Donnerstag, 15. Dezember 2022

Finnische Sauna **

 


 

 

 

 

 

 

 



Kenner schwärmen gerne vom finnischen Flammlachs auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt. Wer es jedoch muckeliger und etwas abseitiger wünscht, reist in die Provinz. Im Maichinger Industriegebiet, mit Aussichtsblick auf die dortige Reithalle, hat die finnische Gastronomin Krista eine ehemalige Pizzeria übernommen. Die kulinarische Neuausrichtung ist sichtlich bemüht, Fans der nordischen Lebensart genauso zu beglücken wie alteingesessene Schwaben. Manches mag der engagierten Küche gelingen, manches eher nicht. Kässpätzle gehören eindeutig zur zweiten Kategorie.

Menge: lässt sich mangelnde Qualität durch überbordende Quantität wettmachen?
Spätzle: ein weichgekochter Brei
Käse: Maasdamer
Zwiebeln: nur nach intensiver Suche wurden rudimentäre Partikelchen gefunden
Viskosität: sämig-schlüpfrig
Beilage: ein etwas wässriger Beilagensalat, dessen Marinade Maggi mit einem süßlichen Unterton vermuten lässt
Zubereitungszeit: eine gefühlte kurze Viertelstunde
Abgang:
flutscht wie geschmiert
Preis: 11,20 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung:  Die optische und kulinarische Enttäuschung scheint vorprogrammiert - hat die finnische Sprache doch nicht mal einen äquivalenten Ausdruck für Spätzle parat. Einen Versuch war es dennoch wert - nicht zuletzt wegen der heimeligen Wärme an diesem klirrend kalten Wintertag.

Lokalität: Reiterstüble
Gutenbergstr. 9
71069 Sindelfingen
Tel. 07031/681381
E-Mail: krista-weigt@t-online.de

Dienstag, 6. September 2022

Löwenstark ****

 

Und weiter geht´s auf Löwenpfaden durch die Lande. Der Mangel an geöffneten Futterstellen im schokoladig dominanten Waldenbuch treibt uns zur Erweiterung des Reviers. Ein Streifzug durch das nahe Steinenbronn verspricht indes fette Beute. Umhegt, umsorgt und exquisit bekocht von der jungen Crew der hiesigen Löwen-Stube, die neben Zwiebelrostbraten, Wurstsalat und Tellersülze auch ein herzhaftes Angebot für Nicht-Carnivoren bereit hält.

 
Menge: reichlich
Spätzle: mit schwerem gastronomischen Gerät halb geschabt, halb gepresst
Käse: ein imposanter Mix aus Bergkäse und importiertem Weisslacker
Zwiebeln: kross und knusprig als großzügiges Topping
Viskosität: leider viel zu sahnig-schlonzig, um als Allgäuer Version durchzugehen
Beilage: ein kreativer Blattsalat mit Dinkelpops aus der nahen Burkhardtsmühle
Zubereitungszeit: die gefühlten 20 Minuten kürzt ein Lachs-Frischkäse-Waffelröllchen als Amuse Bouche aufs Feinste ab
Abgang: heroisch reicht uns ein Blick auf die verlockenden Angebote der Digestif-Karte
Preis: 15,80 Euro (inklusive eines "Keltenhof"-Blattsalates)
Bewertung: Schade, dass der Allgäuer-Kässpatzen-Ansatz durch einen sahnigen Unterbau abgemildert wurde. Doch der aufmerksame, zugewandte und auskunftsfreudige Service toppt alles.

Lokalität: Zum Löwen
Stuttgarterstrasse 1
71144 Steinenbronn
Tel.: +49 7157 7054578
E-Mail: kontakt@loewen-steinenbronn.de

Dienstag, 9. August 2022

Zahmer Löwe **



 

 

 









In der südlichsten Stadt Deutschlands ist ein Kässpatzen-Essen natürlich obligatorisch, ganz unabhängig von Temperaturen, Appetit und Befindlichkeiten. So schleppen wir uns in diesem einzigartig heißen August etwas lustlos, doch von ehrgeizigem Forscherdrang getrieben durch die reichlich uninspirierte Innenstadt von Sonthofen und passieren entschlossen eine Kässpätzle-Fastfood-Bude auf dem Weg. Ein ansprechendes Ambiente, gemütliche Sitzmöbel und eine schöne Aussicht gehören mit zum Genuss. Das scheint der Löwen ganz am Ende der Fußgängerzone alles zu bieten. Zumindest auf den ersten Blick.


Menge: Zwei bis drei hungrige Bergwanderer wären von dieser Riesenportion sicherlich satt geworden
Spätzle: Knöpfle unbestimmter Herkunft, die der Kellner als "ich glaub, die sind gehobelt" bezeichnet
Käse: auch hier die offizielle Auskunft: "Bergkäse und eine Mischung aus allem möglichem"
Zwiebeln: diese Auswahlmöglichkeit hat absoluten Seltenheitswert: laut Karte kann man zwischen "Schmelzzwiebeln und hausgemachten Röstzwiebeln" wählen (ich nehme letzteres)
Viskosität: cremig
Beilage: in der Karte als "kleiner grüner Salat" annonciert - in Wirklichkeit eine bunte Mischung aus frischen Zutaten und Fertigware
Zubereitungszeit: obwohl erst explizit auf später geordert, erreicht mich diese Bestellung bereits nach einer Viertelstunde
Abgang: unspektakulär
Preis: nicht ganz angemessene 14,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Mit Masse statt Klasse sind wir leider nicht zu ködern. Trotz beachtlicher Portionsgröße vermissen wir gastronomisches Können und eine eigenständige kulinarische Handschrift.

Lokalität: Gasthof zum Löwen
Hindelanger Str. 1
87527 Sonthofen
Tel. 08321/2490


Samstag, 16. Juli 2022

Die Tanne kriegt´s gebacken ***


 

 



 

 








 

Das Allgäu ist Kässpatzen-Land. Doch ob gedrückt, gepresst, geschabt, geschoben oder gehobelt - die gebackene Variante ist selbst der erfahrenen Spätzialistin nach über 350 Verkostungen (auch im hohen Norden und im Ausland) noch nicht untergekommen. Denn dafür muss man erst mal in den Hergatz-Teilort Wohmbrechts reisen.

Was im zünftigen Gasthaus Tanne mit großer Selbstverständlichkeit serviert wird, erinnert vage an eine mutige Kreation des englischen Kantinenwirts meiner früheren Arbeitsstätte. Könnte auch ein traditionelles Resteessen sein. Oder eben die indigene Spezialität eines abgeschiedenen Allgäuer Tals. Ich tippe auf letzteres.

Menge: in zweierlei Portionsgrößen bestellbar
Spätzle: verborgen unter der Panade
Käse: dito
Zwiebeln: höchstens im Beilagensalat - dafür gibt´s einen dicken Klacks Preiselbeermarmelade
Viskosität: krosse Hülle, vielschichtiger Inhalt
Beilage: ein umfangreicher Salatteller, der allein schon eine Mahlzeit abgäbe
Zubereitungszeit: keine Ahnung, wir haben die Zeit vergessen
Abgang: es hilft schon, den Nebensitzern beim Jägermeister-Trinken zuzuschauen
Preis: 11,80 / 9,80 Euro (inklusive Salatteller)
Bewertung: Da kein Geschmackstest erfolgte, bleibt die optische und zubereitungstechnische Bewertung: hoher Skurrilitäts- und Seltenheitsfaktor! Wir sind hin und weg! Ausserdem konnte an diesem Abend eine talentierte Nachwuchs-Co-Autorin und mögliche Blogger-Nachfolgerin evaluiert werden.

Lokalität: Gasthaus Tanne
Salzstrasse 16
88145 Hergatz
Tel.: +49 (0)8385 402
E-Mail: servus@gasthaustanne.de

Dienstag, 12. Juli 2022

Hermine, es schmeckt immer noch! *****

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Selbst wenn mein legendärer letzter Besuch bei Hermine gut 12 Jahre zurückliegt, bleibt er unvergessen. Und das auf beiden Seiten! Hier im Zugriffs-Ranking ganz weit oben - bei Hermine ausgedruckt und eingerahmt an prominenter Stelle in der guten Stube.

Auch wenn das Leben seine Blessuren hinterlassen hat, ist unsere Leidenschaft noch ungebrochen. Die Vollblutköchin und Gastgeberin mit Leib und Seele hat das Gasthaus zwar inzwischen geschlossen, lädt wöchentlich jedoch zum Kässpätzle-Kochkurs ein. Für Zöliakie-Betroffene glutenfrei, für alle anderen ganz traditionell.

Menge: eine riesige Auflaufform füllend
Spätzle: schwungvoll gehobelt
Käse: eine Fifty-fifty-Mischung aus mildem und würzigem Bergkäse (bloß kein Emmentaler!)
Zwiebeln: fein gewürfelt und dunkelblond angeschmälzt
Viskosität: feine Fäden ziehend
Beilage: Blatt-, Gurken- und Tomatensalate
Zubereitungszeit: mit vereinten Kräften, begleitet von detaillierten Erläuterungen und Ausführungen, steht nach 40 Minuten das komplette Essen auf dem Tisch
Abgang: glückselig schwärmend
Preis: 18,00 Euro (AWC-Inhaber) für Kässpätzle, Beilagensalate und Nachtisch (wahlweise Kratzade oder Apfelküchle)
Bewertung: Hermine ist ´ne Wucht! Ausgelassener und zugleich lehrreicher kann man sich keinen gemeinsamen Kochabend vorstellen. Selbst der frauenverstehende Luggi legt noch ein kurzes Gastspiel ein. Wir hoffen, dass der Hermine-Fanclub nicht wieder eine Dekade auf das nächste Treffen warten muss!

Lokalität: Landhotel Ellerhof
Hagspiel 3
88175 Scheidegg
Tel. +49 8387 99160
E-Mail: info@landhotel-ellerhof.de

Montag, 11. Juli 2022

In die Falle gegangen ***

 


 













Hoch überm Alpsee lockt die Bärenfalle, die man entweder entspannt schaukelnd per Sessellift oder im Schweiße seines Angesichts nach einem 60minütigen Fussmarsch erreichen kann. Je nach Gusto erwartet einen oben - in einer perfekt idyllischen Hütten-Inszenierung - entweder ein Kässpatzen- oder Kaiserschmarrn-Paradies. Extrem-Kulinariker verfallen wohl beidem. Doch Achtung: downhill geht´s nicht immer magenfreundlich mit dem rasanten Alpsee Coaster.

Menge: einen beachtlichen - in Umfang und Volumen skalierbaren - Holzzuber voll
Spätzle: im Show-Cooking-Verfahren live vor den Augen der Gäste gehobelt
Käse: die österreichische Sennerei Sibratsgfäll aus dem Bregenzerwald liefert den 6 und 12 Monate gereiften Bergkäse
Zwiebeln: leider die crispy Fertigtrockenvariante, was sicherlich dem hiesigen Standort geschuldet ist
Viskosität: geschmeidig, mit langen Käsefäden
Beilage: keine - man hat schon mit der Spätzleportion zu kämpfen
Zubereitungszeit: wenn alle Bestandteile vorbereitet sind, erfolgt das Finishing innerhalb weniger Minuten
Abgang: eine Buttermilch unten im Tal beschleunigt das Verfahren
Preis: 12,90 Euro
Bewertung: Eine optisch und geschmacklich beeindruckende Leistung, wenn man die begrenzten Möglichkeiten einer Berghütte bedenkt. Natürlich vermissen wir einen Salat - doch war der hier oben überhaupt im Angebot?

Lokalität: Berghütte Bärenfalle
Ratholz 24
87509 Immenstadt im Allgäu
Tel.: 0049 8325 389
E-Mail:
info@berghuette-baerenfalle.com

Samstag, 25. Juni 2022

Ingeborg-Bachmann-Gedächtnisessen ****

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 

Lukullisch Leichtgläubige mögen wohl ein Verwandtschaftsverhältnis zwischen Schwäbischen Kässpätzle und Kärnter Kasnudeln vermuten, was jedoch auf nur wenige Bestandteile zutrifft. Denn spätestens beim Servieren wird sich der Spätzialist verwundert die Augen reiben. Kommt die Kasnudel doch eher maultaschenartig daher, mit einem gedrechselten Rücken und zuweilen aufgestellt wie der legendäre Lindwurm auf dem Neuen Platz.

Ob Ingeborg Bachmann der Kasnudel kulinarisch zugewandt war, ist uns nicht überliefert. Doch just am Abend ihres 96. Geburtstages widmen wir der Klagenfurter Schriftstellerein ein tapferes Gedächtnisessen, umgeben von speisenden Literaten des aktuellen Bewerbs und ganz in Fußlaufnähe zum einstigen Bachmann´schen Familienwohnsitz in der Henselstraße.

Menge: was auf den ersten Blick harmlos aussieht, entpuppt sich als mächtige, mächtige, mächtige Portion
Spätzle: die vermeintliche Nudel fungiert lediglich als Hülle
Käse: der Käse ist eher eine Mogelpackung und wird aus gekochten Erdäpfeln und Topfen zusammengemengt
Zwiebeln: keine, doch der Variantenreichtum sieht auf Wunsch geröstete Grammeln als Beigabe vor
Viskosität: trockenes Innenleben, dafür in einem varitablen Buttersee schwimmend
Beilage: ein sehr frischer, knackiger, allerdings etwas schwer zu bändigender grüner Salat
Zubereitungszeit: im beeindruckend illuminierten Landhaushof, umgeben von literarischer Prominenz, vergessen wir komplett die Zeit
Abgang: hier hilft selbst ein gepflegter Willi der örtlichen Brennerei Pfau nur noch bedingt
Preis: 12,90 Euro (inkl. Beilagensalat)
Bewertung: Vorsicht: wer schon die klassischen Kässpätzle als schwer verdauliche Kost ansieht, dürfte mit dieser mehr als herzhaften Speise zu kämpfen haben. Doch die handwerklich und aromatisch versierte Ausführung (mit der sogenannten Nudelminze - vulgo Mentha austriaca - verfeinert), sowie das beeindruckende Ambiente des Gasthauses, verleiten uns zu hoher Punktezahl.

Lokalität: Gasthaus im Landhaushof
Landhaushof 1
9020 Klagenfurt am Wörthersee
Tel. +43-463-502363
E-Mail: office@gasthaus-im-landhaushof.at

Donnerstag, 9. Juni 2022

Wo einst der Kini speiste ***

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Will man den Annalen Glauben schenken, hat schon der Kini (Ludwig II) auf dem Weg vom Starnberger See nach Hohenschwangau hier Station gemacht und mit Freuden gespeist. Nur unwesentlich später gefolgt von Karl Carstens und Franz Joseph Strauß. Bei so viel vergangener Prominenz wagt man kaum, ein Bein in die historischen Gemäuer zu setzen. Zumal die Ursprünge als "Tavernwirtschaft" bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen. Nach zahlreichen Bränden, An- und Umbauten, Besitzer- und Pächterwechsel scheint das Haus allerdings seine besten Zeiten gesehen zu haben.

Menge: reichlich
Spätzle: kompakte Knöpfle, wie es hier üblich ist
Käse: eine Mischung aus Gouda und Emmentaler
Zwiebeln: jede Menge Fertig-Röstzwiebeln als crunchy Topping
Viskosität: fädenziehend
Beilage: durchweg frische Zutaten krönen den herzhaft gewürzten Salatteller
Zubereitungszeit: zwischen dem Auftragen des Beilagensalats (nach 10 Minuten) und den Kässpätzle (nach 30 Minuten) schafft es die Wirtin tatsächlich noch, Unmengen von Gläsern zu spülen
Abgang: wohlig
Preis: 11,90 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Man besuche dieses historische Gasthaus in prominenter Lage am besten, so lange es noch bespielt wird. Neben herzhaften Speisen lockt ein hoher Skurrilitätsfaktor. Details werden nicht verraten!

Lokalität: Gasthof zur Post
Markplatz 1
86989 Steingaden
Tel.
08862/203
E-Mail: gasthof-zur-post@msn.com

Samstag, 23. April 2022

Zwischen Stechbeitel und Stemmeisen ****

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Als Ph. Pfeiffer vor über 100 Jahren an diesem Ort eine florierende Schreinerei betrieb, war die Arche des Geschmacks noch nicht erfunden, sonst hätte er vermutlich eifrig daran gezimmert.  Neben indigenen hessischen Speisen wie Grie Soß oder Handkäs mit Musik werden hier heutzutage auch beliebte Spezialitäten anderer Gegenden serviert: Schweizer Raclette, schwäbische Spätzle oder ein leckeres Früh Kölsch.  Das ergibt ein erstaunlich harmonisches Crossover der herzhaften Regionalküche.

Wer zur abendlichen Primetime noch einen freien Platz an einem der Hobelbänke in der Werkstatt oder draußen im ehemaligen Holzlager ergattert, darf sich glücklich schätzen. Zum Fäustel oder zum Stemmeisen muss hier allerdings keiner mehr greifen.


Menge: eine ansehnliche Handwerkerportion
Spätzle: die obligatorische Frage nach dem Herstellungsmodus ersparen wir uns, obwohl die Teigwaren überzeugend authentisch wirken
Käse: während die wendige Servicedame irgendeinen Mix vermutet, glauben wir in den Tiefen einen Doppelrahmfrischkäse mit Meerrettichgeschmack herauszuahnen
Zwiebeln: die knurpselige Variante
Viskosität: etwas zu cremig
Beilage: standardmäßig keine - es empfiehlt sich ein bunter Beilagensalat mit hart gekochtem Ei
Zubereitungszeit: 1 geschlagene (aber gottseidank kurzweilige) Stunde, bis das gesamte Arrangement auf dem Tisch steht
Abgang: wer Blähungen befürchtet, kann auf eine beeindruckende Digestivauswahl zurückgreifen: geradezu Kultcharakter haben der rotschillernde Erdbeerschnaps oder das Mispelchen auf Calvados
Preis: 9,20 Euro (für die Käsespätzle) + 3,90 Euro (für den Beilagensalat)
Bewertung: Der hohe Originalitätsfaktor dieser einzigartigen Location und ein engagierter, sportlich ambitionierter Service machen die langen Wartezeiten eindeutig wieder wett.

Lokalität: Schreinerei Pfeiffer
Audenstraße 6
61348 Bad Homburg
Tel.: 06172/20168
E-Mail: info@schreinerei-badhomburg.de

Mittwoch, 20. April 2022

Zom Essa in dr Keller ganga ***

 


 

 

 

 

 

 

 


Man kreuze eine krude Mischung aus schwäbischen Altherrenweisheiten und englischen Wortneuschöpfungen, aus bürgerlichem 80er-Jahre-Ambiente und modernem Lichtdesign - fertig ist the ratskeller. Die hippste Location seit der Untertunnelung des Stuttgarter Rathauses. Nur Ewig-Gestrige werden dem verwinkelten, plüschigen, verhangen düsteren Vorgängerlokal hinterherweinen.

Menge: ohne zusätzlichen Beilagensalat etwas dürftig
Spätzle: von unterschiedlicher Dicke und Mehligkeit
Käse: die Karte sagt: Bergkäse / der Ober sagt: Emmentaler
Zwiebeln: diese spiraligen Kunstwerke sind ein echter Eye-Catcher
Viskosität: leicht cremig
Beilage: da keine vorgesehen sind, bestelle ich einen Beilagensalat extra: obwohl er als "eher grüner" Salat firmiert, besticht seine ausgewogene Farbenfreude
Zubereitungszeit: so kurz, dass es kaum für einen Toilettengang reicht
Abgang: sättigt nur bedingt
Preis: mit 17,20 Euro für das Gesamtarrangement (13,20 Euro + 4,00 Euro) ist die Schmerzgrenze fast schon überschritten
Bewertung: Anerkennung für die optisch ambitionierte Gestaltung der Speisen durch eine flinke, fingerfertige Küchenbrigade. Die Preisgestaltung sollte allerdings noch etwas überdacht werden.

Lokalität: the ratskeller
Marktplatz 1
70173 Stuttgart
Tel.: 0711/58535100
E-Mail: info@theratskeller.de

Sonntag, 3. April 2022

Spätzle im Holzfass ****




 

 

 

 

 

 

 

Nicht zu leugnen: die Pandemiezeit hat auch Positives hervorgebracht. Wie die heimeligen Holzfässer vor dem Ochs´n Willi, in denen man gut behütet, beheizt und belüftet ganz im eigenen Kreise speisen und vor sich hindümpeln kann. Ein sicherlich bleibender Renner - auch über den heutigen "Freedom Day" hinaus.

Die Gaststätte selbst frönt jedoch noch immer dem vergangenen Geist der Seventies. Vom orange-roten Retro-Schriftzug bis zum rustikalen Rauhputz über den Eckbänken. Das gefällt nicht nur den Silver Agern unter den Gästen. 

Menge: zusammen mit einem opulenten Salatteller nicht zu wuppen - das Gros muss eingepackt werden
Spätzle: grazil und fein ziseliert
Käse: eine geglückte Liaison aus Emmentaler und Gouda
Zwiebeln: reichlich, knusprig, würzig
Viskosität: ganz wie ich es mag: fluffig leicht unter kross gebräunter Oberfläche
Beilage: an einem beeindruckend meterlangen Büffet darf sich der Gast einen üppigen Salatteller nach eigenem Gusto zusammenstellen (der in meinem Falle schon als Mahlzeit für sich gelten kann)
Zubereitungszeit: die Küchenbrigade scheint im Akkord zu arbeiten!
Abgang: tadellos
Preis: 13,80 Euro (inklusive Salatteller) / 8,90 Euro solo
Bewertung: Hier kann man nicht nur Riesenhaxe mit Sauerkraut, sondern auch "was B´sonder´s". Extrapunkte für den wunderbar schlonzigen Kartoffelsalat aus der Sorte "Belana".

Lokalität: Ochs’n Willi
Kleiner Schlossplatz 4
70173 Stuttgart
Tel.: 0711/2265191
Email: info@ochsn-willi.de

Samstag, 5. März 2022

Nagolds schönstes Wahrzeichen ****

 



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Vor 200 Jahren wäre ich wohl hoch auf dem gelben Wagen übers Kopfsteinpflaster zur hiesigen Poststation gerumpelt worden. Und hätte vermutlich in den Kutscherstuben kaum etwas Habhaftes zwischen die Zähne bekommen. Mehrere große Feuersbrünste, die Ernennung zur Amtsstadt, eine Gemeindereform und eine Landesgartenschau später erstrahlt die Alte Post(station) in herrlich renoviertem Glanz und hat sich zum schönsten Wahrzeichen Nagolds entwickelt. Zu einem Ort regional-kulinarischer Genüsse obendrein.

Menge: einem hungrigen Postkutscher angemessen, doch meine eigenen Kapazitäten übersteigend (so dass die Hälfte eingepackt werden muss)
Spätzle: ein sichtliches Hausmacherprodukt
Käse: eine Spezialmischung mit Emmentaler und Bergkäse
Zwiebeln: reichlich und rezent geschmälzt
Viskosität: prall und kompakt, anfänglich noch zähe Fäden ziehend
Beilage: ein duftig-luftiges Arrangement aus Blattsalaten, frischer Kresse, feinen Möhrenstiften, etwas Kartoffelsalat und einem überflüssigen, da geschmacklosen Tomatenviertel
Zubereitungszeit: kaum länger als eine Viertelstunde
Abgang: wohltuend
Preis: 11,50 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: regionale Speisen in hochwertiger Ausführung, sorgsam zubereitet und serviert, umgeben von einem gediegenen Ambiente. Besonderer Eye-Catcher: weinrote Ledersets (vom örtlichen Innenausstatter Ehniss) und zeitlose Sitzmöbel von Walter Knoll.

Lokalität: Alte Post
Bahnhofstraße 2
72202 Nagold
Tel. 0 74 52 / 8 45 00
E-Mail: info@altepost-nagold.de

Mittwoch, 2. März 2022

Das Käpsele vom Käppele ***

 



 








Take-away hat in den letzten beiden Jahren einen wahren Boom erlebt. Obwohl Kässpätzle nicht unbedingt zu den transport- und warmhaltefreudigsten Speisen gehören, wagen wir einen erneuten Versuch beim Tagesessens-Angebot einer sehr geschätzten örtlichen Metzgerei. Die dort angepriesenen Schwarzwürste und Landjäger sind fast schon zum Kultstatus aufgestiegen. Zwischen 11:00 und 11:30 Uhr muss das beliebte Ladenlokal beinahe wegen Überfüllung geschlossen werden. Und das am Aschermittwoch, zu Beginn der Fastenzeit.

Menge: in der proppevoll gepackten Menüschale liegt das Spätzlevolumen von zwei tiefen Tellern
Spätzle: schlanke Fertigware, apart von einzelnen grünen Nudeln durchzogen
Käse: eine Mischung von allem ("das schmeckt am besten"), verkündet die emsige Dame hinter der Theke
Zwiebeln: reichlich soft und blond geschmälzte Zwiebelwürfelchen
Viskosität: tendenziell cremig, beim Aufwärmen grisselig, mit hohem Adhäsionsfaktor
Beilage: ein leider dürftiger, jedoch knackig frischer Beilagensalat aus Eisbergsalat, Gurken- und Tomatenwürfeln mit etwas zu viel Sahnedressing
Zubereitungszeit: wird neben dem riesigen Angebot an Fleisch- und Wurstwaren wie nebenbei auch noch im Laufe des Vormittags hergestellt
Abgang: kompakt
Preis: unschlagbare 6,90 Euro (inklusive Beilagensalat und Verpackung)
Bewertung: Trotz angenehmer Würze und solider Mainstreamtauglichkeit, trotz zuvorkommendem Service und supergünstigem Preis liegt unsere Präferenz doch weiterhin bei den Schwarzwürsten. 

Lokalität: Metzgerei Andreas Hermann
Am Käppele 5
71032 Böblingen
Tel.:  07031/227186
E-Mail: metzgerei-hermann@t-online.de

Donnerstag, 3. Februar 2022

Trainspotting auf der Schönbuchlichtung ***



 

 

 

 

 

 

 

 

Welch Glücksgriff der Schilling-Umzug nach Holzgerlingen doch war! Mit noch größerer Reichweite bewegt sich die neue Klientel irgendwo zwischen Training (erhitzte Seniorenwandergruppen nach einer Schönbuchdurchquerung) und Trainspotting (sektschlürfende Mädelsrunden, auf Bahngleise blickend).

Dank gefälliger Ganztagsgastro findet wirklich jeder Gast fast rund um die Uhr seine Lieblingsspeise. Mein Wunschgericht wird bereits um 11 Uhr am Vormittag zelebriert, wenn ein paar Tische weiter noch koffeinhaltige Frühstücke gereicht werden.

Menge: diese Portion hat es in sich und ist nicht zu unterschätzen!
Spätzle: kantig, rechteckig, wie mit ausgestanztem Profil
Käse: die erfahrene Servicekraft schwankt zwischen Gruyère und Emmentaler - die Spätzialistin tippt auf letzteres
Zwiebeln: würzig angeschmelzt
Viskosität: diese phänomenale Geschmeidigkeit lässt sehr viel Fett erahnen
Beilage: ein sehr anständiger Beilagensalat aus Rucola und Radicchio, halbierter Cocktailtomate und ausgehöhlten Gurkenscheiben in sämiger Vinaigrette
Zubereitungszeit: knapp eine Viertelstunde
Abgang: wonniges Völlegefühl bis in die Abendstunden
Preis: 12,90 (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Flinker Service, geschmackvolle Gedecke, angemessene Preise, kostenlose Parkplätze und ein Bahnhof vor der Tür: alle werden glücklich.

Lokalität: Schilling am Bahnhof
Bahnhofplatz 1
71088 Holzgerlingen
Tel: 0176-74606866
E-Mail: reservieren@schilling-restaurant.de

Dienstag, 25. Januar 2022

Fleisch ist mein Gemüse ***



 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Harte Zeiten erfordern besondere Flexibilität. Die Bäckerei Raisch bietet an fast einem Dutzend  Destinationen täglich wechselnden Mittagstisch zum spontanen Vor-Ort-Genießen oder Mitnehmen. An vielen weiteren Orten gegen Vorbestellung. Aufgrund der mächtigen Mengen und der deftigen Hausmannskost avancierte das Angebot in kurzer Zeit zum Renner bei hungrigen Handwerkern und verwaisten Strohwitwern. Entgegen aller Vermutungen liegt der Schwerpunkt allerdings nicht bei Mehlspeisen.  So nehmen wir ausnahmsweise auch mal Fleischlastiges in Kauf - und mit nach Hause.

Menge: diese Portion reicht glatt für Zwei
Spätzle: kugelige, feste Knöpfle
Käse: leider nicht zu eruieren
Zwiebeln: die stecken eher in den Beilagen
Viskosität: wie geschmiert
Beilage: man glaubt es kaum: neben einem adretten Beilagensalat nach eigenem Gusto noch ein Riesentrumm von Hackbraten mit deftiger Sauce
Zubereitungszeit: unbekannt
Abgang: macht Lust darauf, den Mittagstisch zu abonnieren
Preis: unglaubliche 8,60 Euro (mit allem Drum und Dran)
Bewertung:  Beeindruckende Portionen mit herzhaften Zutaten und würzigen Aromen lassen den originären Bäcker zum veritablen Gasthaus aufsteigen.  

Lokalität: Bäckerei und Konditorei Raisch
Heckenackerstr. 3
75365 Calw-Oberriedt
Tel.: 07051/ 588620
E-Mail: info@baeckerei-raisch.de