Samstag, 12. Juli 2014

Treibender Eindruck *



 


Zuweilen ist der schwäbischen Bäckerzunft nicht mal der deutsche Dichterfürst heilig. So prägt die ortsansässige Bäckerei Treiber das große Goethe-Wort "Kein Genuß ist vorübergehend, denn der Eindruck, den er zurückläßt, ist bleibend" gleich mehrfach auf ihre Servietten.

Zeitlich und räumlich liegt der Treiber heute günstig zwischen Kardiologen- und Kreissparkassen-Termin. Mit etwas flauem Magen entscheide ich mich spontan gegen ein belegtes Weckle und für den warmen Mittagstisch. Schließlich sprechen rustikale Sitzgelegenheiten und ein dicker Stapel Illustrierter für eine ausgiebige Pause. Vielleicht hätte ich es aber doch bei der Goethe-Lektüre belassen sollen...


Menge: eher was für den hohlen Zahn
Spätzle:im Stil von Knöpfle
Käse:  meine Nachfrage löst nur kollektives hilfloses Schulterzucken unter den Service-Damen aus
Zwiebeln: saftig angeschmälzte Frischware wird ganz nach individuellem Wunsch der Spätzlemasse zugesetzt oder weg gelassen
Viskosität: beeindruckende Fäden ziehend, die beim Servieren gleich über den Tellerrand schlabbern
Beilage: der angekündigte Salat entpuppt sich als eine Schippe voll Salatblätter mit Fertigdressing
Zubereitungszeit: ist in 3 Minuten auf dem Teller
Abgang: komplett enttäuschend
Preis: 6,90 Euro (als Mittagsangebot)
Bewertung: Bäcker bleib bei deinen Brötchen.  Gerne goutiere ich das Treiber´sche Dinkelbrot oder das adrette Kleingebäck. Die Kässpätzle vom Mittagstisch sind jedoch eher nicht empfehlenswert. Ausgehungert musste ich noch eine schnöde Brezel als Zugabe bestellen.

Lokalität: Bäckerei Konditorei Treiber
Bahnhofstr. 10
71034 Böblingen
Telefon: 07031/ 777 31 09

3 Kommentare:

  1. Schuster bleib bei Deinen Leisten, Bäcker bleib bei Deinen Brötchen. Man muss nicht überall warm zu Mittag essen.

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  2. Treiber ist ein weiterer Monopolist wie schon Sehne oder andere Großbäckereien der Region. Im Prinzip Systemgastronomie. Wer es mag und die schön inszenierte Gastlichkeit als ehrlich empfindet, wird sich wohlfühlen. Für alle anderen gilt es, Alternativen zu finden. Einfach ist das heutzutage nicht mehr.

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  3. Selbst ist die Frau. Meine Nachbarin hat eine Brotbackmaschine. Und unser Hausfreund Mike schabt die Spätzel semimaschinell. Alternativen gibt es genug. Doch meine Neugier ist nach wie vor ungebrochen!

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