Sonntag, 28. September 2014

Keine Karpfen in Kapfenhardt ***



Frühling in Oberreichenbach, Herbst im unteren Teil des selbigen. Über die schlichte Abwesenheit des Sommers tröstet mich eine späte Cabriofahrt hinweg. Mangels Navi und eines übergreifenden Masterplans folgen  wir spontan einer verheissungsvollen Abzweigung von der Hauptstraße. Und landen mitten in einem malerischen Schwarzwald-Szenario, mit Mühlenrad, Fachwerk und Landlust-Idylle.

Die Untere Kapfenhardter Mühle könnte geradewegs aus einem Hochglanzprospekt der örtlichen Tourismusinitiative entsprungen sein. Umgeben von schwarzen Wäldern, von der milden Septembersonne beschienen, lassen wir uns auf der überdachten Veranda nieder. Rustikale Holzbänke, gewürfelte Tischdecken, fesche Service-Damen in einheitlicher Tracht. Dennoch schallt uns die Wahrheit in unverblümtem, hochdeutschem Idiom entgegen: Warmes Essen erst ab 17 Uhr!

Menge: üppig
Spätzle: offensichtlich hausgemacht (ein wichtiger Bestandteil könnte aus der hiesigen Mühle stammen)
Käse: nach Auskunft der Servicedame: "Schweizer Käse" (ob damit Emmentaler gemeint ist?)
Zwiebeln: fein gewürfelt und leicht blässlich angedünstet
Viskosität: zähe Käsefäden ziehend
Beilage: hier ist die Beilage klar im Übermaß: reichlich Erbsen und Möhrchen aus der Dose (geschmacksneutral) plus vielseitigem Beilagensalat mit angenehm schlonzigem Kartoffelsalat, frischem Blattsalat, fein gestiftelter Roter Bete und Möhre, plus zartem Gurkensalat
Zubereitungszeit: circa eine halbe Stunde, nachdem wir den obligatorischen Schichtwechsel abgewartet haben
Abgang: sättigend bis zum Mittag des nächsten Tages
Preis: 8,50 Euro (inklusive Gemüse- und Salatbeilage)
Bewertung: Das aussergewöhnliche Gesamtarrangement ist überraschend günstig, stark gemüselastig und erinnert frappierend an vergangene Mitropa-Gastronomie.

Lokalität: Untere Kapfenhardter Mühle
Zu den Mühlen 5
75399 Unterreichenbach
Tel. (+49) 07235-9320-0
E-Mail:  info@untere-kapfenhardter-muehle.de

Sonntag, 21. September 2014

Eurotoques am Ebnisee ****































Pünktlich zum Tag des Schwäbischen Waldes reißt Petrus alle Schleusen auf. Und am Ebnisee herrscht Weltuntergangstimmung - nicht nur metereologisch.

Ehrfürchtig nähern wir uns der mehrfach ausgezeichneten Schassberger-Dynastie (vom Württembergischem Porsche-Club bis zur ehemaligen Bocuse d'Or Academy Germany). Das Anwesen gleicht sowohl vom See als auch von der Straßenseite aus durch eine Vielzahl von Anbauten, Dependancen, Terrassen und Balkonen einer beeindruckenden Trutzburg.

Während wir schüchtern noch die letzten Regentropfen aus unseren Wanderjacken schütteln, begrüsst uns der Maitre daselbst nach gepflegter Gutsherrenart mit leutseligem Shaking-Hands und weist mit einem Fingerzeig den eben freigewordenen Fenstertisch an. Enchanté!


Menge: großzügige Portion, in einem gusseisernen Pfännle serviert
Spätzle: feinste Handarbeit
Käse: eine ideale Mischung aus Emmentaler und Bergkäse
Zwiebeln: beeindruckendes Duett von Zwiebeln in zweierlei Aggregatzuständen  (crispy frittiert und pflaumweich angeschmälzt)
Viskosität: zierliche Spinnwebenfäden ziehend
Beilage: wir wählen einen extra Beilagensalat (4,50 Euro) mit frischem Eichblatt und Frisee, angenehm schlonzigem Kartoffelsalat, süßlichen Karottenstreifen, currylastigem Weißkohl und einem Viertel gekochtem Ei
Zubereitungszeit: die annähernd 40 Minuten bis zum Hauptgang werden mit zwei Grüßen aus der Küche kurzweilig überbrückt: zweierlei Weißbrotscheiben mit Meerrettich-Quark, sowie einem sahnigen Roggensüppchen mit frischen Schnittlauchröllchen
Abgang: die schiere Menge und Vielfalt der Speisen zollen ihren Tribut
Preis: 9,90 Euro (Kässpätzle) plus 4,50 Euro (Beilagensalat)
Bewertung: Erstklassige Küche in einem Haus, das eindeutig bessere Zeiten und prominentere Gäste gesehen hat. Eine prima Location für alle wehmütigen Nostalgiker!

Lokalität: Ernst-Ulrich W. Schassbergers Hotel am Ebnisee
Ebnisee 2
73667 Ebnisee
Tel.: +49(0)7184-2938020 oder +49(0)172 - 7 96 90 00
Fax: +49(0)7184-2938021
E-Mail: info@hotel-schassberger.de

Donnerstag, 11. September 2014

Griechische Würze ***

 
















Internationale Wochen im Kässpätzle-Testcenter. Während wir noch kürzlich der türkischen Variante aufgesessen sind, dinieren wir heute (fast unbemerkt) unter griechischer Flagge.

Das in früheren Jahren bereits schon mal angestestete Waldhotel Sindelfingen, firmiert nach umfangreichen Renovierungsarbeiten neu unter der Inhaberin Matina Patsia mit ihrem griechischen Koch Chris Kopesidis. Der sorgt für deftig-pikante Würze und kraftvolle Interpretationen bekannter Klassiker. So sind meine heutigen Mitesser begeistert von der rustikalen Gulaschsuppe mit deutlich spürbaren Kartoffel- und Tomatenstückchen.


Menge: was großzügig auf eine längliche Vorlagenplatte passt
Spätzle: solide und wohlgeformt
Käse: Gouda (in der Küche erfragt)
Zwiebeln: reichlich in allen Aggregatzuständen: crispy als Topping / sanft angeschmelzt unter der Spätzlemasse
Viskosität: geschmeidig bis sämig
Beilage: ein recht überschaubarer, unspektakulärer Beilagensalat mit 3 Salatblättern und einem einsamen Tomatenachtel
Zubereitungszeit: obwohl nicht auf der Mittagskarte stehend: nur eine knappe Viertelstunde
Abgang: einen nachhaltig pikanten Nachgeschmack hinterlassend
Preis: 8,90 Euro (inklusive kleinem Beilagensalat)
Bewertung: Die Runderneuerung der Location ist optisch gelungen, scheint jedoch das Nervenkostüm der Inhaberin arg ramponiert zu haben. Zukünftig wünschen wir uns deutlich mehr Contenance im Service. An der paprika-tomatigen Würze der reichhaltigen Kässpätzle ist dagegen nichts auszusetzen.

Lokalität: Waldhotel Sindelfingen
Friedrich-Ebert-Str. 40
71067 Sindelfingen
Telefon: 07031/ 7088500
Telefax: 07031/ 7088550
E-Mail: info@waldhotel-sindelfingen.de

Dienstag, 9. September 2014

Spazierwandern mit Käsespätzle ***


















Wenn die Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg in die Messe Stuttgart einlädt, dürfen Maultaschen und Käsespätzle nicht fehlen. Der Appetit stellt sich bei den heutigen Tagungsthemen ganz automatisch ein!

Praktischerweise referiert der ausgewiesene Spezialist Jochen Becker über den aktuellen Trend Spazierwandern - einer gnädigen Neu-Entwicklung für alle Fusslahmen, vor der Zeit Ermatteten und geistig Willigen mit körperlichem Handicap. Bewerbe mich in Gedanken schon als publikumswirksame Beta-Testerin: 2009 noch als Hardcore-Wanderer unterwegs - wenige Jahre später bereits zur neuen Zielgruppe gehörend.


Menge: am Büffet ganz nach Belieben (ich habe mehrfach zugegriffen)
Spätzle: sieht nach Handarbeit aus
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: nach Gusto kann man sich aus edelstählernen Riesenbottichen sämig geschmälzte, butterzarte Zwiebelstreifen fischen
Viskosität: oben herum knackig-kross angebräunt, darunter handfeste Masse
Beilage: ganz nach Gusto - ich wähle vom frischen Salatbüffet einen würzigen griechischen Salat, frische Sprossen (rote Bete?) und feine Kürbiskerne
Zubereitungszeit: hat sicherlich den ganzen Vormittag verschlungen
Abgang: führt noch Stunden später zu leckeren kleinen Bäuerchen
Preis: im Rahmen eines Kongressbesuches quasi kostenlos
Bewertung: Hoch konzentrierter, professionell ausgebildeter Service mit sehr angenehmen Umgangsformen und glaubhafter Kundenorientierung. Mit den angetesteten Käsespätzle kann sich Baden-Württemberg nicht nur als beliebte Wanderdestination, sondern auch als lukullisches Eldorado fühlen!


Lokalität: Aramark
Catering Messe Stuttgart
Telefon: 0711-18560-3101
Fax: 0711-18560-3111
E-Mail:messe.bankettverkauf@aramark.de