Sonntag, 24. November 2024

Emsig werkelnde Geister **




 

 

 








Eher widerwillig erinnern wir uns an einen unbeliebten (vor)weihnachtlichen Brauch der anonymen Geschenkevergabe. So legen wir unmissverständlich den Besuch der Wichtel Brauerei noch vor den 1. Advent. Auch wenn uns der muckelige Ort bereits mit geschäftigem Gewusel empfängt.

An rustikalen Holztischen hocken wir erwartungsfroh auf unseren Bänklein und harren der milden Gaben, die vielleicht vom Himmel fallen. Nicht umsonst befand sich auf diesem Grund und Boden einst ein Aerodrom.

Menge: viel zu mächtig für einen kleinen Wicht
Spätzle: stammen wohl von fleißigen Heinzelmännchen aus der Nudelfabrik
Käse: der dominante Sahneüberschuss unterdrückt jeden Anflug von Käse
Zwiebeln: ein beeindruckend krosses Zwiebelgewölk
Viskosität: suppig-schlonzig
Beilage: ein vorkonfektionierter Beilagensalat mit überflüssigem Mais, einer ausgetrockneten Gurkenscheibe und einem degoutanten Tomatenachtel
Zubereitungszeit: elfengleich serviert uns die liebreizende Service-Maid schon nach kurzer Zeit das beeindruckende Mahl in einem gusseisernen Pfännlein
Abgang: der heroische Verzicht auf einen Digestif hat stundenlanges Magengrimmen zur Folge
Preis: 13,40 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Optisch ein Augenschmaus, doch geschmacklich eher enttäuschend. Dennoch herzlichen Dank an die emsig werkelnden Geister.

Lokalität: Wichtel Hausbrauerei
Graf-Zeppelin-Platz
71034 Böblingen
Tel: 07031 - 306 98 99
E-Mai: boeblingen@wichtel.de

Mittwoch, 20. November 2024

Toller Teller ****

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Beharrlichkeit zahlt sich aus. Als langjähriger Buchwochen-Fan und (Haus der) Wirtschaft-Besucher entdecke ich endlich eine Kässpätzle-Hauptspeise im gastronomischen Programm - zumindest auf der Wochenkarte. Zubereitet von einer multikulturell besetzten Küchen-Crew, die bereits vor Tagen ein fulminantes Kichererbsencurry hingezaubert hat. Wann immer sich die Automatiktür zur Küche öffnet, versuche ich dankbar zu winken, doch keiner schaut her. Selbst der Service glänzt durch vornehme Zurückgezogenheit.

Menge: reichhaltig und üppig - mehr als die Hälfte wird mir von der Servicedame fachgerecht in eine Polystyrol-Mitnahmebox verpackt und von der Garderobiere mütterlich mit einer Plastiktüte umhüllt
Spätzle: mal habhaft dickbauchig, mal sehnig schlank - ganz augenscheinlich Hausmacherware
Käse: beim Bergkäse-Emmentaler-Mix wurde auch mit Sahne nicht gegeizt
Zwiebeln: die vermisst tatsächlich keiner
Viskosität: unten herum sahnig-schlüpfrig, dazu krosse Salamander-Röstung on top
Beilage: endlich ein Beilagensalat, mit knackig frischem Grünzeug und einem herrlich knätschigem Kartoffelsalat
Zubereitungszeit: eine gute Viertelstunde
Abgang: angenehm gesättigt erklimme ich erneut literarische Höhen
Preis: 16,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Es ist nie zu spät: als vollwertige Hauptspeise mit einem frischen Beilagensalat läuft das kross überbackene Spätzlegericht zu lukullischer Höchstform auf. Das ist den Preis auch wert.

Lokalität: Logo im Haus der Wirtschaft
Willi-Bleicher-Straße 19
70174 Stuttgart
Tel.
0711/2265002
E-Mail:
Laub-Logo@t-online.de

Sonntag, 3. November 2024

Jeder Zehnte lügt **

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

"Neun von zehn Leuten mögen Schokolade," behauptet das Museumscafé von Ritter Sport. Doch der Zehnte lügt mitnichten, sondern frönt schlicht einem anderen Gusto. Und der treibt mich ganze 8 Jahre und 7 Monate nach dem letzten Essen zu einem erneuten Besuch. 

Andernorts haben sich Speisekarten, Pächter und Räumlichkeiten verändert, doch hier wurde bei gleicher Optik und Haptik nur der Preis angepasst.Wie auch der einer Tafel Schokolade. Denn Tradition ist dem Hause Ritter heilig.

Menge: rangiert nach wie vor in der Sparte "für den größeren Hunger" - den sollte man jedoch eher nicht haben
Spätzle: Convenience
Käse:  man bleibt dem Emmentaler treu
Zwiebeln: das winzige Häufchen von angeschmälzten Zwiebelstückchen ist in den Jahren nicht gewachsen
Viskosität: so smooth wie eine heiße Schokolade
Beilage: mein Geschick, die sperrigen Beilagenbestandteile aus einer quadratisch-unpraktischen Schüssel zu hieven, hat sich nicht gebessert
Zubereitungszeit: viel zu kurze 10 Minuten bei vollem Haus
Abgang: erst zwickt der Hosenbund, dann nervös der Mundwinkel
Preis: 12,20 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Das Essen gleicht so frappierend der Portion aus dem Jahre 2016, dass ich mir verwundert die Augen reibe. Ein Schelm, der hier ausgeklügeltes (oder geklontes?) Convenience vermutet. Mangelnde Innovationsgabe und Weiterentwicklung verleiten mich leider zum Punkteabzug.

Lokalität: Museum Ritter - Museumscafé
Alfred-Ritter-Straße 27
71111 Waldenbuch
Tel.: 07157/538169

Sonntag, 20. Oktober 2024

Mach mal einer das große Licht an ***

 



 

 

 

 

 

 

 


Kaum zu glauben: a) meine Prophezeiung aus dem Jahre 2010 hat sich bewahrheitet und b) fast 15 Jahre später herrscht hier immer noch das alte Funzellicht. Obwohl gleich mehrfach in den letzten Jahren Inhaber, Betreiber und Pächter gewechselt haben dürften. Und haben wir nicht auf diese grünkarierte Tischdecke schon mal gekleckert, unsere Rücken nicht an diese fein bestickten Kissen gedrückt? Ein bisschen fühlt sich das geschickt kuratierte Ambiente wie eine Inszenierung im Europapark Rust an. Themenpark Almhütten.

Menge: eine nicht zu wuppende Holzfällerportion: auch das taffe Mannsbild zwei Tische weiter bittet - ganz nach meinem Vorbild - um eine Mitnahmebox
Spätzle: voluminös und habhaft ("die werden hier hausgemacht")
Käse: Emmentaler as usual
Zwiebeln: leider nur ein kleines Häuflein Schmelzzwiebeln on top
Viskosität: von sämiger Kompaktheit
Beilage: ein (vorbereiteter) Beilagensalat: unter schlapp gewordenen Salatblättern in einer senfbetonten Vinaigrette finden sich feine Möhrenstiftchen, grob gehobelter Rettich und 1a schlonziger Kartoffelsalat
Zubereitungszeit: nach 7 Minuten kommt der Salat, nach 15 Minuten das Bier, nach 18 Minuten die Kässpätzle
Abgang: der Hopfengehalt des begleitenden Bieres sediert das Rumpeln und Pumpeln
Preis: 15,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Die Kontinuität hat ihre Grenzen. Feierten wir bei unserem letzten Besuch noch das feurige Paprrrrika-Puszta-Feeling, suchen wir jetzt vergebens nach einer Pfeffermühle. Doch die schiere Menge, das heimelige Ambiente und der belastbare Service imponieren. Und versprochen: in der nächsten Dekade kommen wir wieder. Wenn die Sindelfinger Altstadt dann noch steht.

Lokalität: Altstadtlokal Funzel
Untere Vorstadt 12
71063 Sindelfingen
Tel.: 07031 7655122
E-Mail: kontakt@altstadtlokal-funzel.de

Samstag, 19. Oktober 2024

Zwischen Appenzeller Spitzhauben **

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 


Wo früher mal ein Wienerwald war, ist heute eine Hendlbar. Mit zeitlosem Wirtshaus-Ambiente und einer gerahmten Galerie von Hühnerrassen an den Wänden. In gutem Gewissen platzieren wir uns zwischen Appenzeller Spitzhauben und Ostfriesischen Möwen, denn bei unserer Leibspeise geht es beiden nicht mal an den Kragen. Und Appenzell dürfte selbst beim Käse nicht im Spiel sein.

Menge: so opulent, dass die Hälfte eingepackt werden muss
Spätzle: wenn schon Convenience, dann bitte durchgegart
Käse: eher marginal
Zwiebeln: soft angeschmelzte Zwiebelringe
Viskosität: hart und trocken
Beilage: das reichhaltige Salatbüffet mit gehobeltem Kraut, hart gekochten Eiern, frischen Paprikastreifen und luftigen Salatblättern rettet den sonst dürftigen Eindruck
Zubereitungszeit: haben wir das Bimmeln einer Mikrowelle vernommen?
Abgang: jetzt wäre ein Digestif angesagt
Preis: hitverdächtig, wie in Vor-Corona-Zeiten: 11,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Wer Quantität mit Qualität verwechselt, dürfte hier glücklich werden. Immerhin hat die geschmacksneutrale Hauptkomponente durch das Aufwärmen am kommenden Tag noch einige Aromen gewonnen.

PS. Erst im Nachhinein bemerkt: heute vor genau 15 Jahren ging dieser Blog an den Start. Hoch die Tassen!

Lokalität: Hendlburg Böblingen
Poststraße 36
71032 Böblingen
Telefon: +49 (0) 7031223038
E-Mail: info@hendlburg-böblingen.de

Sonntag, 1. September 2024

Nach dem Fest ***




















Wer tagsüber beim Erlanger Poetenfest seinen literarischen Hunger stillt, wird am Abend veritables Magenknurren haben. Welch glücklicher Umstand, dass zwischen Schlossgarten und Hotel die Bräuschänke dazwischengrätscht. Dort residieren an sieben Tagen in der Woche fränkisch-kulinarisches Kulturgut, unkomplizierte Schunkelatmosphäre und beste Laune. Nur Vegetarier müssen hier sehr tapfer sein. Mein Leibgericht ist gottseidank auch in Franken bekannt.
 

Menge: in Kombination mit einem Beilagensalat reicht eine halbe Portion vollkommen aus
Spätzle: kurzkettige Knöpfle mit angenehmer Kräuternote (die aus der Symbiose mit Kresse, Schnittlauch, Frühlingszwiebeln resultieren)
Käse: der willfährige Serviceherr kundschaftet es gerne aus: Emmentaler mit Bergkäse und reichlich Sahne
Zwiebeln: Frühlingszwiebelröllchen im Spätzlekonglomerat, ein krosses Röstarrangement obendrauf
Viskosität: anschmiegsam
Beilage: offiziell keine - ein begleitender Beilagensalat erscheint mir jedoch obligatorisch und macht sich mit frischen Blattsalaten, kümmeluntermaltem Kraut, minimalistisch gehobelten Gurkenscheibchen und feinen Rettich- und Möhrenstiftchen absolut bezahlt
Zubereitungszeit: was der Service bei der Bestellung ins digitale Endgerät tippt, wird stande pede in der Küche umgesetzt (gefühlt in 10 Minuten)
Abgang: ein großes (Achtung: 0,5 Liter!!) fränkisches Weißweinschorle sorgt für kräftige Durchspülung
Preis: 14,90 Euro (Normalportion), bzw. 12,90 Euro (kleine Portion) + 4,10 Euro (Beilagensalat)
Bewertung: In der Hochburg von blauen Zipfeln und fränkischen Bratwürsten kann sich mein Lieblingsgericht durchaus behaupten.

Lokalität: Bräuschänke Erlangen
Südliche Stadtmauerstraße 25
91054 Erlangen
Tel: 09131 810833
E-Mail: hungerunddurst@t-online.de

Montag, 5. August 2024

Ohne Eile. Alles gut ***

 


 

 

 

 

 

 

 


Ein Sundowner an Lindaus äußerster Inselspitze gehört zu den absoluten Highlights jedes Bodensee-Urlaubs. Doch wer könnte es schon bei einem weißen Spritzer mit Blick auf das österreichische Ufer belassen? Der Biergarten der sonst hochpreisigen, mondän aufgerüsteten Eil.Gut.Halle bietet Habhaftes und Beliebtes zu erstaunlich moderaten Preisen. Was das international besetzte Team in kurzer Zeit in einem schlichten Küchencontainer zu zaubern vermag, grenzt an kulinarische Wunder. Auch wenn sich nicht jedes Gericht für dieses Mirakel eignet.

Menge: leider täuscht der Anblick mehr Volumen als vorhanden vor
Spätzle: eine aparte Kreuzung zwischen schwäbischen Spätzle und Allgäuer Knöpfle
Käse: wurde so sparsam verwendet, dass sich keine Sorte herausdestillieren lässt
Zwiebeln: knurpselige Fertigröstzwiebeln, darüber frische Ringe vom Junglauch
Viskosität: was angenehm crispy beginnt, muss am Ende geradezu vom Schüsselboden gemeißelt werden
Beilage: offiziell keine - doch ist der sensationelle Ausblick auf den Bodensee nicht der beste aller denkbarer Begleiter?
Zubereitungszeit: der Abhol-Buzzer summt schon nach 5 Minuten
Abgang: dank des spritzigen Weissweinschorles (der alkoholische Bestandteil stammt vom Weingut Gierer aus Nonnenhorn) ist der Rest des Abends mit deftigen Bäuerchen gesegnet
Preis: 12,90 Euro
Bewertung: Punktevergabe als versöhnender Mittelweg: die enttäuschend mickrige Portion ist eher was für den hohlen Zahn (kann auch mit kostenlos ausliegendem Senf und Remoulade nicht aufgepimpt werden) - doch die berauschende Lage und der Flair des Ortes bezaubern.


Lokalität: Eil.Gut.Halle
Biergarten
Schützinger Weg 2
88131 Lindau
Tel. +49-8382-911-1229
E-Mail: info@eilguthalle.li

Samstag, 3. August 2024

Spätzle Uruguay **

 
 










 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Am Vorabend der olympischen Eröffnungsfeier steht auch uns der Sinn nach einem länderübergreifenden Wettstreit in der Kässpätzle-Disziplin. Durften wir in der Vergangenheit doch bereits italienische, böhmische, finnische und türkische Variationen verkosten. Ein Koch aus Uruguay ging jedoch noch nicht ins Rennen. Den findet man in der schwäbischen Provinz in einer Tapas-Bar mit ungewöhnlichem Konzept und binationalem Angebot. 

 

Menge: was hier als Tapas firmiert, hat das Zeug zu einer vollwertigen Portion
Spätzle: wir vermuten conveniente Hilfe
Käse: eine Mischung aus Bergkäse und Emmentaler
Zwiebeln: karamellig angeschmelzte feine Zwiebelstreifchen
Viskosität: das flutscht ein bisschen zu suppig dahin
Beilage: selbstgewählt aus der spanischen Ecke: zur Abwechslung einmal buntes Grillgemüse mit Frischkäse
Zubereitungszeit: nicht gestoppt, doch gefühlt kaum eine Viertelstunde
Abgang: hmmm, die neuen Kombinationen könnte man beibehalten
Preis:  5,80 Euro (Kässpätzle) plus 7,50 Euro (Grillgemüse)
Bewertung: Die Furcht vorm Tapas-Trick als neue Shrinkflation-Ausprägung erweist sich als  unbegründet.  Denn die vermeintlichen Häppchen haben es in sich!


Lokalität: Lucky am Markt
Marktstr. 9
71111 Waldenbuch
Tel.: 0172/6203639
E-Mail: info@luckyammarkt.de

Sonntag, 30. Juni 2024

Nach dem Gurkerlwasservorfall ***

 



 

 

 

 

 

 

 


Was sucht der Lindwurm im Hofbräuhaus? Münchner Weißwurst samt Maibock im slowfoodtauglichen Klagenfurt?  So recht nachvollziehbar wirkt das bayrisch-kärtnerische Joint Venture zwar nicht, doch zwischen Gurkerl-Gschichtn und georgischer Niederlage scheint das Land in kulinarische Apathie zu verfallen. Da stürmt man dankbar jede offene Wirtshaustüre. Auch wenn der Empfang durch den wenig motivierten Service eher verhalten ausfällt. Und auch so bleibt.

Rufen wir uns noch einmal melancholisch das Ingeborg-Bachmann-Gedächtnisessen auf, auch wenn es nur eine Mogelpackung war?

Menge: mehr, als bei aktuellen 30 Grad zu verdauen wäre - den Rest dürfen wir uns selbst in ein Doggy-Bag verladen
Spätzle: etwas zu trockene, tendenziell mehlige Knöpfle
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: eine Prise Knurpselware
Viskosität: trockene Teigwaren und sahniger Käsemix koagulieren nur bedingt
Beilage: Blattsalate in einer essiglastigen Vinaigrette
Zubereitungszeit: kaum über 10 Minuten
Abgang: ein weißer Spritzer am Abend renkt alles wieder ein
Preis: 14,90 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Solide Allerweltsspätzle, wie wir sie andernorts schon mehrfach vorgefunden haben. Doch eine wichtige Erkenntnis bleibt bestehen: an die herausragenden Vorarlberger Kreationen kommt der Osten Österreichs wohl niemals heran.

Lokalität: Hofbräu zum Lindwurm
Landl Bräu GmbH
Neuer Platz 10
A-9020 Klagenfurt am Wörthersee
Tel.: +43 (0) 463 503280
E-Mail: info@hofbraeu-zum-lindwurm.at

Dienstag, 18. Juni 2024

Kesse Spätzle ***

 



 

 

 

 

 

 

 

Im Vorfeld des diesjährigen Geburtstages und großer sportlicher Ereignisse wirkt der Abend im lieblich gelegenen Neuffen wie eine genussvolle Verheißung. Ein sanftes Lüftlein streicht um den Spadelsberg und verleiht der eher spartanisch möblierten Sportgaststätte ein südliches Flair. Doch neben kroatischen Spezialitäten wagt sich das Küchenteam auch an einen schwäbischen Klassiker, der auf der Karte mutig als "Kässespätzle" annonciert wird. Das hatten wir auch noch nicht.


Menge:
wahlweise als normale oder kleine Portion, wie fast alles auf der Karte (wir gehen ins Volle)
Spätzle: aus der Packung, wie der Service entwaffnend ehrlich gesteht
Käse: ein Käsemix, wahrscheinlich ebenfalls aus der Packung
Zwiebeln: geschmelzte Zwiebeln, die geschmacklich frappierend an Sauerkraut erinnern
Viskosität: sämig
Beilage: wenn wir nicht extra gefragt hätten, wäre uns das Salatbüffet im Gastraum glatt entgangen
Zubereitungszeit: die angekündigte halbe Stunde bei übervollem Haus wird fast exakt eingehalten ("man muss die Gäste bei Laune halten")
Abgang: sättigt bis zum nächsten Mittagessen
Preis: 15,50 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Wann werden endlich Käsespätzle ins kroatisch-kulinarische Kulturgut übernommen? Am Spadelsberg arbeitet man mit Nachdruck daran.

Lokalität: Sportgaststätte Spadelsberg
Spadelsberg 5
72639 Neuffen
Tel +491749239881
E-Mail: hoferevgen@gmail.com

Samstag, 1. Juni 2024

Genuss im Päckle **


 

 

 

 

 

 

 

 


Starkregen und Temperaturen im einstelligen Bereich verleiten nicht gerade zum Auswärtsessen. Da kommt das "Genusspäckle" aus dem Tiefen des Kühlschranks wie gelegen. "Käse! Spätzle!" schreit es uns entgegen.

Trotz verständlich vorsichtiger Aversion gegenüber Fertiggerichten imponiert die schnelle Zubereitung und die Transparenz der Zutaten. Dass dieses einfache Gericht mit gut 630 Kalorien zu Buche schlägt, beraubt uns jeglicher Illusionen. Käsespätzle sind halt doch nichts für die Weightwatchers.


Menge: 330 Gramm Fertigmasse ergibt ein strammes Hauptgericht
Spätzle: die vollmundigen Eierspätzle aus griffigem Hartweizengrieß und Eiern von Bodenhaltungshühnern könnten glatt als handgeschabt durchgehen
Käse: laut Deklaration eine Mischung aus Bergkäse, Emmentaler, Schnittkäse und Rässkäse (sehr professionell!)
Zwiebeln: 20 Gramm schnurzelige Röstzwiebeln (aus 77% Zwiebeln und Palmöl) sind tatsächlich zu viel für eine Portion
Viskosität: angenehm sämig
Beilage: in die Packung passt natürlich kein Salat mehr - den machen wir uns einfach selber
Zubereitungszeit: 3 Minuten bei 70 Grad in der Mikrowelle
Abgang: satt und zufrieden
Preis: 4,49 Euro im Schmid´schen Onlineshop, deutlich günstiger im Sonderangebot mancher Discounter
Bewertung: Überraschung: Haptik, Optik und Geschmack haben das Zeug zu solider Hausmacherware. "Schmeckt wie gerade selbst gekocht" verkündet nicht umsonst die nachhaltige Verpackung aus Pappkarton.

Lokalität: Schmid´s Teig-Spezialitäten GmbH & Co. KG
Erbstetter Strasse 26
71576 Burgstetten
E-Mail info@schmidnudeln.de

Mittwoch, 8. Mai 2024

Spätzle Tricolore **



 

 

 

 

 

 

 



Noch gilt für Kässpätzle keine geschützte Herkunftsbezeichnung, noch zählen sie nicht zum immateriellen Kulturgut der UNESCO (auch wenn wir gerne einen Antrag dafür stellen würden). So lassen sich die verkostungswürdigen Varianten ganz nach Gusto ausweiten. Und verbirgt sich nicht hinter manchem verschämten Tarnnamen ein verborgener Spätzleschatz?

So haben wir diesen italienisch angehauchten Wahlverwandten flugs für unser Testessen vereinnahmt, auch wenn er unter gänzlich anderer Flagge firmiert. Der nahende Neapel-Urlaub stimmt uns milde.

Menge: eine beachtliche, gut kaschierte Portion
Spätzle: "hausgemachte bunte Spätzle" verspricht die Karte
Käse: was sich für eine Pizza eignet, steht auch den Spätzle gut zu Gesicht: Mozzarella
Zwiebeln: sind hier nicht vorgesehen, dafür akkurat ein (leider geschmacksneutrales) Tomatenviertel in jeder Schüsselecke
Viskosität: soft, schlüpfrig, leicht elastisch
Beilage: frischer Blattsalat, der sich als erstaunlich sperrig erweist
Zubereitungszeit: gefühlt unter einer Viertelstunde
Abgang: sorgt zusammen mit einem großen Kaffee für mächtigen Auftrieb
Preis: 9,80 Euro als Mittagstisch
Bewertung: Ganz im Stile der italienischen Tricolore bezaubert diese Kreation vor allem durch ihre hübsche Farbstellung, jedoch weitaus weniger durch ihren Geschmack. Eine neue Erfahrung war dieser Versuch allemal.

Lokalität: BACKGROUND
Mercaden
71034 Böblingen
Tel. 07031/2091540

Sonntag, 5. Mai 2024

Supermittagstisch ***



 

 

 

 

 






So ganz nebenbei kann dieser Blog auch als Gradmesser für die Preissteigerung der letzten 15 Jahre herhalten. Von sensationellen 1,90 Euro für eine Spätzle-Sparportion im Jahre 2010 bis zur gefährlichen Annäherung an die 20-Euro-Marke in den letzten Monaten. Wo soll das noch alles hinführen?

Tobias Meyer ist gewillt, der Aufwärtsspirale ein Ende setzen und ruft kurzerhand den Supermittagstisch aus. Wenn montags andernorts die gastronomischen Schotten dichtgemacht werden, legt sich hier die Küche an der Kässpätzlesfront erst mal richtig ins Zeug. Und das von halber Zwölfe bis Viere am Nachmittag (fast schon Vesperzeit für einen wackeren Schwaben).

Menge: für den supergünstigen Mittagstisch gibt´s vermutlich eine abgespeckte Normalportion
Spätzle: "frische, leckere Eierspätzle aus der Region" meint die Karte, vom "Teighersteller Schmid aus Burgstetten" plaudert die Stuttgarter Zeitung aus
Käse: eine klassische Mischung aus Bergkäse und Emmentaler
Zwiebeln: leider diese knurpseligen Allerweltsdinger
Viskosität: anfänglich etwas suppig, später schön fädenziehend
Beilage: knackige Blattsalate mit einem leichten Reichenauer Dressing
Zubereitungszeit: wird vermutlich jeden Montag auf Halde produziert, um dann im Handumdrehen serviert zu werden
Abgang: harmonisch
Preis: sensationelle, unschlagbare 7,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Kampfpreise in bester Stuttgarter Innenstadtlage und bei sonst eher jungem Publikum. Wer montags angefixt wurde, bekommt dienstags Maultaschen, mittwochs Linsen und Spätzle.... und so weiter.... Alles für 7,90 Euro!

Lokalität: tobi´s Restaurant Stuttgart
Bolzstr. 7
70173 Stuttgart
Tel. 0711/2293307
E-Mail: stuttgart@tobis-food.de

Freitag, 5. April 2024

Beim Allgäuer Käsebaron ***

 


 

 












Dass die Kässpätzle im Allgäu und in Vorarlberg am besten schmecken, hat sich längst herumgesprochen. Doch wie lässt sich dieser Spirit auch in entferntere Regionen transportieren?

Der Marktoberdorfer Käsebaron Olli Stich tourt mit seinem Kässpatzenmobil durch das Allgäu oder mit drei Pfannen durch die kulinarischen Hotspots der Nation. So auch als beeindruckende One-Man-Show auf der Stuttgarter Slow Food Messe, wo er mit sämtlichen Kochlöffeln, Pfannenhebern, Geldscheinen, Tellern und Gabeln gleichzeitig jongliert und mit losem Mundwerk alle Besucher duzt.

Menge: von einer Person schier nicht zu wuppen
Spätzle: kompakte Knöpfle
Käse: je ein Drittel Kristallkäse (3 Jahre gereift) / Kristallkäse (4 Jahre gereift) / Emmentaler
Zwiebeln: Unmengen von in Sauerrahmbutter geschmälzten Zwiebeln mit leicht süßlichem Touch
Viskosität: angenehm trocken - dort, wo die Spätzlemasse kurz am Pfannenboden haften blieb, mit latent knuspriger Note
Beilage: den hiesigen Umständen entsprechend keine, doch die Berge von Zwiebeln machen alles wett
Zubereitungszeit: schwuppdiwupp, in nullkommanichts vor den Augen des  Besuchers auf den Teller gehievt
Abgang: trotz des begleitenden herzoglichen Grauburgunders von Schloss Monrepos (aus der nahegelegenen Vinothek) habe ich mit einem mächtigen Nachhall zu kämpfen
Preis: 10,00 Euro
Bewertung: Chapeau angesichts der kulinarischen, körperlichen und mentalen Leistung des Käsebarons auf dieser kräftezehrenden Messe - doch auch angesichts der eigenen Verdauung nach vorhergehendem, wildem Durcheinanderessen.

Lokalität: Olli Stich Käsemanufaktur
(auf der Slow Food Messe 2024: Stand 1H70)
Meichelbeckstr. 45
87616 Marktoberdorf
Tel.: +49 08342 89 84 79
E-Mail: olli@stich-kaese

Samstag, 30. März 2024

Gebacken, nicht gerührt ****

 



 








 

 


 

Bregenz ist viel mehr als Seepromenade, Festspielort und Pfänderbahn. Bei den 1. (ortsansässigen) Literaturtagen am Ostersamstag 2024 wird die Stadt neu kartographiert und präsentiert, von uns hernach gar lukullisch wiederentdeckt. Denn hinter dem Leutbühel gehts noch lecker weiter.

Der "Maurachbund"  - bescheiden als Stadtheuriger firmierend - residiert in einem sorgsam sanierten,  spätgotischen Fachwerkbau und entpuppt sich als wahrer Gourmettempel. Selbst die Expertise von rund 370 verkosteten Kässpätzlevariationen in über 13 Jahren kann uns nicht vor neuen Überraschungen und Darreichungsformen bewahren. Erinnerten die ersten gebackenen Kässpätzle noch vage an Mutterns Grießschnitten, rufen die Maurachbündler Bällchen weitreichende Assoziationen irgendwo zwischen heimischen Kartoffelkroketten und sizilianischen Arancini hervor. Auf Nachfragen gibt die Maurachbund-Wirtin freizügig Auskunft: die Bällchen seien tatsächlich keine eigene Erfindung, sondern von einem Stand am Lindauer Weihnachtsmarkt abgekupfert (vulgo abfrittiert).

Menge: trotz der offensichtlichen Kaloriendichte sorgt die Kombination mit extra dazu gereichten Brotscheiben erst für den richtigen Sättigungsgrad
Spätzle: nicht mehr optisch eruierbar, doch sensorisch ertastbar
Käse: ein individueller Mix aus Räßkäs, Emmentaler und Bergkäse
Zwiebeln: in diesem Arrangement leider nicht vorhanden - dafür um so mehr im steirischen Rindfleischsalat (16,90 Euro) meines Begleiters
Viskosität: außen knackig frittiert, mit geschmeidigem Innenleben
Beilage: wie in einer Bowl fügen sich alle Bestandteile gleichrangig zusammen: Spätzlebällchen, Apfelscheiben, Walnüsse, Blattsalate
Zubereitungszeit: keine Ahnung - wir sind im Plausch mit den Nachbargästen und im Staunen über die architektonischen Besonderheiten versunken
Abgang: einwandfrei, dank einem Gelben Muskateller von Engelbrecht und einem Zweigelt vom Weingut Prickler
Preis: auch hier hart an der Grenze: 19,50 Euro (normale Portion) oder 17,50 Euro (kleine Portion)
Bewertung: Diese außergewöhnliche Darreichungsform erweitert den geschmacklichen Erfahrungshorizont deutlich um neue Nuancen - nur die angepriesene Sauce Cumberland bleibt uns verborgen.

Lokalität: Maurachbund Stadtheuriger
Maurachgasse 11
A-6900 Bregenz
Tel. +43 5574 44446 
E-Mail: office@maurachbund.at

Freitag, 29. März 2024

Beim Seebrünzler ***

 



Etwas verschämt brunzt die kleine Bronzefigur an ein Hauseck in der Bregenzer Kirchstraße. Und markiert zugleich ein kulinarisch-önologisch-bierseliges Bermuda-Dreieck, in dem wir auf der Suche nach der optimalen Vorarlberger Kässpätzle-Version am langen Osterwochenende stranden. Mediterrane Temperaturen, herumwirbelnder Saharasand und aktuelle Dreharbeiten für Die Toten vom Bodensee hüllen die Stadt in eine Aura des Besonderen.

An Karfreitag, der hierzulande kein gesetzlicher Feiertag mehr ist, steppt förmlich der Bär. Wie gut, dass wir vermutlich einen der letzten freien Tische reservieren konnten. Denn dem Traditionshaus "Goldener Hirschen" hängt ein gleichbleibend guter Ruf an, auch wenn Service und Qualität den Vorschusslorbeeren nicht immer gerecht werden können.

Menge: reichhaltig
Spätzle: Knöpfle, wie es sich für diese Gegend gehört
Käse:  Almas rezente Räßkäse-Bergkäse-Mischung (in verschiedenen Reifegraden)
Zwiebeln: sehr krosse Röstzwiebeln
Viskosität: sensationell fädenziehend, so dass der Verzehr eine nachfolgende Restaurierung von Gesicht und Brille erforderlich macht
Beilage: aus verschiedenen Salatvariationen wählen wir die "gemischte" Option - mit wohlschmeckenden Blatt-, Rettich- und Krautsalaten, aber einem leider vollkommen ungenießbaren Kartoffelsalat (zu fest, zu kalt, mit einem unerklärlichen Würstchen-Odeur unterlegt)
Zubereitungszeit: deutlich zu kurz, um an frische Zubereitung zu glauben
Abgang: es rumpelt und pumpelt gewaltig
Preis: knapp unter der neuen Schmerzgrenze: 19,40 Euro (inkl. gemischtem Beilagensalat)
Bewertung: Die erwartete herausragende Qualität bewegt sich leider im gediegenen Mittelmaß, über das wir uns mit einem Müller-Thurgau von Aufricht (9,40 Euro) und einer Extra-Portion Kürbiskernöl (0,70 Euro) prima hinwegtrösten.

Lokalität: Goldener Hirschen
Wirtshaus Weinstube Bierbar
Kirchstr. 6-8
A- 6900 Bregenz
Tel. +43 55 74 42815
E-Mail: reservation@kinz.at

Dienstag, 5. März 2024

Wiederholungstäter ***

 


 

 

 

 

 

 

 



Manche lukullische Location fühlt sich so wohlig und harmonisch an, dass man glatt zum mehrfachen Wiederholungstäter im Kässpätzle-Milieu werden kann. Damit auch dieser Fall nicht zum Cold Case wird, berichten wir noch brühwarm aus dem Dagersheimer Waldhorn, knapp drei Jahre nach der vorhergehenden Tat. Die Preise sind kaum gestiegen, der herzliche Service und das gepflegte Ambiente sind geblieben. Dass die Kässpätzle keine Convenience-Kreation sind, zeigt ein ungeahnter geschmacklicher Kick, dem wir erst nicht ganz auf die Schliche kommen.

Menge: so viel, so mächtig, so dicht, dass fast die Hälfte eingepackt werden muss (kein Problem!)
Spätzle: ob wohl noch das alte Familienrezept zum Tragen kommt?
Käse: die Patronin bringt es ans Licht: eine rezente Mischung aus Kräutercamembert und Emmentaler
Zwiebeln: huch, daran haben wir gar nicht mehr gedacht
Viskosität: der Camembert sorgt für ungeahnt geschmeidige Konsistenz
Beilage: ein kleiner Beilagensalat, der schon mal größer war
Zubereitungszeit: dank unserer schnellen Entschlossenheit noch vor dem großen Ansturm: nur eine gefühlte Viertelstunde
Abgang: das Zibärtle wäre zur Verdauung nicht nötig gewesen, doch wir genießen diesen seltenen Digestif, wo immer es möglich ist
Preis: 15,80 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Solide schwäbische Landhausküche auf ansprechendem Niveau. Wir kommen wieder!

Lokalität:Hotel Waldhorn
Böblinger Straße 1
71034 Böblingen-Dagersheim
Tel.: +49 7031 76720
E-Mail: info@hotel-waldhorn.de

Dienstag, 30. Januar 2024

Hoch das Steigle ***

 



 

 

 

 

 

 

 


Schon die dritte Spätzle-Destination noch im ersten Monat des neuen Jahres: verheißt das nicht beste kulinarische Prognosen für 2024? Dafür biegen wir hinter der Bildechinger Steige gleich ins moderate Horber Steigle ab, wo sich noch im letzten Jahrhundert eher landwirtschaftliches Gebiet erstreckte. Hier vespert man schon um 17 Uhr und erwartet habhafte Deftigkeit im Stammtisch-Ambiente. Auch Tradition hat ihren Platz: selbstbewusst zieren alle Teller ein geschwungener Steiglehof-Schriftzug. 

Menge: reichlich
Spätzle: "die machet mer selber"
Käse: eine wahre Überdosis an geriebenem Emmentaler, sowohl geschmolzen unter die Menge gemischt, als auch lose darüber platziert (eine besondere Machart des Hauses?)
Zwiebeln: wurden keine gesichtet
Viskosität: von angenehm schlüpfriger, jedoch keineswegs sahniger Konsistenz
Beilage: dieser sensationelle Beilagensalat verdient Bestnoten: unter luftigem Blattsalat in zitronigem Dressing verbergen sich gestiftelter, sahnig angemachter Rettich, mit Ananas verbrüdertes Kraut und ein Kartoffelsalat ganz comme il faut
Zubereitungszeit: dank unserem Eintreffen noch vor der Primetime lediglich knapp über einer Viertelstunde
Abgang: wohltuend sättigend ohne unangenehmes Völlegefühl
Preis: 15,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Es lebe der Landgasthof! Wir erfreuen uns am zünftigen Ambiente, dem emsigen Service und einer mächtigen, wohlschmeckenden Portion, trotz dem etwas befremdlichen Käsetopping überm Spätzleberg.

Lokalität: Restaurant Steiglehof
Steigle 35
72160 Horb am Neckar
Tel.: +49 (0) 7451 55500
E-Mail: info@steiglehof.de

Freitag, 26. Januar 2024

Mein lieber Freund und Kupferstecher ***

 


 

 

 

 

 

 

 



Ermattet und ausgehungert nach einer Raum- und Zeitreise ins hellenistische Pergamon, streben wir zielgenau die nächsten verfügbaren Fleisch- (respektive: Spätzle-)Töpfe an. Die deftige Hausmannskost im Gasthaus Kupferhammer ist so fleischverliebt, dass sogar die Kässpätzle standardmäßig mit Schinken angeboten werden. Doch selbst die abgespeckte Variante treibt uns in der gut eingeheizten Stube noch den Schweiß auf die Stirn.

 

Menge: selbst ein hungriger Hellene hätte mit dieser Portion zu kämpfen
Spätzle: dicke, breite, gepresste Hausmacherware
Käse: "Edamer", rapportiert das Servicemädel - eine Mischung mit parmesanigem Unterton, erahnt die Spätzialistin
Zwiebeln: optisch nicht sichtbar, jedoch sensorisch fein aufzuspüren
Viskosität: suppig
Beilage: ein vielseitiger, reichhaltiger Beilagensalat mit Kraut, Möhre und Kartoffelsalat im Unterbau, gekrönt von luftigem Grünwerk
Zubereitungszeit: nach 5 Minuten steht der Salat auf dem Tisch, nach weiteren 10 Minuten der Rest
Abgang: ächzend ob der schieren Menge
Preis: 14,50 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Rustikales Ambiente, riesige Portionen, rascher Service. Allein die sahnige Schlonzigkeit der Käsespätzle ist leider nicht meins.

Lokalität: Gasthaus Kupferhammer
Am Kupferhammer 1
75181 Pforzheim
Tel.: 07231 67712

Mittwoch, 24. Januar 2024

Böhmisches Paradies ***

 



Gut 10 Jahre (und wohl einige Pächterwechsel) nach unserem letzten Besuch wischen wir uns verwundert die Augen angesichts des rundherum aufgehübschten Interieurs und der überbordenden Herzlichkeit der neuen Betreiberinnen Arina Gendlin und Marketa Nepevny.  Kurz vor Mariä Lichtmess ist noch weihnachtlich eindekoriert - und wer nicht vorsorglich einen Tisch reserviert hat, könnte das Nachsehen haben. Denn die tschechische Enklave im Sindelfinger Outback hat sich schnell zum Rentner-Eldorado entwickelt.

Menge: reichlich
Spätzle: leider lätschig weichgekocht
Käse: "auch Bergkäse", verrät Arina Gendlin lächelnd, "auch Gouda", fügt sie auf Nachfragen hinzu
Zwiebeln: fein gehackt im Kässpätzlekonglomerat, plus einige frische rote Zwiebelscheiben on top
Viskosität: eine Blindverkostung hätte uns wohl eher Brei vermuten lassen
Beilage: eine überzeugend frische, knackige Blattsalatmischung mit feinem Kresse-Topping und kräuteriger Vinaigrette
Zubereitungszeit: gut eine halbe Stunde
Abgang: trotz der Menge lockerleicht
Preis: 13,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Geschmacklich und optisch eine Freude, jedoch haptisch eine herbe Enttäuschung. Nur zahnlose Gäste könnten diese Konsistenz goutieren. Wir drücken alle Augen zu - denn liegt die Kernkompetenz der Küche nicht in böhmischen Spezialitäten?

Lokalität: Gaststätte SchützenHaus
Mönchsbrunnen 2
71065 Sindelfingen
Tel.: 07031 306 95 07
E-Mail: schuetzenhaus.info@gmail.com