Ahornbestand, ist Philipp Zieglers Spatzenhütte platziert. Direkt nebenan werden heiße Electrobeats auf der Musikbühne gebacken. Und was passt besser, zur langen Open-Air-Clubnacht als eine Portion Allgäuer Kasspatzen?

Menge: jedenfalls deutlich mehr, als die Pappschale anfänglich verspricht (und bei freundlicher Sondermeldung "ich hab mordsmäßig Hunger" drückt das Spatzenhüttenteam auch mal ein Auge zu, beziehungsweise eine Extraportion auf die Schale
Spätzle: unter ständiger Beobachtung der dreiköpfigen groovenden Küchencrew wird zu Bühnenklängen von nebenan auf Frische und Fluffigkeit der Teigware größten Wert gelegt. So kommen sie höchst termingerecht und heiß dampfend vom Topf in die naturbraune To-Go-Schale
Käse: Wo sonst peinliches Schweigen herrscht, wird hier offensiv beworben: die Heumilch-Sennerei in Rutzhofen (Stiefenhofen). Verwendet werden die vier Sorten Rutzhofer Emmentaler, Bergkäse mild, Bergkäse kräftig, sowie Allgäuer Weißlacker. Lediglich das Mischungsverhältnis bleibt Geheimnis des Teams.
Zwiebeln: als gut reduziertes, süßlich eingekochtes Konzentrat cremig bis dickflüssig obendrauf. Auch hier wird nicht mit der Menge gegeizt. Gerne wird - auf Nachfrage - das Topping noch mit einem beherzten Dreh aus der Pfeffermühle komplettiert.
Viskosität: lange Fäden ziehend und in sich geschmeidig. Die gut ausgewogene Mischung der verschiedenen Käsesorten, der Zubereitungszeit und der Qualität der Zutaten machen es möglich.
Beilage: orangeroter Sonnenuntergang auf dem Bodensee, ein Platz in der ersten Promenadenreihe, dazu heiße Local Beats plus ein sommerlicher Drink von nebenan - die Spätzle auf dem Schütziger Areal bleiben puristisch top - und haben keine weiteren Beilagen verdient.
Zubereitungszeit: im Streetfood-Anhänger hat alles seinen Platz, jeder Handgriff sitzt, die Wege von Koch zu Kunde bleiben kurz - was eine Zubereitungszeit enorm optimiert. Von der Bestellung bis zur Mitnahme vergehen knappe fünf Minuten. Netter Smalltalk mit dem Koch über die Theke inklusive.
Abgang: so wie erwartet: gut bis üppig sättigend. Nichts Erwähenswertes, was eine Schlussbewertung noch beeinträchtigt hätte.
Preis: 7,50 Euro
Bewertung: Ganz klarer Wettbewerbsvorteil - und damit so manch Gastronomen um eine Spätzleslänge voraus: Spätzle sind noch hier Alleinstellungsmerkmal! Die Spatzenhütte aus Isny bietet zwei Varianten ihrer Spätzle an. A) als Kasspatzen mit reichlich Zwiebelschmelz und B) als Krautspatzen mit der Sauerkrautvariante. Man kennt die Sennerei und ihren Käse, man ist mit Herzblut bei der Sache. Hugos und Biere gibt es an der Nachbarbude, Schniposa und anderen Schnickschnack überlässt man konsequent den anderen Köchen. So verliert man die Liebe zum Wesentlichen nicht aus den Augen. Und die Freude am Resultat.

Lokalität: Spatzenhütte on Tour
Auf der Lindauer Gartenschau noch bis 10. Oktober 2021 auf der Schützinger Meile

Mit bestem Dank an unseren Auslandskorrespondenten für diesen Gastbeitrag

Sonntag, 8. August 2021

Fahrt ins Blaue **




 

 

 

 

 

 



Nach monatelangem Stubenhocken steht uns der Sinn nach farbenfrohem Tapetenwechsel. So wagen wir eine Fahrt ins Blaue und gucken mal in selbige Töpfe. Um schmerzlich zu erkennen: Manchmal ist die Vorfreude größer als der eigentliche Genuss.

Das Restaurant zum Löwen verspricht solide Mainstream-Küche bei hohem Pubikumsverkehr. Dass der Hauptgang vorschnell serviert wird und die Bitte nach einem späteren Auftragen schlichtweg verhallt, verlagert den Stress vom Koch zum Gast. Trotz hechelndem Sprint zum Salatbüffet sind die Spätzle beim Verzehr letztendlich kalt.

Menge: die Kleinkinderportion Spätzle am Nebentisch ist etwa doppelt so groß
Spätzle: "Natürlich hausgemacht" verkündet der Kellner mit mit stolz geschwellter Brust
Käse: hier ist der Service weniger textsicher und rätselt aufs Geratewohl: "Bergkäse und normaler Käse", während wir eher geschmolzenen Scheiblettenkäse wahrnehmen
Zwiebeln: schön lätschig und würzig geschmälzt
Viskosität: mit schwindender Temperatur zu zäher Trockenheit tendierend
Beilage: der Salat darf am üppigen Büffet in der Wirtsstube selbst erkämpft werden
Zubereitungszeit: bei Bestellung kurz vorm Zwölfeläuten noch blitzeschnell - eine Stunde später kommt die Küche aber kaum mehr nach
Abgang: meine selbst gewählte Kombination von erkalteten Spätzle mit blähendem Rettichsalat erzeugt ungute Turbulenzen
Preis: 11,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung:   Hier ist Kampfessen angesagt. Ansprüche, Wünsche oder gar Reklamationen gehen schlichtweg unter. Eine erkaltete Portion würde andernorts umgehend ersetzt oder zumindest mit einem Schnaps aufs Haus abgemildert - im "Löwen" aber Fehlanzeige.

Lokalität: Hotel Café zum Löwen
Marktstraße 1
89143 Blaubeuren
Telefon 07344 92805 0
E-Mail: info@hotelcafeloewen.de