Mittwoch, 26. September 2012

Steife Brise am See **
















Topographisch gesehen, beschreibt das Seegärtle zusammen mit dem Bootshaus und dem Zwinger vage Böblingens Bermudadreieck. Besser könnte eine Lage kaum sein: auf der Gartenterrasse mit Blick auf den Oberen See sitzend, mag man sich bei maritimem Fahnenflattern und einer steifen Brise geradewegs der Illusion der weiten Ferne hingeben.

Während einer meiner täglichen Gehübungen fällt mein Blick im Vorbeiflanieren zufällig auf das handgeschriebene Tagesangebot: "Hausgemachte Käsespätzle mit Beilagensalat". Knurrt nicht eh schon der Magen? Liegt der gekieste Gastgarten mit seinem rustikalen Holzmobiliar nicht allzu verlockend vor mir?

Eine gute Viertelstunde später steht auch schon das Essen auf dem Tisch. Doch den blässlichen, etwas blutleer wirkenden Käsespätzle hat die Eile nicht gut getan. Kaum angewärmt unterschreiten sie fast die aktuellen Aussentemperaturen. Angesichts dieses Deja-Vu-Erlebnisses hilft nur mutige Reklamation.

Menge: gerade so ausreichend
Spätzle: meiner Fangfrage nach der Herkunft der hausgemachten Spätzle kontert der Service passgenau mit: "Aus dem Großmarkt"
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: feine, normierte Würfelchen
Viskosität: bröselig-bröckelig
Beilage: ein hauptsächlich aus Ackersalat und Möhrenstiften bestehender Beilagensalat mit Fertigsauce
Zubereitungszeit: kaum länger als 10 Minuten
Abgang: mit dem Nachgeschmack der Enttäuschung behaftet
Preis: 7,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Auch beim zweiten Aufwärmen ist diesem Gericht wenig Geschmack zu entlocken. Der Verdacht auf halbgares Mikrowellen-Convenience-Food liegt leider ziemlich nahe. Dafür versöhnt der aufmerksame Service und der Blick auf den Oberen See. Zumindest ein bisschen.

Lokalität: Seegärtle
Tübinger Straße 7
71032 Böblingen
Telefon: (07031) 229828
E-Mail: info@seegaertle.de

5 Kommentare:

  1. Riecht stark nach Fertiggericht. Bloß nicht blenden lassen von der guten Aussicht. Ist bestimmt nur Augenwischerei.

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  2. Bayrische Rüpelmusiker namens Sparifankal sangen auf einem Bauernhof im Landkreis Altötting Anno 1976 von "da braune baaz". Damit war zwar seinerzeit was ganz anderes gemeint. Doch allein der Anblick obigen Fotos (ich würde das allenfalls als urderbste Convenience Pampe bezeichnen!) reicht doch wohl locker aus, die Gitarrensolos auch 36 Jahre später noch grell quitschend aus der eigenen Paukenhöhle hervorzukramen und ad hoc übelst aufschreien zu hören! In diesem Gärtle wär man allenfalls noch Ackersalat- oder Karottenstiftle-C2C-Entscheider. Aber bittschön, seh´ hin, See her - mehr doch nicht!

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  3. Wir waren kürzlich beim Skyfall Event (neuer Bondfilm) im Seegärtle. Für abends ist die Location an und fürsich ganz in Ordnung. Würden wieder hingehen. Nur mit dem Parken hat man ein Problem. Vor dem Lokal ist auch momentan ganz blöd eine Baustelle. Da stauen sich immer die Autos davor. Aber wir haben vor im nächsten Jahr noch mal vorbei zuschauen.

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  4. Langweilig, fad, das übliche Einerlei!

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  5. Neidvoll blicke ich auf die damaligen Gehübungen, die mir Jahre später nicht mehr möglich sind. Das Seegärtle liegt längst auch etwas abseits. Vielleicht sollte ich es trotzdem nochmal probieren?

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