Sonntag, 21. November 2021

Am Brunnen vor dem Tore ***

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Der Brunnen vor dem Wirtshaus zeigt einen Ritter aus dem 16. Jahrhundert, als Rottenburg noch zu Vorderösterreich gehörte.  Herrgottzack, das waren Zeiten! Ob damals schon Kässpätzle angesagt waren, verschweigen uns jedoch die Annalen.

Von der Stube aus sieht man zwar nur des Ritters Rückseite, kann jedoch mit Freuden tief ins Glas (respektive auf den Teller) blicken. Falls man zu den Glücklichen gehört, die noch einen freien Tisch ergattert haben. Reservierung empfehlenswert!

Menge: in Form eines Laibs quer über den Teller drapiert
Spätzle: wir vergessen, die Herkunft zu erfragen
Käse: Bergkäse, wie uns der Service versichert
Zwiebeln: diese knurpselige Variante stammt eindeutig nicht aus Vorderösterreich
Viskosität: griffig
Beilage: bedauerlicherweise keine, so dass wir zur Komplettierung einen üppigen Beilagensalat (4,40 Euro) extra dazubuchen
Zubereitungszeit: gut 20 Minuten
Abgang: vollkommen unbeschwert
Preis: 9,30 Euro + 4,40 Euro für den Beilagensalat
Bewertung: Auf dem Weg zum Ritterschlag hätten wir noch zwei Wünsche: 1) Der Schwabe mag die Zwiebeln gerne angeschmelzt 2) ein standardmäßiger Beilagensalat würde die Kässpätzle ungemein schmücken.

Lokalität: Brunnenstube
Spiegelgasse 1
72108 Rottenburg am Neckar
Tel. 07472/23493
E-Mail: info@brunnenstube.de


Samstag, 30. Oktober 2021

Löwen-Spätzle ***

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Bei der Eröffnung des "Leons" brillierte das Lokal mit einer reizvollen Crossover-Küche und einem stylishen Ambiente, das an eine maritime Surfhütte im pazifischen Ozean erinnert. Im spätoktoberlichen Dauerregen versprüht der Ort aber eher ein etwas tristes Saisonabschluss-Feeling. Glücklicherweise können die sinkenden Temperaturen dem kreativen Koch nichts anhaben, der offenbar nicht von diesem Kontinent stammt, aber das schwäbische Nationalgericht sehr ambitioniert interpretiert.

Menge: der Inhalt der emaillierten Auflaufform übersteigt doch meine Möglichkeiten, so dass die Reste freundlicherweise eingepackt werden
Spätzle: augenscheinlich Convenience
Käse: vermutlich der Klassiker
Zwiebeln: die "Spätzle in Käse-Sahne-Sauce" (Original-Wortlaut der Karte) werden auf meinen Wunsch hin mit fein angeschmelzten Zwiebelwürfelchen aufgepimpt
Viskosität: changiert zwischen sahniger Geschmeidigkeit und kross angebratenen Ecken
Beilage: ein ultrafrischer, jedoch für meinen Geschmack etwas zu cremig angerichteter Beilagensalat (Blattsalate, knackige Gurkenwürfel, aromatische Tomatenhälften, Mais)
Zubereitungszeit: unglaublich kurze 10 Minuten
Abgang: etwas rumpelnd
Preis: mit 9,50 Euro knapp unter der magischen Grenze
Bewertung: Besser könnten die Kässpätzle auf Mauritius auch nicht sein! Auf die Disco-Mucke in voller Lautstärke könnte allerdings verzichtet werden.

Lokalität: Leons the Food club
Im Zimmerschlag 7
71032 Böblingen
Tel.: +49 7031 - 7695781
E-Mail:
info@new-leons.de

Samstag, 16. Oktober 2021

Droben am Durben ***




 

 

 

 

 

 

 

Am Durben muss nicht gedarbt werden. Denn am Hang über Oberharmersbach ist die kulinarische Versorgung nicht so harmlos wie erwartet. In Erweiterung des klassischen Hüttenangebots von Schnitzel-Fritten-Gulaschsuppe wird hier tatsächlich meine Leibspeise kredenzt.

Menge: diese Portion beglückt auch einen hungrigen Wanderer
Spätzle: schlank und wohlgeformt - die Frage nach der Provenienz erschien uns hier oben doch zu peinlich
Käse: Emmentaler, ganz klassisch
Zwiebeln: knusprige Fertigware
Viskosität: kompakt
Beilage: frische Blattsalate mit Cocktailtomatenhälften in einem leicht cremigen Dressing
Zubereitungszeit: erstaunlich kurz
Abgang: geschmeidig
Preis: 10,90 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Solide, schmackhaft, sättigend - was will man mehr auf einer Wanderrast?

Lokalität: Berggasthof Durben
Durben 25
77784 Oberharmersbach
Telefon: +49 (0)7837 274
E-Mail: info@bergwirtschaft-durben.de

Montag, 13. September 2021

Bergkäse mit Bergblick ****



 

 

 

 

 

 

 

 


Nach Neuenbürg führen uns zwar eher Boule als Bouletten, doch bei körperlicher Kraftanstrengung darf die Kulinarik nicht fehlen. Das malerische Städtchen an der Enz ist von Schwarzwaldbergen umrahmt und bedarf einer kurvenreichen Anfahrt, die schon mal etwas länger dauern kann. So stranden wir erst nach 13 Uhr im Roten Ochsen - und das mit einem mächtigen Appetit. Just am Schnitzeltag, sehr zur Freude der Mitstreiter und -esser.

Menge: was auf den ersten Blick sehr überschaubar wirkt, hat es an komprimierter Kalorik und Konsistenz in sich
Spätzle: die breiten, habhaften, fingerdicken Spatzen sind tatsächlich handgeschabt
Käse: was offiziell als Bergkäse-Spätzle auf der Karte annonciert wird, deklariert Stephan ("Quereinsteiger und Servicekraft") als Mischung aus Emmentaler, Gouda und Cheddar
Zwiebeln: grob geschnitten
Viskosität: könnte von Muttern Käthe so kreiert worden sein: fluffige Spätzle mit reichlich geschmolzenem Käse und einem verklepperten Ei darüber ergeben etwas zwischen softem Rührei und krossem Omelette
Beilage: der von Croutons gekrönte Beilagensalat vereint alles, was man sich wünscht: Blatt- und Kartoffelsalat, Rettich, Kraut, Möhre, Gurke
Zubereitungszeit: gut Ding will Weile haben - der Beilagensalat trifft nach 40 Minuten, das heiss ersehnte Spätzlegericht erst nach 50 Minuten ein
Abgang: ein Kaffee und ein Willy zur Verdauung sind unerlässlich
Preis: klar kalkuliert und nicht drumherum geeiert: glatte 10,00 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung:  Trotz extrem langer Wartezeit sind wir entzückt von dieser höchst originellen und sehr kreativen Variante, die in einer ovalen Pfanne auf einem ochsenblutrotlackierten Holzbrett serviert wird. Und wir feiern zugleich eine ungewöhnliche Testdichte: vier Kässpätzle-Portionen innerhalb von vier Tagen an vier verschiedenen Locations!

Lokalität: Roter Ochsen
Marktstraße 18
75305 Neuenbürg
Tel. +4970829253930
E-Mail: roterochsen12@gmail.com

Sonntag, 12. September 2021

In dieses Horn blasen wir gerne ****

 


 

 

 

 

 

 



 

"Für Leib und Seele lebe das Leben" empfiehlt das Waldhorn auf seiner Homepage. Kein Wunder: hier verwandelt sich meine Leibspeise geradezu zum Soulfood (wie man heuzutage sagen würde). Gepflegtes Interieur, feines Geschirr und liebevoll angerichtete Speisen lassen den Besuch im Dagersheimer Traditionslokal zum besonderen Genuss werden.  Unfassbar, dass ich hier schon ahnungslos tausend Mal vorbeigefahren bin, ohne wenigstens auf die Karte zu schauen.

Menge: eine beeindruckende Portion auf einem aparten Teller im Craquelée-Dekor
Spätzle: Eierspätzle nach tradiertem Familienrezept
Käse: vollmundiger, gaumenschmeichelnder Edamer
Zwiebeln: mikroskopisch fein gehackt und unter die Spätzlemasse gemengt
Viskosität: geschmeidig
Beilage: ein zarter, filigraner Beilagensalat wie ein asiatisches Blütenarrangement
Zubereitungszeit: das angenehme Ambiente und anregende Gespräche lassen uns nicht auf die Uhr schauen
Abgang: unbeschwert
Preis: 12,80 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Qualitätsvolle Zutaten, hervorragende Verarbeitung, herzlicher Service. Hier fühlt man sich als Gast wirklich willkommen!

Lokalität: Hotel Waldhorn
Böblinger Straße 1
71034 Böblingen-Dagersheim
Tel.: +49 7031 76720
E-Mail: info@hotel-waldhorn.de

Freitag, 10. September 2021

Die Guten ins Kröpfchen ****



 

 

 

 

 

 

 

 


Nach monatelangem lukullischem Stillstand gibt es enorm viel nachzuholen. Schwächeln ist jetzt keine Option. Wenn sich die Chancen bieten, muss die ambitionierte Spätzialistin auch zwei Mal am Tag antreten. Ohne Rücksicht auf Verluste.

Auch der Schlenker zur versteckt im romantischen Omersbachtal liegenden Kropfmühle ist den investigativen Erkundungen unseres Mitstreiters und mutigen Automobilisten Mike zu verdanken. Das Ausflugslokal mit eigenem Fischteich wird gerne für Familienfeiern genutzt. Zufällig betreten wir gerade dann die Kropfmühle, als eine größere Hochzeitsgesellschaft abrückt und wieder Stille einkehrt. Doch selbstverständlich wirft man für uns auch um 16 Uhr noch mal den Herd an.

Menge: eine üppige Portion, deren Reste fürsorglich eingepackt werden
Spätzle: hausgemacht, wie das fesche Serciemädel versichert (auch wenn sie das genaue Verfahren nicht ganz sicher kennt)
Käse: mit dem Emmentaler hätte nicht gespart werden müssen
Zwiebeln: leider zu wenig
Viskosität: herrlich krosse Kruste
Beilage: das vielfältige Salatbüffet, an dem man sich mit Einmalhandschuhen und Maske bewaffnet, selbst bedienen kann, ist der Hit: von Kartoffel- bis Karottensalat, von gehobelter Gurke bis geraspeltem Rettich, gekrönt mit Nüssen, Saaten und Oliven.
Zubereitungszeit: von unserem Tisch aus können wir directement durch die Durchreiche in die Küche blicken und der raschen Vollendung unserer Leibspeise beiwohnen
Abgang: mit wackligen Knien und kneifendem Hosenbund folgen wir den Bodenmarkierungen nach draußen
Preis: mit 9,90 Euro (inklusive Beilagensalat) wird die magische Schallgrenze noch unterschritten
Bewertung: Ein Mal Zeitreise zurück: hier fühlt man sich wie in der Sommerfrische eines vergangenen Jahrhunderts, als deftige Portionen und umsorgender Service noch zum Gelingen eines Urlaubstages zählten. Ein Jammer, dass das Speiselokal zwei Tage nach unserem Besuch für immer schließt. Doch wer kann das dem 83jährigen Patron verübeln?

Lokalität: Jägerhof Kropfmühle
Omersbach 1
72297 Seewald
Tel.: 07448 /244
E-Mail: info@kropfmuehle.de

Postwendend in der Pfanne gewendet ****


 


 

 

 

 

 

 

 

 

Nicht selten stammen die besten Kässpätzle-Tipps von eingefleischten Carnivoren. Welch Luxus, wenn der Tippgeber gleichermaßen als Chauffeur und spendabler Begleiter fungiert. Was könnte eine  spätsommerliche Exkursion in den Schwarzwald mit kulinarischer Einkehr noch toppen?

Der Waldachtaler Teilort Lützenhardt ist uns als heilsbringende Rehabilitationsstätte in guter Erinnerung, wenngleich nicht von lukullischen Highlights gekrönt. Doch für ergänzende Nachträge in Wirtschaftskunde ist es nie zu spät. 


Menge: so reichlich, dass ich nach der Hälfte passen muss
Spätzle: "unsere eigenen", verkündet die Patronin in überzeugender Selbstverständlichkeit
Käse: gefühlt ein halbes Pfund Emmentaler
Zwiebeln: wurden keine entdeckt
Viskosität: wie ein Omelett gefaltet und rundherum sehr knusprig angebraten
Beilage: so farbenfroh und reichhaltig ist uns selten ein Beilagensalat untergekommen: bunte Paprikawürfel, sattrote Tomaten, orangefarbene Möhren, lindgrüne Gurkenscheiben, perlweiße Krautstreifen plus pfeffergesprenkelter Kartoffelsalat
Zubereitungszeit: gefühlte 20 Minuten
Abgang: ein Willy im Miniatur-Römerglas hilft über das erste Völlegefühl hinweg
Preis: 10,50 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung:  Gewaltige Käsemengen und krosses Anbraten verwandeln das Spätzlekonglomerat in eine schmackhafte Variante meiner Leibspeise, der jedoch etwas schmückende Garnitur nicht geschadet hätte.


Lokalität: Alte Post
Hauptstraße 56
72178 Waldachtal - Lützenhardt
Tel.: 07443/ 8167
E-Mail: pensionaltepost@t-online.de

Dienstag, 31. August 2021

Today in Concert: Electro Beats Spatzn ****

 


 

 

 

 

 

 

 

Die im Sommer 2021 äußerst selten gewordene Abendstimmung mit lauwarmen Sommerabenden, der gastronomische Hin- und Herfirlefanz rund um eine Pandemie, sowie der spontane Besuch der Gartenschau in Lindau machen es dennoch möglich: die Erweiterung des Horizonts in Sachen unseres Lieblingsessens. Fündig werden wir dieses Mal bei Philipp aus Isny, der es ähnlich hält wie wir, denn auch er ist nur MIT seinem Spätzle on Tour. Mitten auf Schützingers Meile, der Hafenpromenade unter altem Kastanien- und Ahornbestand, ist Philipp Zieglers Spatzenhütte platziert. Direkt nebenan werden heiße Electrobeats auf der Musikbühne gebacken. Und was passt besser, zur langen Open-Air-Clubnacht als eine Portion Allgäuer Kasspatzen?

Menge: jedenfalls deutlich mehr, als die Pappschale anfänglich verspricht (und bei freundlicher Sondermeldung "ich hab mordsmäßig Hunger" drückt das Spatzenhüttenteam auch mal ein Auge zu, beziehungsweise eine Extraportion auf die Schale
Spätzle: unter ständiger Beobachtung der dreiköpfigen groovenden Küchencrew wird zu Bühnenklängen von nebenan auf Frische und Fluffigkeit der Teigware größten Wert gelegt. So kommen sie höchst termingerecht und heiß dampfend vom Topf in die naturbraune To-Go-Schale
Käse: Wo sonst peinliches Schweigen herrscht, wird hier offensiv beworben: die Heumilch-Sennerei in Rutzhofen (Stiefenhofen). Verwendet werden die vier Sorten Rutzhofer Emmentaler, Bergkäse mild, Bergkäse kräftig, sowie Allgäuer Weißlacker. Lediglich das Mischungsverhältnis bleibt Geheimnis des Teams.
Zwiebeln: als gut reduziertes, süßlich eingekochtes Konzentrat cremig bis dickflüssig obendrauf. Auch hier wird nicht mit der Menge gegeizt. Gerne wird - auf Nachfrage - das Topping noch mit einem beherzten Dreh aus der Pfeffermühle komplettiert.
Viskosität: lange Fäden ziehend und in sich geschmeidig. Die gut ausgewogene Mischung der verschiedenen Käsesorten, der Zubereitungszeit und der Qualität der Zutaten machen es möglich.
Beilage: orangeroter Sonnenuntergang auf dem Bodensee, ein Platz in der ersten Promenadenreihe, dazu heiße Local Beats plus ein sommerlicher Drink von nebenan - die Spätzle auf dem Schütziger Areal bleiben puristisch top - und haben keine weiteren Beilagen verdient.
Zubereitungszeit: im Streetfood-Anhänger hat alles seinen Platz, jeder Handgriff sitzt, die Wege von Koch zu Kunde bleiben kurz - was eine Zubereitungszeit enorm optimiert. Von der Bestellung bis zur Mitnahme vergehen knappe fünf Minuten. Netter Smalltalk mit dem Koch über die Theke inklusive.
Abgang: so wie erwartet: gut bis üppig sättigend. Nichts Erwähenswertes, was eine Schlussbewertung noch beeinträchtigt hätte.
Preis: 7,50 Euro
Bewertung: Ganz klarer Wettbewerbsvorteil - und damit so manch Gastronomen um eine Spätzleslänge voraus: Spätzle sind noch hier Alleinstellungsmerkmal! Die Spatzenhütte aus Isny bietet zwei Varianten ihrer Spätzle an. A) als Kasspatzen mit reichlich Zwiebelschmelz und B) als Krautspatzen mit der Sauerkrautvariante. Man kennt die Sennerei und ihren Käse, man ist mit Herzblut bei der Sache. Hugos und Biere gibt es an der Nachbarbude, Schniposa und anderen Schnickschnack überlässt man konsequent den anderen Köchen. So verliert man die Liebe zum Wesentlichen nicht aus den Augen. Und die Freude am Resultat.

Lokalität: Spatzenhütte on Tour
Auf der Lindauer Gartenschau noch bis 10. Oktober 2021 auf der Schützinger Meile

Mit bestem Dank an unseren Auslandskorrespondenten für diesen Gastbeitrag

Sonntag, 8. August 2021

Fahrt ins Blaue **




 

 

 

 

 

 



Nach monatelangem Stubenhocken steht uns der Sinn nach farbenfrohem Tapetenwechsel. So wagen wir eine Fahrt ins Blaue und gucken mal in selbige Töpfe. Um schmerzlich zu erkennen: Manchmal ist die Vorfreude größer als der eigentliche Genuss.

Das Restaurant zum Löwen verspricht solide Mainstream-Küche bei hohem Pubikumsverkehr. Dass der Hauptgang vorschnell serviert wird und die Bitte nach einem späteren Auftragen schlichtweg verhallt, verlagert den Stress vom Koch zum Gast. Trotz hechelndem Sprint zum Salatbüffet sind die Spätzle beim Verzehr letztendlich kalt.

Menge: die Kleinkinderportion Spätzle am Nebentisch ist etwa doppelt so groß
Spätzle: "Natürlich hausgemacht" verkündet der Kellner mit mit stolz geschwellter Brust
Käse: hier ist der Service weniger textsicher und rätselt aufs Geratewohl: "Bergkäse und normaler Käse", während wir eher geschmolzenen Scheiblettenkäse wahrnehmen
Zwiebeln: schön lätschig und würzig geschmälzt
Viskosität: mit schwindender Temperatur zu zäher Trockenheit tendierend
Beilage: der Salat darf am üppigen Büffet in der Wirtsstube selbst erkämpft werden
Zubereitungszeit: bei Bestellung kurz vorm Zwölfeläuten noch blitzeschnell - eine Stunde später kommt die Küche aber kaum mehr nach
Abgang: meine selbst gewählte Kombination von erkalteten Spätzle mit blähendem Rettichsalat erzeugt ungute Turbulenzen
Preis: 11,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung:   Hier ist Kampfessen angesagt. Ansprüche, Wünsche oder gar Reklamationen gehen schlichtweg unter. Eine erkaltete Portion würde andernorts umgehend ersetzt oder zumindest mit einem Schnaps aufs Haus abgemildert - im "Löwen" aber Fehlanzeige.

Lokalität: Hotel Café zum Löwen
Marktstraße 1
89143 Blaubeuren
Telefon 07344 92805 0
E-Mail: info@hotelcafeloewen.de

Samstag, 1. Mai 2021

Tanz in den Mai ***

 


 

 

 

 

 

 



Hach, das waren Zeiten, als der 1. Mai noch sportlich angegangen wurde,  um sich den kulinarischen Ausklang erst mal zu verdienen. Schlechtwetter und gastronomische Restriktionen zwingen uns in diesem Jahr zu bedauerlicher Zurückhaltung. Selbst die Enten am Goldbachsee stecken fröstelnd ihre Schnäbel ins Gefieder.

Menge: eine üppige XXL-Portion
Spätzle: laut Speisekarte hausgemacht
Käse: Emmentaler
Zwiebeln: die herzhaft geschmälzten Zwiebelringe mit überzeugendem Umami-Geschmack zieren sonst sicherlich den Rostbraten des Hauses
Viskosität: durch die Zugabe von Sahne recht cremig
Beilage: ein mit Mais, Paprikastreifen und zwei (leider) faden Tomatenscheiben aufgepeppter Pflücksalat
Zubereitungszeit: unbekannt - die Anfahrt zum Außer-Haus-Verkauf dauert feiertags kaum eine Viertelstunde
Abgang: angesichts der üppigen Portion ist lang anhaltendes Magengrummeln nicht verwunderlich
Preis: 11,90 Euro (bei Selbstabholung)
Bewertung: Solides, gefälliges Mainstream mit hohem Sättigungsfaktor. Vor gut 12 Jahren sahen die Portionen am Goldbachsee (unter früherer Ägide!) noch entschieden dürftiger aus. 

Lokalität: Gaststätte Goldbachsee
Schwertstr. 16
71065 Sindelfingen
Tel. +497031875710
E-Mail: goldbachsee@web.de

Samstag, 10. April 2021

Spätzle to go ****



 

 

 

 

 

 

 

 


Zu kaum einer lukullischen Location empfinden wir eine tiefere Verbundenheit, wurden im Reussenstein doch jahrzehntelang alle Familiengeburtstage abgehalten. Nun lanciert der weltgewandte, pfiffige Restaurantchef Timo Böckle - bekannt aus Film, Funk und Fernsehen - eine sensationelle Weltneuheit (und rettet damit 30 Mitarbeiter vor der Kurzarbeit und unsereins vor Entzugserscheinungen): den ersten Spätzle-Drive-In.

Entspannter und spontaner kann ein Genuss derzeit nicht zelebriert werden. Wann immer man von Spätzlesgelüsten heimgesucht wird, kann von Montag bis Samstag zwischen 12 und 22 Uhr einfach der Drive-In-Schalter angefahren werden. Ohne Voranmeldung, Vorbestellung oder Buchung eines Time-Slots, ohne Impfnachweis oder negativem Corona-Test. Ein sportiver, flinker Service bedient direkt am Auto und bietet eine Auswahl von derzeit zehn verschiedenen Spätzlesvariationen. 

Menge: gefühlte anderthalb Portionen
Spätzle: an einer halbautomatischen Spätzlesmaschine der Marke Delta hausgepresst
Käse: zerlassener Bergkäse (mit reichlich Sahne versetzt)
Zwiebeln: leider keine, dafür etwas fein gehackter Schnittlauch als Topping
Viskosität: krosse  Brösel-Oberfläche, schmelzendes Innenleben
Beilage: ein Bombole und eine Holzgabel
Zubereitungszeit: just drive in
Abgang:  die geschätzten 1000 Kalorien heizen mächtig ein und sättigen für den Rest des Tages
Preis: 9,00 Euro für die Veggie Käsespatzen
Bewertung: Ein wonnig-würziger Duft erfüllt meinen Smart während der Nachhausefahrt. Und siehe da: dank stabiler Pappbox landen die Käsespatzen unversehrt und immer noch warm auf dem heimischen Esstisch. Sonderpunkte für die einzigartige Geschäftsidee und den grandiosen Geschmack!

Lokalität: Spätzle Drive
Hotel Restaurant Reussenstein
Kalkofenstr. 20
71032 Böblingen
Tel. 07031/66000
E-Mail: info@reussenstein.com

Mittwoch, 17. Februar 2021

Vom Lockruf zum Lockdown ***




 

 

 

 

 

 



Längst wären wir dem Ernährungstrübsinn verfallen, würde uns nicht Hausfreund Mike zuweilen milde Gaben vor die Haustür stellen. Als langjähriger Spätzle-Afficionado verfolgt er den ungebremsten Ehrgeiz, seine Kreationen fortlaufend zu optimieren. Der neueste Clou: kräftiges Steinpilzpulver unterm Spätzlesteig sorgt für optische und geschmackliche Überraschungen. Welch betörendes, an Herbstwälder erinnerndes Odeur!

Menge: die großzügige Lunchbox fasst bestimmt vier üppige Portionen
Spätzle: so sahen bei Muttern Käthe die Leberspätzle aus
Käse: eine sehr rezente Mischung von Bergkäse und Emmentaler
Zwiebeln: grob geschnittene Gemüsezwiebelstreifen
Viskosität: angenehm trocken
Beilage: wir dekorieren mit Paprikahälften aus dem heimischen Kühlschrank
Zubereitungszeit: vermutlich einen Vormittag lang
Abgang: das mitgelieferte Zwetschgenwasser sorgt für entsprechenden Durchsatz
Preis: ein warmes Dankeschön
Bewertung: Ambitionierte Interpretation und Weiterentwicklung einer Leibspeise, mit der es niemals langweilig wird

Lokalität: Während wir noch vor einem Jahr dem aushausigen Lockruf gefolgt sind, vespern wir nun coronakonform allein in unserer Hütte. Dem Genuss tut es trotzdem keinen Abbruch!

Donnerstag, 21. Januar 2021

Der Gourmet bleibt zuhaus ***


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In schlechten Zeiten besinnt man sich gern mal auf alte Bekannte. Mit der Feinkost-Böhm-Tochter Gourmet Compagnie verbindet uns seit vielen Jahren eine lockere Freundschaft, die sich jederzeit wieder aufwärmen lässt. Mit Wohlwollen nehmen wir wahr, dass innerhalb der letzten Dekade an Haptik, Optik und Inhaltsstoffen gehörig nachgebessert wurde. So gelingt die Gourmet-Attitüde durchaus auch am heimischen Herd.

 Beiläufige Nebenwirkung des Convenience-Produktes: die Bestandteile lassen sich fast prozentgenau aufsplitten. Wobei man vielleicht doch nicht alles so genau wissen möchte...

Menge: 400 Gramm Fertigmischung reichen für einen hungrigen Alleinesser oder - mit Salat und Zwiebeln gestreckt - als Appetizer für Zwei
Spätzle: zu 63% sehr voluminöse, raumgreifende Knöpfle aus Hartweizengrieß, Wasser, Vollei, Rapsöl, Salz
Käse: laut Etikett: 11% Bergkäse, 10% Limburger und 11% Emmentaler, zudem mit hochkalorischer Creme Fraiche versetzt
Zwiebeln: leider so rudimentär, dass vom Koch kräftig nachgeholfen werden muss
Viskosität: griffig
Beilage: keine - doch wir reichen einen gut gewürzten Chicoree-Salat dazu
Zubereitungszeit: für die Dauer eines Telefonates
Abgang: schmeckt nach mehr
Preis: 7,90 Euro für eine 400-Gramm-Packung
Bewertung: Trotz optischer Anmutung von Bratkartoffeln, kommen diese Käsknöpfle recht  geschmeidig und vollmundig daher. Wir vermissen allerdings schmerzlich die Anwesenheit von Röstzwiebeln.

Lokalität: im Home-Office zubereitet und angerichtet