Freitag, 25. Juli 2014

Mit Schmotz und Schellenkönig ****

















Weiße Rösser traben nicht nur um den Wolfgangsee. Auch in Memmingens Innenstadt begegnet uns neben über 800jähriger Geschichte und traditionsverbundenen Heimatfesten eine lebhafte Gastronomie.

Besonders während des übermütigen Fischertages - einer gelungenen Mischung aus Kölner Karneval, Allgäuer Lokalkolorit und  örtlicher Vereinsmeierei -  ist die gesamte Stadt ausser Rand und Band. Zwischen Büttel, Stadtgarde und Fanfarenzug, zwischen Trommlerbuben und Nähmädle steigt unser Appetit ins Unermessliche. Bis zum Bachausfischen am nächsten Morgen, inklusive kiloschwerer Forellen, können wir keineswegs warten.

Gut, dass uns das Weisse Ross mit Herzlichkeit empfängt.

Menge: eine angenehm sättigende Portion
Spätzle: die angekündigten Allgäuer Spätzle entpuppen sich als herzhafte Knöpfle
Käse: hier sind sich Patron und Chef de Rang noch etwas uneinig: während ersterer Emmentaler und Bergkäse deklariert, vermutet letzterer eher eine Beigabe von Romadur
Zwiebeln: angenehm fettarme und dennoch knusprige Zwiebelstreifen
Viskosität: trockene Knöpfle und zäh geschmolzener Käse gehen eine ideale Verbindung ein
Beilage: grüner Blattsalat mit einem Alibi-Tomatenachtel, einem knackigen Radieschen und frischem Essig-Öl-Dressing
Zubereitungszeit: trotz Fischertag, vollem Haus und steppendem Bär: überschaubare 20 Minuten
Abgang:mmmmhhhhh
Preis: 9,80 Euro (inklusive kleinem Beilagensalat)
Bewertung: Freundliches Ambiente, traditionsreiche Umgebung und feine Zutaten. Die Abwesenheit von schmotzigem Fett und die gefühlte Nähe des Schellenkönigs lassen uns vor Glück erschaudern.

PS.
Besonderer Dank gebührt meiner Osteopathin, ohne deren Hinweis ich Memmingen vielleicht so schnell nicht wieder besucht hätte.



Lokalität: Hotel Weisses Ross
Salzstraße 12
87700 Memmingen
Telefon: 08331 936-0
info@hotelweissesross.de

Samstag, 12. Juli 2014

Treibender Eindruck *



 


Zuweilen ist der schwäbischen Bäckerzunft nicht mal der deutsche Dichterfürst heilig. So prägt die ortsansässige Bäckerei Treiber das große Goethe-Wort "Kein Genuß ist vorübergehend, denn der Eindruck, den er zurückläßt, ist bleibend" gleich mehrfach auf ihre Servietten.

Zeitlich und räumlich liegt der Treiber heute günstig zwischen Kardiologen- und Kreissparkassen-Termin. Mit etwas flauem Magen entscheide ich mich spontan gegen ein belegtes Weckle und für den warmen Mittagstisch. Schließlich sprechen rustikale Sitzgelegenheiten und ein dicker Stapel Illustrierter für eine ausgiebige Pause. Vielleicht hätte ich es aber doch bei der Goethe-Lektüre belassen sollen...


Menge: eher was für den hohlen Zahn
Spätzle:im Stil von Knöpfle
Käse:  meine Nachfrage löst nur kollektives hilfloses Schulterzucken unter den Service-Damen aus
Zwiebeln: saftig angeschmälzte Frischware wird ganz nach individuellem Wunsch der Spätzlemasse zugesetzt oder weg gelassen
Viskosität: beeindruckende Fäden ziehend, die beim Servieren gleich über den Tellerrand schlabbern
Beilage: der angekündigte Salat entpuppt sich als eine Schippe voll Salatblätter mit Fertigdressing
Zubereitungszeit: ist in 3 Minuten auf dem Teller
Abgang: komplett enttäuschend
Preis: 6,90 Euro (als Mittagsangebot)
Bewertung: Bäcker bleib bei deinen Brötchen.  Gerne goutiere ich das Treiber´sche Dinkelbrot oder das adrette Kleingebäck. Die Kässpätzle vom Mittagstisch sind jedoch eher nicht empfehlenswert. Ausgehungert musste ich noch eine schnöde Brezel als Zugabe bestellen.

Lokalität: Bäckerei Konditorei Treiber
Bahnhofstr. 10
71034 Böblingen
Telefon: 07031/ 777 31 09