Dienstag, 17. Juni 2025

Eat & Greet ***



 

 

 

 

 

 

 



Seit unserem letzten amtlichen Testessen vor 8 Jahren haben sich nicht nur Betreiber, Beschaffenheit, Serviermodus und Preis geändert, sondern auch die Rahmendingungen. Büchertauschregal, Tischkicker und Wertschätzungskärtle säumen den Weg zu den gastronomischen Hallen des Landratsamtes. Und dort wird inzwischen sogar der Landrat selbst gesichtet - wenngleich nur mit einem bescheidenen Starter "Grilled Panini Caprese" (3,00 Euro). Doch unbürokratischer war das mittägliche Eat& Greet noch nie.


Menge: von dieser Riesenportion würde sogar der Abfallwirtschaftsbetrieb satt
Spätzle: von unbekannter Provenienz
Käse: laut Auskunft der Thekenkraft: Mozzarella mit Hartkäse - laut Aushang: Bergkäse
Zwiebeln: Fertigschnipsel nach IKEA-Art, jedoch von frischer Petersilie getoppt
Viskosität: grisselig bis trocken
Beilage: offiziell keine - unser fakultatives Gemüse erweist sich leider als Fehlgriff: fade und zerkocht
Zubereitungszeit: wird an der Theke ratzfatz auf dem Teller platziert
Abgang: uff!
Preis: 7,80 Euro (Kässpätzle) plus 1,56 Euro (Beilagengemüse)
Bewertung: Aufgrund ihres vielfältigen und kreativen Angebots kann diese Betriebskantine durchaus mit öffentlichen Restaurants konkurrieren. Und ein Kässpätzle-Menü unter 10 Euro dürfte derzeit fast unschlagbar sein. 

Lokalität: SV Restaurant Landratsamt
Parkstr. 16
71034 Böblingen
Tel. +4970316631471
E-Mail: landratsamt.boeblingen@sv-group.de

Sonntag, 27. April 2025

Kann Spuren von Senf, Sellerie und Soja enthalten *

 

 


 

 

 

 

 

 

 



Okay, die Fallhöhe könnte kaum dramatischer sein: nach dem seltenen Hype einer gastronomischen Bestleistung folgt nun der Absturz in alltägliche Niederungen. Denn nicht jedem sind eine spätzleschabende (Groß-)Mutter, eigene küchentechnische Fertigkeiten oder gar der monetäre Background für ständige aushausige Verkostungen gegeben.

So bleibt nur der Griff ins Supermarktregal. In der Gourmet-Linie (so called: "Finest Cuisine") des Discounters Aldi lockt zumindest temporär eine Packung mit "Bergkässpätzle". Die kommt schon optisch so edel und woke daher, dass man den eher dürftigen Nutri-Score glatt überliest. Doch unschätzbar ist die Transparenz der umseitig offengelegten ökotrophologischen Wahrheiten, von denen mich als Allergiker am wenigstens noch die Aussage "kann Spuren von Senf, Sellerie und Soja enthalten" beeindruckt.


Menge: wie viele hungrige Mäuler von der 350-Gramm-Portion satt werden können, verrät die Packung leider nicht
Spätzle: "aus 100% Dinkelmehl" und "ohne Kükentöten" lockt die Verpackungs-Vorderseite
Käse: laut Deklaration: "Bergkäse (8%), Emmentaler (7%)"
Zwiebeln: die annoncierten 1% Röstzwiebeln gehen sensorisch gegen Null, so dass ich die Kässpätzlemasse auch optisch mit etwas kleingehackten Paprikawürfelchen aufpimpe
Viskosität: trocken bis mürbe, daran ändert auch die vorschriftsmäßige Zugabe von Wasser im heimischen Garungsprozess wenig
Beilage: keine, doch ich improvisiere mit einem Schüsselchen voll bunter Gemüsereste
Zubereitungszeit: 5 Minuten (sowohl in der Mikrowelle als auch in der Pfanne)
Abgang: durchweg enttäuschend
Preis: -30% aufgrund des nahenden MHD
Bewertung:  wer nicht über die eingangs erwähnten Voraussetzungen zum optimalen Spätzle-Glück verfügt, hat leider schlechte Karten.

Lokalität:
  Adresse und Kontaktdaten können von der Verfasserin erfragt werden.

Dienstag, 1. April 2025

Das war spitze! *****

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 


Es gehört schon einige Überwindung dazu, in einem Lokal zu dinieren, das nach einer persönlich nicht sehr geschätzten Rebsorte benannt ist. Doch praktische Erwägungen (deftige Basis für einen kräftezehrenden Event im Theater gegenüber) und die Schnittmenge aller kulinarischen Vorlieben meiner Mitesser (inklusive meiner selbst) führen nach jahrelanger Abstinenz ins inzwischen runderneuerte Restaurant am Feuersee.

Die zünftige Gediegenheit des früheren Ambientes ist nun einer modischen Internationalität mit Steakhouse-Feeling gewichen. Reserviert-Schildchen auf jedem Tisch suggerieren immensen Andrang. Doch unsere Beharrlichkeit macht sich bezahlt und wir unterliegen dem Charme des asiatisch-schwäbelnden Services, der auch noch flink und kommunikationsfreudig agiert.

Menge: üppig
Spätzle: voluminöse, buttrige Hausmacherware
Käse: vermutlich eine geheime Assemblage
Zwiebeln: herrlich knusprige Röstzwiebeln - und davon nicht zu wenig!
Viskosität:  gelungene Konsistenz mit kross gebräunten Arealen
Beilage: ein opulenter, farbenfroher, etwas essiglastiger Beilagensalat, der allein schon satt machen würde und vor allem durch sein Rotkohl-Topping erfreut
Zubereitungszeit: sensationelle 10 Minuten
Abgang: die Völlerei geht nicht spurenlos an mir vorüber
Preis: vollkommen angemessene 16,75 (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Eine perfekte Version meiner Leibspeise: im gusseisernen Pfännle serviert, von reichlich Grünzeug und zwei Lembergerschorle begleitet. 

Lokalität: Trollinger
Rotebühlstrasse 50
70178 Stuttgart
Tel. 0711 621441
E-Mail: info@trollinger-stuttgart.de

Montag, 31. März 2025

Die Zeit steht still ***



 

 

 

 

 










An manchen Orten streicht die Zeit scheinbar folgenlos vorbei. Hätte nicht die untrügliche Historie unser letztes Spätzlemahl im Stadtcafé auf das Jahr 2016 datiert, würde es sich wie gestern anfühlen. Das unverändert freundliche Ambiente hat alle zu vermutenden Abnutzungserscheinungen schadlos überstanden - bis hin zur vielgenutzten Garderobe. 

Aufgrund des strategisch geschickt gewählten Sitzplatzes schweift mein Blick über Theke und Durchreiche geradewegs in die Küche hinein. Und zeigt: hier geht alles mit rechten Dingen zu. Hier kommen noch Pfanne und Topf zum Einsatz, ganz entgegen der andernorts dominanten Mikrowellen-Präsenz.

Menge: reichlich
Spätzle: leider viel zu weichgenudelt
Käse: ein extrem fädenziehendes Mirakel, das die Chefin immer noch als "Spätzleskäs" vorstellt
Zwiebeln: mit krossen Fertigröstzwiebeln wurde nicht gespart
Viskosität: so soft, dass selbst zahnlose Esser zum Zuge kämen
Beilage: offiziell keine, doch die begleitende Salatgarnitur erfreut durch knackige Salatblätter, megafrische Paprikaringe, gestiftelte Möhren, halbe Cocktailtomaten und einige Überraschungsgurkenscheiben
Zubereitungszeit: exakt 5 Minuten
Abgang: so leicht, dass noch ein Versucherle vom delikaten Träubleskuchen (4,20 Euro) meines Mitessers reinpasst
Preis: 14,50 Euro - mehr als doppelt so viel als vor 9 Jahren
Bewertung: Fleiß, Durchhaltekraft und kulinarische Kontinuität beeindrucken. Das Stadtcafé hat täglich geöffnet - und das seit 18 Jahren.

Lokalität: Stadtcafé Holzgerlingen
Turmstrasse 6
71088 Holzgerlingen
Tel: (07031) 41 47 77
E-Mail: willkommen@dasstadtcafe.de

Sonntag, 23. März 2025

Da braut sich was zusammen ***


 


 

 

 

 

 

 

 



Nur wenige Lokale durfte ich über eine so lange Zeitspanne mit so vielen Pächterwechseln begleiten. Im Volksmund noch unter "Dinkelakerei" bekannt, hat die später als "Platzhirsch" firmierende rustikale Braugaststätte im Herzen von Böblingen bereits ein lustiges Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel zwischen kosmopolitischen Anwandlungen, spirituellen Genüssen und Pop-up-Zwischennutzungen erlebt.

Auch nach erneutem Wechsel brummt das Lokal wie eh und je, wird geradezu überflutet von einem Mehrgenerationen-Publikum zwischen Kinderwagen und Gehstock. Ohne Reservierung bekommt man sowieso kein Bein in diese geheiligten Hallen. Und selbst dann muss man den Trubel mögen.

Menge: damit nicht auch noch der Hosenbund platzt, bestelle ich - ohne mit der Wimper zu zucken - die Seniorenportion (und die reicht aus)
Spätzle: was wollen uns "Omas Kässpätzle" sagen? Nach ihrem Rezept fabriziert? Von ihr geschabt? Geschickte verbale Mogelpackung?
Käse: Bergkäse, meint die Karte
Zwiebeln: ein Duett von schön schlonzig geschmälzten Zwiebeln und krossem Röstwerk
Viskosität: griffig
Beilage: standardmäßig keine - der extra dazu bestellte Beilagensalat beeindruckt optisch mit aufgetürmten Blattwerk, enttäuscht jedoch mit dem darunterliegenden laffen Kartoffelsalat und einem abgehangenen Stück Rettich
Zubereitungszeit: überschaubar
Abgang: der im Bierhumpen servierte Verdauungskaffee (3,00 Euro) sollte wohl ein Gag sein, doch mir vergeht schon beim Anblick der letzte Appetit
Preis: 9,40 Euro (in der Seniorenvariante) bzw. 12,90 Euro (als Normalportion) plus 6,50 Euro für den Beilagensalat
Bewertung: Der neue Betreiber setzt auf duftiges Aufbauschen, kluge Kalkulation und dem positiven Nachhall der traditionsreichen Location. Zwischen holzvertäfelten Wänden, schmiedeeisernen Gittern und Butzenscheiben weint man trotzdem früheren lukullischen Erlebnissen nach. Auch wenn der jetzige Service unschlagbar ist. 

Lokalität: Braugaststätte Platzhirsch
Breitmayer Faude Gastronomie GbR
Postplatz 5
71032 Böblingen
Tel. 07031/4288921
E-Mail: willkommen@braugaststaette-platzhirsch.de

Mittwoch, 5. März 2025

Schlemmerei an Aschermittwoch ***


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie könnte man den Aschermittwoch trefflicher begehen als mit Blick auf die Klosterinsel Reichenau? Doch während sich die fastenden Mönche im düsteren Mittelalter an Hirsche, Biber oder Schnecken hielten (wie es heute noch ein kurioser Bilderbogen im nahen Rosgartenmuseum zeigt), dürfen wir uns in der Gegenwart an weitaus schmackhafteren Speisen erfreuen. Als Bonus obendrauf: eine anregende Tischgesellschaft, die jedes Schweigegelübde ad absurdum führen würde.

Menge: der freie Gang ans verlockende Büffet verleitet selbst willensstarke Vegetarier ungebremst zur Völlerei
Spätzle: gedrungene Knöpfle
Käse: undercover recherchiert: stammt vom Käse-Caduff in Rottweil
Zwiebeln: leider knurpselige Fertig-Röstzwiebeln (wo die Gegend doch genügend Frischware in petto hielte)
Viskosität: angenehm trocken, auch wenn an buttrigem Trennmittel nicht gespart wurde
Beilage: vom attraktiven Salatbüffet wählen wir heute: grüne Blattsalate, gestiftelte Möhren, Rettichsalat, ein Alibi-Tomatenachtel, sowie reichlich Saaten und krosse Croutons
Zubereitungszeit: unbekannt, doch unermüdlich wird neu nachgelegt
Abgang: dank einem herzhaften Zweigelt-Schorle angenehm flutschend
Preis: 19,50 Euro für den vegetarischen Hauptgang, inklusive frei wählbarer Beilagen und beliebig häufigem Gang ans Salatbüffet
Bewertung: Wären wir nicht seit Jahrzehnten Stammgäste, wäre es unserer wohlwollenden Prüfung glatt entgangen: die hiesige Küche hat es schon mal besser gekonnt. Doch das angenehme Ambiente, eine selige Ruhe und ein aufmerksamer Service verwöhnen und versöhnen uns nach wie vor.

Lokalität: Hotel St. Elisabeth
Kloster Hegne
Konradistraße 1
78476 Allensbach
Tel.
07533/ 93662000

Samstag, 1. Februar 2025

Ohne Weißbier am Wettbachplatz ***

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Mike und Heidi laden zum Neujahrsessen ins Wirtshaus Erdinger, auch wenn sie selbst lieber Wein(schorle) trinken. Im zünftigen Ambiente wird ganzjährig gebechert, geschunkelt, Oktoberfest gefeiert und der Maibaum hochgehalten. So jung kommen wir nicht mehr zusammen!

Wie gerne wären wir noch der Aufforderung am Büdchen vor der Türe nachgekommen: "Sport gibt dir das Gefühl, besser auszusehen. Glühwein übrigens auch." Doch eine bleierne Schwere zwingt uns in die Mittagsruhe.

Menge: unsere großen Augen beim Servieren kontert der Kellner geübt: "Wir haben was zum Einpacken"
Spätzle: immer wieder gern genommen: Fertigware der Firma Schmid
Käse: meinen vermeintlich eruierten Emmentaler dementiert die Servicedame ganz bestimmt: "Auf der Packung stand doch Gouda"
Zwiebeln: krosse Röstzwiebeln und eine verborgene Knoblauchpaste
Viskosität: nicht zu sahnig, nicht zu trocken, schöne Käsefäden ziehend
Beilage: ein üppiger Beilagensalat mit Blattsalaten, gehobeltem Kraut, gestiftelten Möhren und einem Allerweltskartoffelsalat
Zubereitungszeit: mittags muss es fix gehen
Abgang: erstaunlich leicht und beschwingt
Preis: 15,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Riesige Portionen und eine hemdsärmelige Gemütlichkeit lassen den unverhohlenen Einsatz von Convenience-Produkten glatt verzeihen. Wieder aufgewärmt schmecken die Reste anderntags gleich noch mal besser.

Lokalität: Wirtshaus zum Erdinger
Wettbachstraße 1
71063 Sindelfingen
Tel.: 07 031 – 816633
E-Mail: kontakt@erdinger-sindelfingen.de

Samstag, 25. Januar 2025

Fleisch und Wurst ****

 


 

 

 

 

 

 

 

 


Fleisch und Wurst
prangt in neonroter Leuchtschrift vor dem Landgasthof mit eigener Metzgerei. Kein schlechtes Omen! Wo carnivores Glück angepriesen wird, ist meist auch deftiges Beiwerk zu finden. Doch das hat hier seinen Preis.

Dafür dürfen wir im blau geplättelten Nebenraum zwischen sorgsam aufgeschichteten Wurstdosen und alten Familienfotos in melancholischen Erinnerungen an frühere Hausschlachtungen schwelgen. Allein das gewagte Ambiente ist ein Eldorado für visuelle Feinschmecker und Vintage-Freunde. 

Menge: selbst mit Löwenhunger nicht zu wuppen
Spätzle: vollschlanke Hausmacherware
Käse: ungeniert gesteht das Servicemädel: Grünländer
Zwiebeln: das sparsam dosierte, musig-marmeladige Topping und ein paar Frühlingszwiebelringchen erscheinen mir zu dürftig
Viskosität: trocken, mit salamandergebräunter Oberfläche
Beilage: die auf den ersten Blick unspektakulär wirkenden Blattsalate überzeugen durch frische Knackigkeit und ein leichtes Sahnedressing
Zubereitungszeit: gut über eine halbe Stunde bei vollem Haus
Abgang: der Völlerei folgt eine schwere Nacht
Preis: auch der stolze Preis ist ein Novum: 21,80 Euro (inkl. Beilagensalat) knacken die unsichtbare 20-Euro-Marke
Bewertung: Zwischen Schwarzwurst, Siedfleisch und saure Nierle munden auch die Kässpätzle ausgesprochen gut.

Lokalität: Gasthof zum Löwen
Marktplatz 4
74542 Braunsbach
Tel. 07906 91050
E-Mail: info@zum-loewen-braunsbach.de