Sonntag, 24. November 2024

Emsig werkelnde Geister **




 

 

 








Eher widerwillig erinnern wir uns an einen unbeliebten (vor)weihnachtlichen Brauch der anonymen Geschenkevergabe. So legen wir unmissverständlich den Besuch der Wichtel Brauerei noch vor den 1. Advent. Auch wenn uns der muckelige Ort bereits mit geschäftigem Gewusel empfängt.

An rustikalen Holztischen hocken wir erwartungsfroh auf unseren Bänklein und harren der milden Gaben, die vielleicht vom Himmel fallen. Nicht umsonst befand sich auf diesem Grund und Boden einst ein Aerodrom.

Menge: viel zu mächtig für einen kleinen Wicht
Spätzle: stammen wohl von fleißigen Heinzelmännchen aus der Nudelfabrik
Käse: der dominante Sahneüberschuss unterdrückt jeden Anflug von Käse
Zwiebeln: ein beeindruckend krosses Zwiebelgewölk
Viskosität: suppig-schlonzig
Beilage: ein vorkonfektionierter Beilagensalat mit überflüssigem Mais, einer ausgetrockneten Gurkenscheibe und einem degoutanten Tomatenachtel
Zubereitungszeit: elfengleich serviert uns die liebreizende Service-Maid schon nach kurzer Zeit das beeindruckende Mahl in einem gusseisernen Pfännlein
Abgang: der heroische Verzicht auf einen Digestif hat stundenlanges Magengrimmen zur Folge
Preis: 13,40 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Optisch ein Augenschmaus, doch geschmacklich eher enttäuschend. Dennoch herzlichen Dank an die emsig werkelnden Geister.

Lokalität: Wichtel Hausbrauerei
Graf-Zeppelin-Platz
71034 Böblingen
Tel: 07031 - 306 98 99
E-Mai: boeblingen@wichtel.de

Mittwoch, 20. November 2024

Toller Teller ****

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Beharrlichkeit zahlt sich aus. Als langjähriger Buchwochen-Fan und (Haus der) Wirtschaft-Besucher entdecke ich endlich eine Kässpätzle-Hauptspeise im gastronomischen Programm - zumindest auf der Wochenkarte. Zubereitet von einer multikulturell besetzten Küchen-Crew, die bereits vor Tagen ein fulminantes Kichererbsencurry hingezaubert hat. Wann immer sich die Automatiktür zur Küche öffnet, versuche ich dankbar zu winken, doch keiner schaut her. Selbst der Service glänzt durch vornehme Zurückgezogenheit.

Menge: reichhaltig und üppig - mehr als die Hälfte wird mir von der Servicedame fachgerecht in eine Polystyrol-Mitnahmebox verpackt und von der Garderobiere mütterlich mit einer Plastiktüte umhüllt
Spätzle: mal habhaft dickbauchig, mal sehnig schlank - ganz augenscheinlich Hausmacherware
Käse: beim Bergkäse-Emmentaler-Mix wurde auch mit Sahne nicht gegeizt
Zwiebeln: die vermisst tatsächlich keiner
Viskosität: unten herum sahnig-schlüpfrig, dazu krosse Salamander-Röstung on top
Beilage: endlich ein Beilagensalat, mit knackig frischem Grünzeug und einem herrlich knätschigem Kartoffelsalat
Zubereitungszeit: eine gute Viertelstunde
Abgang: angenehm gesättigt erklimme ich erneut literarische Höhen
Preis: 16,80 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Es ist nie zu spät: als vollwertige Hauptspeise mit einem frischen Beilagensalat läuft das kross überbackene Spätzlegericht zu lukullischer Höchstform auf. Das ist den Preis auch wert.

Lokalität: Logo im Haus der Wirtschaft
Willi-Bleicher-Straße 19
70174 Stuttgart
Tel.
0711/2265002
E-Mail:
Laub-Logo@t-online.de

Sonntag, 3. November 2024

Jeder Zehnte lügt **

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

"Neun von zehn Leuten mögen Schokolade," behauptet das Museumscafé von Ritter Sport. Doch der Zehnte lügt mitnichten, sondern frönt schlicht einem anderen Gusto. Und der treibt mich ganze 8 Jahre und 7 Monate nach dem letzten Essen zu einem erneuten Besuch. 

Andernorts haben sich Speisekarten, Pächter und Räumlichkeiten verändert, doch hier wurde bei gleicher Optik und Haptik nur der Preis angepasst.Wie auch der einer Tafel Schokolade. Denn Tradition ist dem Hause Ritter heilig.

Menge: rangiert nach wie vor in der Sparte "für den größeren Hunger" - den sollte man jedoch eher nicht haben
Spätzle: Convenience
Käse:  man bleibt dem Emmentaler treu
Zwiebeln: das winzige Häufchen von angeschmälzten Zwiebelstückchen ist in den Jahren nicht gewachsen
Viskosität: so smooth wie eine heiße Schokolade
Beilage: mein Geschick, die sperrigen Beilagenbestandteile aus einer quadratisch-unpraktischen Schüssel zu hieven, hat sich nicht gebessert
Zubereitungszeit: viel zu kurze 10 Minuten bei vollem Haus
Abgang: erst zwickt der Hosenbund, dann nervös der Mundwinkel
Preis: 12,20 Euro (inklusive Beilagensalat)
Bewertung: Das Essen gleicht so frappierend der Portion aus dem Jahre 2016, dass ich mir verwundert die Augen reibe. Ein Schelm, der hier ausgeklügeltes (oder geklontes?) Convenience vermutet. Mangelnde Innovationsgabe und Weiterentwicklung verleiten mich leider zum Punkteabzug.

Lokalität: Museum Ritter - Museumscafé
Alfred-Ritter-Straße 27
71111 Waldenbuch
Tel.: 07157/538169